So, erst noch einmal vielen Dank an alle Schreiber hier. Die Jagd ist nun rum und war streckenmäßig ein voller Erfolg.
Ich habe mich, nach den Ratschlägen hier und in Rücksprache mit meinem Lehrherren und einem weiteren Bekannten für den Repetierer entschieden, wobei mir von den beiden Letzteren noch andere Waffen angeboten wurden.
Beim ersten Treiben hatte ich einen Stand am Waldrand an einem stark abfälligen Gelände mit durchwachsenem Bewuchs. Über mir, auf dem Grat des "Berges" hatten die Hunde schon ziemlich früh zwei Rotten gesprengt, so dass es munter knalle und ich schon ganz eifrig wartete. Ich hatte den Repetierer auf niedrigster Vergrößerung und hatte mein Schussfeld schon einmal abgegrast. Mein Nachbar schoss nach rund einer halben Stunde einen Frischling und nach ca. 1 Stunde hörte ich von oben die Rufe "Sau nach unten". Mein Nachbar ging in Anschlag und auch ich legte an, ohne zu wissen, was und wo es kommt. Mein Nachbar schoss nicht und ich folgte dem Schatten im Dickicht ohne genau ansprechen zu können - allerdings kam nach dem Wald in meinem Bereich eine großes Koppel in die ich teilweise freies Schußfeld hatte. Nachdem die Sau sie aus dem Wald gekommen war, verhoffte sie gerade in so einem Fenster kurz und schien sich zu orientieren. Ich hatte sie auch genau im Kreuz, aber konnte weder Pinsel noch Steine erkennen, obwohl ich zuerst auf einen Überläuferkeiler getippt hätte. Mit einem kurzen Blick auf den auffälligen Bauch war ich dann zu unsicher und ließ sie ziehen - auf der folgenden Flucht zeigte sich dann nämlich, dass es eine Bache war und wie mir mein Nachbar erklärte, sie hochbeschlagen gewesen sei. Allerdings blieb mir kurz das Herz stehen, als sie in voller Geschwindigkeit über eine 500m entfernte Straße preschte.
Mein Gefühl hatte mich also in dem Fall nicht getäuscht. Hab dann übungshalber für meinen Nachbar noch den Frischling aufgebrochen und nach dem Mittagessen ging es zum zweiten Treiben. Strecke war bis dahin 10 Schweine (darunter eine hochbeschlagene Sau, der Vorder- und Hinterlauf kaputtgeschossen worden waren. Überraschend war für mich, dass keiner der dort abgestellten Schützen geschossen haben wollte, so dass letztlich der Fangschussgeber den Erlegerbruch bekommen hat) und 2 Rehe.
Mein Stand im zweiten Treiben war in einem Altholzbestand zwischen zwei ordentlichen Buchenrauschen an einem dicken Hauptwechsel in leichter Hanglage. Ich hatte kein sehr großes Schussfeld und habe daher das ZF (auch auf Anraten meines Anstellers) abgenommen. Als die Treiber von unten kamen, schoss ein Fuchsrüde an mir vorbei, bei ich über Kimme und Korn einfach zu langsam war.
Dann passierte ne ganze Zeit nix, bis die Bracke meiner Nachbarin laut bellend in meine Richtung kam. Es raschelte im rechten Buchenrauschen und 30m neben mir kam ein Reh heraus - hoch flüchtig. ich bin noch kurz ins Ziel gegangen, meinte aber zwei Rosenstöcke erkannt zu haben und bin der Übung halber mit geradem Finger im Ziel mitgegangen. Ob ich richtig lag kann ich nicht sagen, da es in zwischen den Bäumen verschwand ohne dass ich meinen Eindruck verifizieren konnte. Als ich die Waffe wieder gesenkt hatte raschelte es im linken Rauschen und ein Reh kam in hohem Sprung heraus - ohne Nachdenken habe ich reflexartig das Gewehr hochgerissen - ohne zu Bedenken, dass ich das Reh damit natürlich nur vertreibe oder zu einer noch schneller Gangart antreibe. Irgendetwas schien ihm nicht ganz koscher, daher bog es links ab, und ich konnte deutlich sehen: kein Pinsel, keine Spinne, keine Rosenstöcke, dünner Hals. ABER: Es lief direkt vor meiner Nachbarin rum, so dass kein Schuss möglich war. Gefühlte 20 Sekunden (real wahrscheinlich 2-3) lief das Reh langsam weiter - ohne aus dem Gefahrenbereich meiner Nachbarin zu verschwinden - und es kam die Bracke aus dem Rauschen und das Reh drehte sich um und rückte wieder ins Buchenrauschen ein. Der Hund hatte das nicht mitbekommen und ließ sich nicht mehr animieren weiter nachzugehen.
Das Reh konnte ich tatsächlich noch sehen - als es ca. 10 m hinter meiner Nachbarin stand und in meine Richtung glotzte. Meine Nachbarin stand unbeweglich da und hatte das Reh wahrgenommen. Das war ein Bild für die Götter. Ich habe das ganze mit dem ZF beobachtet. Als sie sich dann langsam umdrehen wollte, machte das Reh einen Satz und war verschwunden.
Alles in allem war es für mich ein hochinteressanter, wenn auch beuteloser Jagdtag. Mit diesem hat sich vor allem meine Selbsteinschätzungen voll bestätigt: Ich brauche wesentlich mehr Übung im Ansprechen als auch in der Übung von Drückjagdszenen beim Schießen. Mit dem Repetierer bin ich hervorragend klargekommen - übrigens habe ich Freitag abend 3 Stunden damit verbracht, mit dem (verschlusslosen) Repetierer in meinem Wohnzimmer mithilfe eines Beamer diverse Sportler auf Sky ins Fadenkreuz zu nehmen. Angefangen mit Autorennen, aufgehört mit Fußballern. Das werde ich neben einem Besuch mit meinem Drilling im Schießkino dann auch weiterhin machen.
Also, nochmal vielen Dank für die Hilfe und die Anregungen.
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