Erste-Hilfe bei der (Drück-)Jagd

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Nicht nur aus Anlaß der bevorstehenden Herbstgesellschaften: Ein Thema, das einen 10, 20 Jahre vielleicht und hoffentlich ein ganzes Jägerleben lang nichts angeht - dann aber doch irgendwann und zwar lebenswichtig werden kann.

Wir haben das Thema bisher eher nur angerissen:

Notfall im Revier - Wer kann helfen?

Erste-Hilfe-Kurs für Jungjäger

Einer schrieb treffend, daß die meisten im Zweifel gar nichts machen, aus Angst, etwas Falsches zu tun und eher das Eintreffen der Rettungskräfte abwarten - wobei wertvolle Zeit verstreicht.

Im aktuellen Ausrüstung für die Drückjagd werden gute Tipps gegeben. Nur schaut da keiner mehr rein, der einschlägige Ratschläge sucht.

Können wir das also einmal auf einen Nenner bringen und vor allem durch praktische Tips von Profis, die wir ja hier im Forum haben, möglichst umfassend erweitern?

<UL TYPE=SQUARE><LI>Was mache ich ganz konkret bei den unterschiedlich denkbaren Schußverletzungen (Schrot oder Kugel - Extremität oder Rumpftreffer, etc.). <LI>Was sollte man dabei haben? <LI>Und was sollte man auf keinen Fall machen? <LI>Textilien aus der Wunde entfernen?
<LI> Wie den Betroffenen lagern?
<LI> Wann ihn in Ruhe lassen, und wann mit ihm sprechen?
<LI> Wann Mund-zu-Mund-Beatmung?
<LI> .... [/list]

Mit äußerst lernwilligen Grüßen
Reineke

[ 02. Oktober 2002: Beitrag editiert von: Reineke ]
 
A

anonym

Guest
Meine Vorsorge ist (neben einem recht gut sortierten Verbandskasten im Auto) ein
Erste-Hilfe Täschchen für Radfahrer (hab ich beim Aldi gekauft)das ich ständig im Rucksack mitführe.

Ich habe dabei an das Versorgen von kleineren Verletzungen im täglichen Jagdbetieb gedacht. Besonders bewährt hatsich neben Pflaster auch eine Nagelfeile, wenn man mal mit dem Fingernagel hängen bleibt.

Persönlich hatte ich mit Erste-Hilfe bei stark blutenden Schnittverletzungen und auch Platzwunden zu tun. Gelernt habe ich dabei, ruhig bleiben (wenigstens nach aussen) und nicht zögerlich (zimperlich) bei der Wundversorgung sein.

[ 02. Oktober 2002: Beitrag editiert von: fox01 ]
 
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Hi,

ich denke, man kann genau so viele Variationen erdenken, wie es Laborierungen bei Kugelwaffen gibt.

Wo findet die Jagd statt?
Das nächste Krankenhaus mit Heli-Landeplatz liegt vom am weitesten entfernten Punkt in unserem Jagdbogen max. 7km entfernt. In einem Hochgebirgsrevier sieht das sicherlich anders aus.

Wer nimmt an der Jagd teil?

Wen ich das Produkt aus Bypässe x Herzinfarkte durch die Anzahl der Teilnehmer unserer Drückjagd teile mache ich mir um andere Dinge als um Schußverletzungen Sorge.

Wie ist die Jagd organisiert?

Ist der Jagdleiter Jagdleiter oder hält er nur 'ne Ansprache zu Beginn? Hat er Notfallnummern, Koordinaten, Zufahrtswegbeschreibungen parat? Hat er das nächste Krankenhaus und die Polizei über die Jagd informiert?


Wenn das geklärt ist, mache ich mir um meine persönliche 1. Hilfe Ausrüstunegn einen Kopf.

Die eigentliche 1. Hilfe lässt sich wohl hier nicht abhandeln. Aufgrund der Relevanz von Schußverletzungen könnten BW-Sani Lehrinhalte hilfreich sein. Nur sind Schußverletzungen von VM Geschossen nicht mit denen nach Jagdgeschossen oder Schrot vergleichbar.

Der Rest - Beatmung, stabile Seitenlage, Schockbehandlung,... - sind immer gleich.
 
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@ Alex, was meinst Du was es ein Krankenhaus interessiert, ob in der Gegend eine Jagd stattfindet??? Das interessiert die genauso als wenn in China der berühmte Sack Reis umfällt.

