Fleischjagd negativ?

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Wutach hat mal die Frage angeschnitten, und ich denke es ist ein eigenes Thema wert.
Ich persönlich halte von dem ganzen Trophäenzeug nicht viel. Wers will solls haben. Aber der ganze Aufwand und Ärger und Streit wegen den Knochen an der Wand?
Wenn mir heute in einer Rotte ein Keiler mit 150 kg kommt, so wird sicher ein Frischling geschossen. Mit dem weiß ich was anzufangen. Bei dem dicken hätte ich 3 Zentner Müll, ein paar Zähne und ne riesen Schwarte mit der ich nicht weiß wohin.
Oder den 35. Knopfer abkochen? Wozu? Wenns von mir aus noch ein abnormer ist oder ein herrlicher Sechser. Auch ok. Aber wie gesagt wozu die Arbeit mit dem Knopfer, der nachher sowieso wieder in irgend einer Kiste landet oder hinterm Kamin hängt wo ihn niemand sieht. Mit dem Kitzbock macht man doch auch nicht den Aufwand, oder der alten heimlichen Geiß, die einen ne Menge Zeit gekostet hat bis man zum Schuß kam.
Ich habe hier eine herrliche Jagdmöglichkeit, bei der allerdings keine Böcke frei sind. Macht mir nichts aus. Im Gegenteil, brauch mich schon nicht drum streiten.
Meine Andenken hab ich im Kopf und die Erlebnisse vergess ich trotzdem nicht. Dazu brauch ich keine Aufhänger. Ein Tagebuch in dem das alles festgehalten wird, sagt mir wesentlich mehr.

Wie seht ihr das so?

WH auch den Trophäenjägern.
 
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Servus,

grundsätzlich Zustimmung. Allerdings soll es doch jeder so halten wie er will.

Ich bin überwiegend Fleischjäger, kann mich an einer Trophäe (das könnte auch der Unterkiefer einer alten Geiss sein) aber auch freuen, wobei deren Größe etc. aber nicht das Entscheidende oder wichtige ist. Sie steht für mich aber nicht im Mittelpunkt meines jagdlichen Handelns, daß ist wohl eher das "Beutemachen" an sich.

Was mich an mir selbst wundert ist, daß mich Abwurfstangen oder -gehörne durchaus faszinieren können (wenn ich auch nicht aktiv oder gezielt danach suche).

Pfüad Euch

[Dieser Beitrag wurde von Bratljaga am 21. Mai 2001 editiert.]
 
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ich muß immer wieder was mit nach hause bringen - geweihe sowieso, aber auch die jeweils größte sauschwarte, eine schöne fuchsdecke... etc. bin halt nicht nur jäger sondern auch sammler. da hängen erinnerungen dran und es ist deko (geschmackssache).

bei den hörnchen ist es aber auch eine information für meine mitjäger. mich interessiert auch, was die so schiessen.
 
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Der Ursprung der Jagd liegt in der Fleischversorgung zur Sicherung des eigenen Überlebens sowie im Herstellen einer maximalen Sicherheit (Schutz vor Raubtieren). Auch der Aberglaube spielte eine Rolle. Sicherlich haben sich viele Dinge verändert, aber für mich persönlich ist der Jährlingsbock von höherem Wert als der uralte Sechser (obwohl ich auch an diesem Freude habe). Die meisten Jäger, die ich bisher kennenlernen durfte, handeln nach dem Motto: Jährlingsbock: Eigener Gefrierschrank, Gehörn aufs Brettchen; Uralter Sechser: Fremder Gefrierschrank, Gehörn aufs große Brettchen.

