Dschungelkarabiner .303 British

A

anonym

Guest
Ein Bekannter von mir hat sich spottbillig (€ 250) einen alten Dschungelkarabiner gekauft.
Die Waffe sieht interessant aus, denn der Schaft "erzählt schon eine Geschichte", die Waffe ist extrem führig, hat eine abenteuerliche Mündung und ist
11-schüssig!
Enfield No 5 Rifle, Cal. 303 British (metrisch glaube ich heißt das 7,62 x 56 R).
Eine typische Mittelpatrone mit der Leistung der 8 x 57 IS oder der österr. 8 x 56 oder der schweizer 7,5 x 55.
Also ein ganz alltägliches Kaliber - kein Hochleistungs- oder Magnumkaliber.

Nun stellte ich fest, daß dieser Dschungelkarabiner einen wirklich unerträglichen Rückstoß hat.
Ich habe das vorher nicht geglaubt !

Wer kann so was erklären?
Das Gewehr hat ein Gewicht von "nur" 3400 Gramm. Die Leute am Schießstand sagten, daß das geringe Gewicht schuld wäre. Aber ich will diese Begründung nicht glauben. Denn die Mauser M 03 in 8 x 57 IS ist auch nur 3500 Gramm schwer und ist vom Rückstoßverhalten sehr angenehm.

Was ist dann der Grund ? Wirklich rätselhaft.

Schurl
 
A

anonym

Guest
Das habe ich mir auch schon gedacht. Das es was in dieser Richtung sein könnte.
 
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Hallo,

ich schieße auch einen No.5 "Jungle" (ist meine "Durch-den-Busch-kriech-Waffe", als ich noch einen Hund hatte, auch meine NS-Waffe gewesen).

Der Rückstoß kommt hauptsächl., wie oben schon geschrieben, vom kurzen und weit nach unten gesenkten Hinterschaft.
Im Gegensatz zu den div. Mauser-Militärgewehren wurde beim Enfield keine durchschnittl. Schaftlänge ermittelt die dann jedem Soldaten "zu passen hatte", sondern es konnte zwischen drei verschiedenen Längen die für den jeweiligen Soldaten passende gewählt werden.
Als der Enfield 1959 bei der brit. Armee zugunsten des FN-FAL ausgemustert wurde, verschwanden auch die "Austausch-Schäfte".
Die meisten heute erhältl. Enfield-Gewehre und Karabiner stammen aus den ehem. Kolonien und man überließ den neu entstandenen Ländern in den 50er/60er Jahren wohl nicht die Hinterschäfte zum wechslen.