Sieben Km bis zum HubschrauberLandeplatz, schlecht für einen Mitflug, bist zu dicht dran, da kommen die Bodengebundenen Kollegen.
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[ 02. Oktober 2002: Beitrag editiert von: boarhunter ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Alexander:
Ist der Jagdleiter Jagdleiter oder hält er nur 'ne Ansprache zu Beginn? Hat er Notfallnummern, Koordinaten, Zufahrtswegbeschreibungen parat.<HR></BLOCKQUOTE>

In RLP hat die Landesforstverwaltung (heute nennen wir uns Landesforsten Rheinland-Pfalz) die Rettungskette Forst ins Leben gerufen. Von jeder Top-Karte 1:25.000 gibt es die sogannte Rettungskarte, in der Anfahrpunkte und -wege für den Rettungswagen markiert sind. Zusätzlich hat die Karte eine Legende mit der Anfahrbeschreibung für jeden Punkt; Punkte, die nicht eindeutig im Gelände zu finden sind, sind zusätzlich noch mit einem Schild markiert.
Mein Tip: Beim zuständigen Forstamt mal nach der Karte fragen, die Bezugadresse geben lassen oder die Karte kopieren. Wenn dann wirklich was pasieren sollte, dann heißt es beim Anruf bei der zuständigen Rettungsleitstelle (Telefonnummer vorher besorgen, in RLP mit dem Handy Ortsvorwahl + 19222, in anderen Bundesländern 110 oder andere),"Jagdunfall im Forstamt XY, Karten-Nr. 0000 (vierstellige Nr. der Top-Karte), Rettungspunkt XYZ (immer dreistellig). Dann wissen die Sanis, wo es hingeht, die Punkte sind alle so gewählt, dass der RTW hinkommt.

Noch Fragen zum Verfahren?
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von boarhunter:
@ Sieben Km bis zum HubschrauberLandeplatz, schlecht für einen Mitflug, bist zu dicht dran, da kommen die Bodengebundenen Kollegen.
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[ 02. Oktober 2002: Beitrag editiert von: boarhunter ]
<HR></BLOCKQUOTE>


Betriebsblinder!

Von da wird man mit dem Chopper in ein richtiges Krankenhaus nach Berlin geflogen. (Live erlebt als ich neulich eines abends wegen einer Kleinigkeit im Krkhs. war)
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Normalerweise stehen Hubschrauber schon an "richtigen" Krankenhäusern und nicht an irgendwelchen kleinen Klitschen. Aber es gibt auch hier wie überall im Leben Ausnahmen. Es war allerdings auch mehr als Gag gedacht daher ja auch das
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von boarhunter:
Es war allerdings auch mehr als Gag gedacht daher ja auch das
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<HR></BLOCKQUOTE>

Hatte ich auch so verstanden. Deshalb das
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Ist mit Sicherheit eine Besonderheit des Berliner Umlandes. Bei der Vielzahl der top ausgestatteten Krankenhäuser in Berlin mit einer Vielzahl von Spezialisten sind in den Krankenhäusern des Umlandes die Rettungstellen nur mit einem Arzt und einer Schwester besetzt. Bei schwierigen Verletzungen werden die Patienten entweder vom Notarzt direkt per Chopper nach Berlin geflogen (z.B. Autounfälle auf dem Berliner Ring) oder, wenn z.B. eine Aussenlandung nicht möglich ist, über das nächstgelegene Krankenhaus, gegebenenfalls nach Stabilisierung des Patienten (z.B. Brandwunden).
 
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@ Alex, wenn das alles so einfach wäre, was meinst du wie die Rettungsdienst manchmal untereinander konkurrieren bzw. bewußt manche Rettungsmittel nicht alarmieren. Um den Patienten geht es ja längst nicht immer.
Aber das wäre ein eigener Thread, hier soll es ja in erster Linie um "praktische Lebenshilfe" in Notlagen gehen.
 
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Kleine Frage am Rande:
Welcher Arzt / welches Krankenhaus hat wirklich Erfahrungen mit Wunden aus jagdlichen Geschossen?
Die Unfälle sind so selten, dass ich mir nicht vorstellen kann dass man dafür Erfahrene Hilfe hat.
Und wenn ich mir die entsprechenden Seiten bei LutzM anschaue frage ich mich auch ob es bei einigen Treffern auch Hilfe geben kann...
Trotzdem sollten mal die Profis laut geben; ich lerne auch gerne noch dazu.

rolf
 
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Genau Rolf,

das Problem (vor diesem Hintergrund!) ist doch, dass die von uns verwendetet Kugelpatronen konstruktiv nicht dafür ausgelegt sind, dass der beispielsweise 75 kg schwere Keiler
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den Treffer überlebt.

Insofern mache ich mir auch keine Illusionen, dass eine entsprechende Schußwunde von uns dahingehend versorgt werden kann, dass sich die Überlebenschance des Getroffenen merklich verbessert.

Wie Alexander schon schrieb wäre es der Sache schon dienlich, wenn wir mit während der Jagd auftretenden Herz-Kreislauferkrankungen effektiv umgehen könnten. Das Auftreten eines entsprechednen Notfalls ist angsichts der gegenwärtigen Altersstruktur der dt. Jägerschaft warscheinlicher als eine Schießunfall.

Übrigens habe ich kürzlich für meine Mitarbeiter einen innerbetrieblichen Erste-Hilfe-Kurs des DRK initiiert und selbst dran teilgenommen.