Öko-/Bio-Viehwirtschaft hin oder her, Wild ist das einzige Fleisch aus der Natur! Und bevor ich zum Spargel einen norwegischen Farmlachs nehme, verarbeite ich lieber eine Rehkeule in zarte Schnitzel .... Aber da Wild kein "Convenience Product" ist, wird gerne auf die verpackte, in der Regel eher degenerierte Fleisch- / Fischware zurückgegriffen. Wild als Nahrungsmittel ist nicht nur eine Alternative, sondern ein Maßstab - woraus natürlich auch ein Erfordernis hinsichtlich der Behandlung dieses Nahrungsmittels erwächst.

Kurz zur "Auslands-Trophäenjagd": Ich habe mir sagen lassen, daß an den Trophäen (meist) eine Menge Fleisch hängt, das von den Ortsansässigen gerne verzehrt wird!

Per Saldo: Fleischjagd - JA! Trophäen werden ggf. gerne in Kauf genommen.

[Dieser Beitrag wurde von wilderer am 21. Mai 2001 editiert.]
 
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die wildpretjagd wird meist nur von den jaegern geschaetzt die dieses auch selbst verwerten
ich selber verfuege ueber einen kuehlraum einen ordentlichen verarbeitungsraum und alles einwandfreie wildpret wird verwertet der rest fuer den hund verarbeitet

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maa
 
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Ich esse unheimlich gerne Wild (liegt vielleicht auch an der Kochkunst meiner Frau) und verwerte einiges selber. Deshalb sehe ich auch den "alten" Bock nicht so als oberstes Hegeziel. Wenn an einem guten Braten eine gute Trophäe hängt, ist das nett, aber nicht unbedingt erforderlich. Die meisten Stücke sind ohnehin Kitze.
 
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Ich komme gerade von einem 3-Tage Jagdausflug in die Vorderrhön zurück -ohne Beute!

Das trifft meinen einladenden Freund viel mehr als mich : Der Weg ist das Ziel, und die Freude an der Jagd macht die Jagd selbst:
Das bestätigen von Wild mit Hilfe der Pirschzeichen, der Ansitz, das Pirschen als solches.

Natürlich ist der Erfolg die Krönung der Jagd, wer aber nur diesen sieht ist Schießer, nicht Jäger.

Da ich aber gleichzeitig begeisterter Hobbykoch bin, erfreue ich mich sehr am Wildbret der erlegten Stücke.

Das größte jedoch ist die erjagte Trophäe, die ich gerne an die Wand hänge.

Ihr Erinnerungswert überdauert den Genuss des Wildbrets, ihre Verarbeitung ergänzt die Erlebnisse der Jagd, ihre Schönheit und Einzigartigkeit erfreut mich, sooft ich sie anschaue.

Wenn jemand die Trophäe achtlos verkommen lässt, so fehlt ihm ein Teil des Jagdgefühls, des dauerhaften Jagdglücks .

Auch ich schätze die Jagd auf die heimliche Geltgeiß hoch ein, aber das Höchste für den Niederwildjäger ist nun einmal die Bockjagd .

Und wer die Rehkrone nicht achtet, der soll Füchse schießen und sie vergraben, soll sich Kitze und weibliches Wild zu eigen machen und die Böcke denen überlassen, die die Trophäe begehren und ehren.



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Sentinel
 
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Hm, Senitel,
ein Teil meines Jagdglücks ist auch dauerhafter als mir lieb ist (Bauch)! Ich bin ebenfalls bekennender Fleischjäger und ziehe deshalb die etwas jüngeren Jahrgänge vor.
Das heißt nicht, dass ich die Trophäen vergammeln lasse (die müssen zur Knochenparade anwesend sein) aber... .
Trotzdem auch Wh an die Trophäensammler!
rolf
 
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mösch waldschrat, und ich dachte immer nur die Meinige kocht gut
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Obgleich auch ich sehhhrrr gern Wild esse (insbesondere abends, heimlich, von der UNTERSEITE des Bratens, aus der Pfanne stibitzen
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), kann ich für mich persönlich den Antrieb zur Jagd nicht auf´s "Futter beschaffen" reduzieren.