Der Kolben ist recht schmal und war ursprüngl. für den Verschuß energieschwächerer Schwarzpulverladungen des kal. .303Brit. vorgesehen.
1892 kam dann die erste Nitroversion mit langem 215grs. VMR.
Aus außenballist. Gründen, und wohl wegen des stärkeren Rückstoßes ging man dann um 1915/16 zu dem bis 1959 verladenen 174grs. VMS über. Die ab 1907 eingeführten, recht "klobigen" No.1Mk.III SMLE und ab 1931 deren Nachfolger das No.4Mk.I (mit Spindeldiopter ab ca. 1948 No.4Mk.II) schossen sich mit der leichteren 174grs.-Labo recht angenehm.
Im dichten und tropisch-heißen Dschungel der brit. Kolonien Burma und Malaysia erwiesen sich die "langen" Standart-Enfields als recht unpraktisch beim bekämpfen der japan. Invasoren im 2.WK. Ebenso bei den neu gegründeten Luftlandeeinheiten. Man schielte hietbei auf das kurze amerik. M1-Carbine. Nur einer kleinen Patrone wie der dort verwendeten .30Carbine traute man nicht viel zu und aus logist. Gründen wollten die Tommys dann bei ihrer .303 bleiben. Ein neues Gewehr zu entwickeln kostete beim immer weiter vorrücken der Japaner zuviel Zeit und so entschied man sich für eine "abgespeckte" Version des brit. Standart-Ordonnazgewehrs No.4Mk.1.
Der Lauf wurde von 64cm auf 47cm gekürzt, bekam, um im ewigen Halbdunkel des Dschungels dem Feind durch Mündungsfeuer nicht die eigenen Stellungen zu verraten, eine 4cm langen, trichterförmigen Mündungsfeuerdämpfer, der um das Hochschlagen der Mündung zu verhindern, an einem Laufgewicht hing.
Die Laufwurzel wurde, zur Gewichtsersparnis, achteckig gefräßt, die Systemhülse wurde konkav ausgefräßt und die Griffkugel des Kammergriffes ausgehöhlt.
Der Vorderschaft erhielt eher Jagdschaft- als Militärschaftform (es gab zwei Versionen, eine frühe ohne Vorderschaftabschluß aus Metall und eine spätere mit).
So ging der No.5Mk.I (gebaut bei Royal Firearms Fazzerkerley und beim staatl. Enfield-Arsenal) 1944, wegen seines Verwendungszweckes "Jungle-Carbine" genannt, an die brit. Kolonialtruppen in SO-Asien.
Man beabsichtigte in London sogar, nach Kriegsende, die komplette Royal Army mit dem neuen No.5Mk.I auszurüsten.
Man bedachte aber in der panischen Eile nicht, daß die als SP-Patrone entwickelte .303 inneballist. lange Läufe braucht. Zudem wurde die Waffe so abgespeckt, daß der Rückstoß und v.a. der bestialisch laute Mündungsknall, der durch die eigenwillige Form des Mündungsfeuerdämpfers noch vertärkt wurde, daß aus dem "Vorteil" Führigkeit, schnell der "Nachteil" unbequemes Schießen wurde.
Der No.5 wurde durch diese "Nebenwirkungen" beim Schuß schnell unbeliebt bei der Truppe und viele führten lieber ihre "zu langen" SMLEs oder No.4 wieder.
Das Projekt No.5Mk.1 "Jungle-Carbine" wurde daher 1947 wieder eigenstellt und die Truppe kehrte reumütig zum No.4 zurück. Zudem entließ Großbritannien in diesem Jahr seine größte Kolonie, Indien (Brit. Indien = das heutige Indien, Pakistan, Sri Lanka, Bangladesh, Myanmar (Burma), Malaysia, Malediven), in die Unabhängigkeit, so daß eine spezielle "Dschungel-Waffe" überflüssig wurde.

Der No.5 verblieb dann bei der neugegründeten ind. Armee und wurde im 2.Krieg gegen Pakistan 1970/71 an ost-bengalische Seperatisten weitergegeben, die damit ihre Unabhängigkeit von Pakistan erreichten und den neuen Staat Bangladesh gründeten.
Nach 1971 kamen dann die No.5 auf den Sammler-/Schützenmarkt. Zuerst in Deutschland noch lt. KWKG verboten, legalisierte man sie dann Mitte der 80er Jahre.

Grüße
Saturn
 
A

anonym

Guest
Der Bekannte von mir will den Dschungelkarabiner 303 nicht mehr.
War eine heftige, aber kurze Liebe . . .
Jetzt will er ihn mir um € 150 verkaufen. Das wäre schon ein Schnäppchen !!!
Um € 150 kann ich mír gerade mal ein Paar Schuhe und eine Jeans kaufen.

Da ich Jäger bin, wäre die Waffe interessant. Sieht nach Abenteuer aus, keine fade Waffe.
Bei uns im Revier ist jetzt der ärgste Dschungel.

Aber:
Das Problem mit dem Rückstoß. Kann so eine brustschwache Mittelpatrone wirklich so einen Rückstoß fabrizieren ??? Eine 30-06 hat ja viel mehr Eo und eine 300 Winchester Magnum noch viel mehr.

Was sagt Ihr?
Ich vermute die Hartgummi-Schaftkappe ist schuld.
Nicht-ventiliert und hart wie das Material von einem Gummiknüttel !
Das m u s s ja weh tun !!!

Ich werde die schädliche Hartgummi-Schaftkappe sofort entfernen.
Dann ein 2 mm Messing- oder Eisenblech als Schaftabschluß anschrauben. So wie beim 98k. Sollte der Rückstoß dann wieder Erwarten noch immer zu stark sein (was ich nicht glaube), dann laß ich mir vomBüMa um € 70 eine ventilierte Pachmayr-Schaftkappe aus weichem Speckgummi montieren.
Das sollte dann klappen. Was meint Ihr ?

Schurl
 
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Ich vermute die Hartgummi-Schaftkappe ist schuld.
Nicht-ventiliert und hart wie das Material von einem Gummiknüttel !
Das m u s s ja weh tun !!!

Ich werde die schädliche Hartgummi-Schaftkappe sofort entfernen.
Dann ein 2 mm Messing- oder Eisenblech als Schaftabschluß anschrauben.


