steffen04 schrieb:
Claas schrieb:
In Norwegen wurden 44 Rehkitze mit Sendern markiert....
Hallo, Claas
nochmal die Bitte um die Angabe der Originalquelle, sonst kann ich mit deinem interessanten Beitrag leider nichts anfangen
Waihei
Steffen
WILD UND HUND 19/2006 Dr. Karoline Schmidt
Er gilt als „schlau und gewitzt" und weiß sich in nahezu jeder Situation irgendwie zu helfen. In den Fabel und Geschichten ist es deshalb auch meist der Fuchs, der die Großen und Mächtigen austrickst. Und tatsächlich haben Füchse schon viele Versuche, sie loszuwerden, überlebt. Ihr Erfolgsgeheimnis ist letztlich ihre Flexibilität ihre Fähigkeit, sich unterschiedlichsten Situationen in fast optimaler Weise anzupassen und so den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen.
Der Fuchs ist der Opportunist schlechthin, der „nimmt, was kommt". Oft kommen Mäuse. Die Kleinsäuger treten in den verschiedensten Lebensräumen regelmäßig sehr zahlreich auf, und es lohnt sich für den Fuchs, sie zu einem Hauptbestandteil seiner Ernährung zu machen.
Die Beute prägt bekanntlich die Jagdstrategie des Jägers. Entsprechend ist der Fuchs in seinem Körperbau und Verhalten an die Mäusejagd angepasst so sehr, dass er in manchem mehr an den anderen großen Mäusejäger, die Katze, erinnert als an einen Hund. Hunde jagen üblicherweise in Gruppen, auf Sicht und Witterung, vertrauen auf Ausdauer und ermüden ihre Beute in der Verfolgung. Katzen dagegen sind Einzelgänger und Pirschjäger. Sie schleichen sich an, und ihr Jagderfolg beruht auf einem Überraschungsangriff.
Bei der Mäusejagd pirscht auch der Fuchs bevorzugt auf einem „Pfad", auf dem er sich leise bewegen kann. Er ortet die Maus mit dem Gehör, duckt sich und springt sie an. Wie Katzen auch, halten Füchse ihre Beute dann zunächst mit der Braute des Vorderlaufes fest.
Im Vergleich zu anderen Mitgliedern der Hunde-Familie haben Füchse zudem relativ lange Hinterläufe, dünne, leichte Knochen und einen kleinen Magen. Daraus resultiert ein relativ geringes Körpergewicht auch eine Anpassung daran, Mäuse mit einem Satz zu erwischen.
Der Fuchs ist zwar ein guter Mäusejäger, aber nur etwa jede vierte seiner Jagden auf Kleinsäuger ist erfolgreich. Mäuse sind klein und schnell und können deshalb dem Angriff oftmals ausweichen. Sie sind also durchaus keine „leichte Beute". Darüber hinaus muss der Fuchs beim Mäusefang vor allem in der Zeit der Welpenaufzucht so oft wie irgend möglich erfolgreich sein. Denn eine derart kleine Beute gibt wenig her. Die Masse macht's.
Wenn Füchse also „von einem Festmahl träumen", dann wohl nicht von Mäusen, sondern viel eher von ... Rehkitzen! Für den Fuchs liegen die Kitze zunächst, wie das sprichwörtliche Glück, quasi auf der Straße. Dadurch, dass sie weitgehend regungslos sind und kaum eigene Wittrung abgeben, sind sie zwar nicht leicht zu finden, aber es lohnt, gezielt nach ihnen zu suchen. Denn Mäuse wiegen nur zirka 30 Gramm, Rehkitze in der Frühphase hingegen etwa 1 000 Gramm also mehr als das 30fache.
Für Füchse muss die Insel Jöa deshalb in den Sommermonaten ein kulinarisches Paradies sein. Die Insel liegt an der Westküste Norwegens und entspricht einem annähernd idealen Rehwildlebensraum: Der Flickenteppich aus Feldern, Viehweiden, Hecken und Waldstücken bietet bei mildem Klima Äsung im Überfluss. Doch geht in diesem Rehhimmel der Meister Reineke als roter Teufel um. Norwegische und schwedische Wildforscher haben dort das Schicksal von Rehen von der Geburt bis zum Ende des ersten Lebensjahres verfolgt. Die Kitze wurden für die ersten zwei Lebenswochen mit einem zarten, elastischen Halsband mit einem winzigen Sender markiert, das später gegen ein größeres, dehnbares Halsband mit einem etwas größeren Sender ausgetauscht wurde. So verfolgten die Forscher in Norwegen innerhalb von 18 Jahren (1986 bis 2004) das Schicksal von 836 Kitzen und konnten gegebenenfalls auch die Todesursache feststellen.
Auf der Insel Jöa überlebte exakt die Hälfte der 44 markierten Kitzen die ersten beiden Lebensmonate nicht. Dabei wurden alle 22 Kitze von Füchsen erbeutet! Andere Todesursachen wurden nicht festgestellt. Eine Mosaiklandschaft aus Feld und Wald ist eben auch für Füchse attraktiv. Vor allem, wenn dort leichte und ergiebige Beute zu machen ist. Denn die Art und Weise, wie Kitze Feindvermeidung betreiben bewegungslos eingerollt, weitgehend ohne Eigenwitterung und in ihrer Fleckendecke gut getarnt , wird als Überlebensstrategie dann zum Bumerang, wenn viele Kitze im selben Gebiet dasselbe tun. Denn dann lohnt es für den Jäger, sich auf diese leichte, ergiebige Beute vorübergehend zu spezialisieren.
Auch in anderen guten Rehwildlebensräumen mit hohen Dichten fanden die Forscher heraus, dass die meisten Kitze, die den Sommer nicht überleben, von Füchsen erbeutet werden.
In einem anderen Untersuchungsgebiet in Norwegen kamen 42 Prozent der markierten Kitze nicht durch den Sommer. 64 Prozent davon wurden von Füchsen erbeutet. In einem sehr guten Rehwildhabitat in Schweden überlebte die Hälfte der 354 markierten Kitze die ersten zwei Monate nicht. 85 Prozent davon insgesamt also 150 Kitze gingen auf das Konto der Füchse. Entsprechend ändern sich in diesen guten Rehwildbiotopen die Überlebensraten der Kitze, wenn die Fuchsdichten variieren.
Rehkitze in großer Zahl verwandeln ein Fuchsrevier allerdings nur für einige wenige Wochen in ein Schlaraffenland. Füchse machen sich kurzfristig sehr gute Nahrungsquellen länger nutzbar, indem sie Verstecke für ihre Beute anlegen. So vergraben die skandinavischen Rotröcke zunächst mehr oder minder viele der erbeuteten Rehkitze.