Nachdem mein entsprechender Kurs anlässlich meines Führerschein nun auch schon fast 20 Jahre zurückliegt war ich überrascht was sich zwischenzeitlich so alles geändert hat.

Ich kann einen solchen Kurs (3x2 Zeitstunden), sei es nur zur Auffrischung, nur wärmstens empfehlen.

wmh
Wutach
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Welcher Arzt / welches Krankenhaus hat wirklich Erfahrungen mit Wunden aus jagdlichen Geschossen?

Aus jagdlichen Geschossen? Gar keiner/ keines, würde ich mal stark annehmen. Wenn Du unter Erfahrung verstehst, daß man schon häufiger damit zu tun hatte...
Die US-Army schickt meines Wissens allerdings ihr Medizinpersonal zu Ausbildungszwecken bezüglich Schußverletzungen in ein ganz bestimmtes Krankenhaus in L.A., weil´s da öfter mal sowas zu sehen gibt.
Klar, in chirurgischen Notaufnahmen in D landen auch gelegentlich mal Leute mit Schußverletzungen, diese sind aber praktisch nie durch die Einwirkung jagdlicher Geschosse entstanden.
Aber das ist auch eigentlich völlig wurscht. Falls es mal einen erwischt, muß man halt zusehen, daß derjenige schnellstmöglich in ein Krankenhaus geschafft wird. Solange kann man versuchen, irgendwelche Blutungen zu stoppen, die üblichen 1.Hilfe-Maßnahmen eben. (Ob ein Tampon dafür wirklich geeignet ist, wage ich allerdings stark zu bezweifeln. Durch das Einschußloch paßt der Tampon wahrscheinlich prima, aber dahinter verbirgt sich eine Wundhöhle von ziemlich amtlichen Ausmaßen. Das näher auszuführen geht aber entschieden zu weit
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) Die eigentliche Versorgung der Schußverletzung ist dann ja noch von Lokalisation, etc. abhängig und muß sowieso von "Profis" (naja...) in angemessener Umgebung und angemessenen Gerätschaften durchgeführt werden.
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Was man aber vielleicht eher wissen sollte: Bißwunden gehören nicht unbedingt sofort zugenäht, bei Schnittwunden- und Stichwunden, wenn mit dem Messer Fleisch bearbeitet wurde, sollte man auch eher vorsichtig sein.
Also, Obacht geben- länger leben!
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Ich wollte hier eigentlich einen längeren Artikel einstellen der vielleicht hilft, die ein oder andere Hilfestellung zu geben. Leider bin ich unfähig, den eingescannten Bericht hier hereinzubekommen. Vielleicht kann mir ja jemand helfen.
 
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@boarhunter: Da bin ich leider total unfähig...
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@wutach: Da kann ich dir nur uneingeschränkt Recht geben; für uns als Ersthelfer spielen andere Notfall-(bzw. Krankheits-)bilder auf der Jagd ( und auch sonst ) eine Rolle, als solche durch Schussverletzungen mit Teilmantelgeschossen.

Von daher täten die Leute gut daran, regelmäßig die Grundlagen der "Ersten Hilfe", bzw. die abgespeckten "Sofortmaßnahmen am Unfallort" aufzufrischen.

@blaserr93
Das Thema brennt mir schon länger auf der Zunge und ich frage mich seit der Ausgabe der Karten, bzw. der Gründung dieser Rettungskette, warum unser LJV nicht dabei mitmischt!
Ich weiß aus Erfahrung, wie es für den Rettungsdienst ist, wenn er als Leitstellenmeldung hört: " Fahrt mal Richtung X und dann in Richtung y, da musste nach ein paar hundert Metern ein Weg nach links abgehen, der sich irgendwann gabelt und dann weiter bis zu ner Bank; da dann stehenbleiben und denn Hang hoch...blablabla... "

Auch ohne die übliche Rettungskette mit Hupen, Martinshorn, Pfeiffen, etc. wäre es meines Erachtens für alle Beteiligten schon eine grosse Hilfe, die Anfahrpunkte zu kennen.

PS: Dass diese Punkte wirklich alle mit dem RTW zu erreichen sind, ist allerdings ein Irrtum...guck dir mal unser Revier an...
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR> PS: Dass diese Punkte wirklich alle mit dem RTW zu erreichen sind, ist allerdings ein Irrtum...guck dir mal unser Revier an...
<HR></BLOCKQUOTE>

Die Wege sind ja farblich klassifiziert, Grün öffentliche Straße, Gelb ganzjährig, gut befahrbare Wege, rot bedingt befahrbare Wege. Diese Wege müssen auch aus haftungsrechtlichen Gründen in einem ordnungsgemäßen Zustand gehalten werden.

Wenn ich mir in unserem FA manche Wege anschaue, dann würde ich mir als Rettungssani einen KRKW von der Bundeswehr wünschen, mit dem Ding bin ich so ziemlich überall hingekommen.
 

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