Vielleicht steh ich ja irgendwo auf dem Schlauch, aber wieso um aller Welt sollte ein Eisenblechabschluss weniger unangenehm sein.
Vorausgesetzt, der Kunststoffkappe ist nicht nur 1cm breit.

Wenn dir die Waffe gefällt nimm sie deinem Kollegen ab, er wird dir dankbar sein.

Sollte es dir vorrangig um jagdliche Belange gehen, so kauf dir doch lieber fürs gleiche Geld einen 98er und richte ihn für kleines Geld genau nach deinen Bedürfnissen her.
(Kürzen, Handspannung, Wunschvisierung, Abzug, Kunststoffschaft ect.)



Plott
 
Y

Yumitori

Guest
Schurl schrieb:
Der Bekannte von mir will den Dschungelkarabiner 303 nicht mehr.
War eine heftige, aber kurze Liebe . . .
Jetzt will er ihn mir um € 150 verkaufen. Das wäre schon ein Schnäppchen !!!
Um € 150 kann ich mír gerade mal ein Paar Schuhe und eine Jeans kaufen.

Da ich Jäger bin, wäre die Waffe interessant. Sieht nach Abenteuer aus, keine fade Waffe.
Bei uns im Revier ist jetzt der ärgste Dschungel.

Aber:
Das Problem mit dem Rückstoß. Kann so eine brustschwache Mittelpatrone wirklich so einen Rückstoß fabrizieren ??? Eine 30-06 hat ja viel mehr Eo und eine 300 Winchester Magnum noch viel mehr.

Was sagt Ihr?
Ich vermute die Hartgummi-Schaftkappe ist schuld.
Nicht-ventiliert und hart wie das Material von einem Gummiknüttel !
Das m u s s ja weh tun !!!

Ich werde die schädliche Hartgummi-Schaftkappe sofort entfernen.
Dann ein 2 mm Messing- oder Eisenblech als Schaftabschluß anschrauben. So wie beim 98k. Sollte der Rückstoß dann wieder Erwarten noch immer zu stark sein (was ich nicht glaube), dann laß ich mir vomBüMa um € 70 eine ventilierte Pachmayr-Schaftkappe aus weichem Speckgummi montieren.
Das sollte dann klappen. Was meint Ihr ?

Schurl

Moin,

die Sache mit dem Metallabschluss würde ich auch bleiben lassen und gleich ne Pachmayr-Kappe draufschrauben.
Ich weiss nicht mehr, in welcher der vielen Jagdzeitschriften, aber vor nicht allzu langer Zeit gab es in einer einen Artikel über einen Büchsenmacher zu lesen, der aus versch. Büchsen militärischer Herkunft Büchsen für die Nachsuche und die Drückjagd/Maisstreife baute.
Ich finde die Zeitschrift nicht mehr, aber vielleicht kann einer der Leser weiterhelfen und mitteilen, welcher Schaftumbau da auf der Lee - Enfield zu sehen war, ich weiss es wirklich nicht mehr - aber ich habe seinerzeit mit einer Anschaffung geliebäugelt.
Also: Wer hilft dem threadstarter weiter ?

Habe die Ehre und
Waidmannsheil
 
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10 Aug 2006
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Wenn er zu stark ist, bist zu zu schwach :31:

Spaß bei Seite, ich schieße ebenfalls einen No. 5 im Originalzustand und das Ding mach Spaß. Den Rückstoß empfinde ich nicht als unerträglich und ich bin bei Leibe kein Riese und wiege auch keine 1 1/2 Zentner. Aufgrund der Schäftung wird eine andere Schaftkappe auch nicht viel bringen.

Unangenehmer bzw. schade finde ich beim No. 5 die Präzision, diese ist wesentlich schlechter als bei einem 98er oder einer "langen" Enfield-Waffe.

Der No. 5 ist kein :41: Mädchengewehr :41: , ich würde ihn aber immer wieder anschaffen und einfach Spaß damit haben. :33:
 

M66

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28 Dez 2005
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Mein Bruder hat einen No 5 in .303 und einen ? in .308. Letzterer kommt von Down Under und ist keine Neuproduktion von AIA sondern ebenfalls ein Original halt im Natokaliber.

Ich bin mittlerweile doch etwas rückstoßempfindlich (Schulter mit Arthrose) aber die beiden schieße ich im T-Shirt.

So dolle ist es wirklich nicht. Von heftig kann man nun wirklich nicht sprechen.........
 

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