Naja, in Zeiten, in denen man für alles einen "Grund" haben - alles sinnvoll (nützlich) sein muß - um die Freizeitaktivitäten (Mountenrafting, Drachenfliegen, Bierseidelsammeln, ...) rechtfertigen zu können, kann eben bei dem einen oder anderen auch die Nahrungsbeschaffung als Begründung herhalten.

Mir persönlich reicht dies nicht!
Auch die regulatorische Jagd ist sicher notwendig - ich erkenne dies auch an und praktiziere sie ebenfalls, aber: Für mich hat Jagd vor allem zwei Aspekte:

1.) Naturerlebnis: Natur entdecken, erleben und gestalten (vielleicht hätte ich wohl doch besser Bauer werden sollen?)

2.) Passion und Beutemachen

Obwohl auch ich ein paar (wenige) "Knochen" an der Wand hängen habe, ist dies garantiert nicht mein Antrieb zur Jagd zu gehen - hängt aber vielleicht auch mit dem Umgang und der jagdlichen Prägung zusammen.

Vielleicht ist für manche Jäger (Jagdscheininhaber) Jagd auch eine Möglichkeit sich von der grauen Massen abzuheben - deshalb werden dann auch räpräsentative (teure!!!) Aushängeschilder "angeschafft", wie z.B.: Revier mit 7
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Schalenwildarten, XXXXX CIP Trophähen vom Hirsch , Range Rover, Handgefertigte 50 TDM Flinte, ....

Mag sein ich pflege Sozialneid und/oder Vorurteile, aber ich schaue beim Jäger eher auf die Einstellung als auf das (neudeutsch) Equipment - und keine Einstellung ist auch eine.

Aber immer noch besser man versteht Jagd als Naturnutzung (oder ganz modern: Nutzung nachwachsender Rohstoffe
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) denn als In-Sportart oder Repräsentationspflicht.

In diesem Sinne:

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Horrido und allzeit Weidmannsheil
Thoralf




[Dieser Beitrag wurde von Horrido1964 am 22. Mai 2001 editiert.]
 
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Sauenjäger!
Du schreibst mir aus der Seele.

Die Trophäe meines allerersten Bockes lag schon samt Haupt und Decke in der Mülltonne.
Bin dann einen Tag später (Hochsommer -> wie unangenehm...) nachgestiegen und habe sie präparieren lassen ( 25,-- DM auf´s Brettchen) um den diesbezüglichen Fragen meiner Mitjäger bestehen zu können. Sowas nennt man glaub ich Gruppendruck... .

Werde es auch in Zukunft so machen (ohne das Wühlen in der Tonne), allerdings hätte sicherlich die eine oder andere clevere Geiß auch Ihren Ehrenplatz verdient, ja hätte... .

Ansonsten bin ich bekennender Fleischjäger,
was sonst?

Aber wie Bratl schon sagte, jeder so wie er will.


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wmh
Wutach

FWR, ich bin drin...
 

GL

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Hallo in die Runde,

gestern morgen um 20 vor 6 war es wieder soweit, als der Frühnebel jäh aufriss und ich das vermeintliche Schmalreh als Knopfbock ansprechen konnte. Der dritte seit 1. Mai, ebenso mager wie die beiden anderen -aufgebrochen knapp 9 Kilogramm. Aber bestimmt zart und lecker.
Ja ich bin auch ein bekennender Fleischjäger, und der 30 Kilo Frischling (möglichst weiblich) ist mir auch lieber als ein alter Bassen. Und was ist zarter als ein Stück Rotwild vom Kalb aufwärts bis zum Junghirsch vom zweiten Kopf?
Dennoch: Auch der dritte Knopfer wird sich auf dem Brettchen neben den bisherigen dieses Jagdjahres an der Wand einreihen. Und ich weiß genau, dass noch zwei weitere durchs Revier laufen.

Vielen von euch geht es wahrscheinlich ebenso. Wenn ich die Gehörne sehe, dann ist mir auch das einzelne Jagderlebnis wieder präsent - viele Unterkiefer von Ricken und Schmalrehen selbst geschickt präsentiert halten die Erinnerung an das individuelle Jagdereignis bedeckt.
Ist die Natur nicht grausam
wink.gif
?

Waidmannsheil

Georg
 
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Servus Georg,

Du hast es, zumindest was mich betrifft,bzw. wie ich es handhabe auf den Punkt gebracht.

Pfüad di
 
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Moin zusammen,

auch die Trophäe und das Abkochen gehöhren meiner Meinung zur Jagd, und so auch zum Verwerten. Selbst Naturvölker sammeln Trophäen und hängen diese auf. Der Riesen-Muntiak in Vietnam wurde vor wenigen Jahren entdeckt, da Forschen in einer Eingeborenenhütte die Trophäe gesehen haben.

Bälge, Schwarten und Decken sind auch Trophäen und gleichzeitig nützliche Verwertung als Wandschmuck oder Bodenbelag. Ich finde es manchmal schade eine Decke wegzuwerfen, aber alles kann man eben auch nicht gerben.

Ich kann mich auch über eine Abwurfstange freuen, die ich gefunden habe. Ohne direkt danach zu suchen.

Aber eins würde ich nie tun, die Trophäe über das eigentliche Ziel zu setzen: Einen gesunden Wildbestand zu erhalten!

WH
Moorerpel
 
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Für mich hat die Jagd so viele Facetten, daß ich sie nicht auf den einen oder anderen Aspekt reduzieren möchte.

Vorallem ist es das Erleben von Natur. Beobachten, Pirschzeichen suchen und finden, daraus Rückschlüsse ziehen und sich stolz freuen, wenn sie sich bestätigen.

Es ist aber auch Passion und die Lust an der Beute. Das macht die heimliche Geltgeis hoch interessant.
Es steht aber für mich rein emotional die Verwertbarkeit ganz oben. Ich fühle mich einfach nicht gut, wenn ich wahllos schieße. Der Sommerfuchs ist für mich eher eine Überwindung, weil ich nicht so genau weiß, was ich mit ihm anfangen soll. Wie gesagt rein emotional.

Als Hobbykoch krieg ich natürlich schon Hunger, wenn ein junger Rehrücken aus dem Unterholz auftaucht
smile.gif
, was ihm dann auch zum Verhängnis werden kann
smile.gif
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Die Trophae will ich aber auch nicht außer acht lassen. Sie hat für mich vorallem Erinnerungswert. Es kommt dabei nicht auf die Größe an, sondern wenn ich zu meinem häuslichen Schreibtisch gehe, dann hängt sie da und sofort ist mir das jagdliche Erlebnis wieder präsent. Das ist schön und so möchte ich es haben.
Allerdings 30 Knopfböcke an der Wand wären auch nichts für mich. Ich sollte sie schon irgendwie optisch unterscheiden können.
 
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28 Jan 2001
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Sentinel:
Und wer die Rehkrone nicht achtet, der soll Füchse schießen und sie vergraben,
<HR></BLOCKQUOTE>

Genau damit habe ich Probleme emotionaler Art. Ich weiß ja, dass es nötig ist, aber wenn ich den Fuchs nicht wenigstens zur Untersuchung abliefern kann, hilft mir auch die Abschußprämie nicht darüber hinweg, die es bei uns noch gibt.

Dieses Schießen und Entsorgen weckt immer noch üble Erinnerungen an die unselige Zeit nach Chernobyl, als ich frisch und froh auszog, meine ersten Rehe zu erlegen und in meinem Ausbildungsforstamt 1/3 der Strecke bestenfalls als Futter im Zoo verwendet werden konnte. Da war irgendwie die Freude über die Erlegung nicht so recht da, wenn man erstmal 600 g reines Muskelfleisch einschicken und abwarten musste, ob der Daumen nach oben oder unten zeigt.
 

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