Hallo,
ich schieße auch einen No.5 "Jungle" (ist meine "Durch-den-Busch-kriech-Waffe", als ich noch einen Hund hatte, auch meine NS-Waffe gewesen).
Der Rückstoß kommt hauptsächl., wie oben schon geschrieben, vom kurzen und weit nach unten gesenkten Hinterschaft.
Im Gegensatz zu den div. Mauser-Militärgewehren wurde beim Enfield keine durchschnittl. Schaftlänge ermittelt die dann jedem Soldaten "zu passen hatte", sondern es konnte zwischen drei verschiedenen Längen die für den jeweiligen Soldaten passende gewählt werden.
Als der Enfield 1959 bei der brit. Armee zugunsten des FN-FAL ausgemustert wurde, verschwanden auch die "Austausch-Schäfte".
Die meisten heute erhältl. Enfield-Gewehre und Karabiner stammen aus den ehem. Kolonien und man überließ den neu entstandenen Ländern in den 50er/60er Jahren wohl nicht die Hinterschäfte zum wechslen.
Der Kolben ist recht schmal und war ursprüngl. für den Verschuß energieschwächerer Schwarzpulverladungen des kal. .303Brit. vorgesehen.
1892 kam dann die erste Nitroversion mit langem 215grs. VMR.
Aus außenballist. Gründen, und wohl wegen des stärkeren Rückstoßes ging man dann um 1915/16 zu dem bis 1959 verladenen 174grs. VMS über. Die ab 1907 eingeführten, recht "klobigen" No.1Mk.III SMLE und ab 1931 deren Nachfolger das No.4Mk.I (mit Spindeldiopter ab ca. 1948 No.4Mk.II) schossen sich mit der leichteren 174grs.-Labo recht angenehm.
Im dichten und tropisch-heißen Dschungel der brit. Kolonien Burma und Malaysia erwiesen sich die "langen" Standart-Enfields als recht unpraktisch beim bekämpfen der japan. Invasoren im 2.WK. Ebenso bei den neu gegründeten Luftlandeeinheiten. Man schielte hietbei auf das kurze amerik. M1-Carbine. Nur einer kleinen Patrone wie der dort verwendeten .30Carbine traute man nicht viel zu und aus logist. Gründen wollten die Tommys dann bei ihrer .303 bleiben. Ein neues Gewehr zu entwickeln kostete beim immer weiter vorrücken der Japaner zuviel Zeit und so entschied man sich für eine "abgespeckte" Version des brit. Standart-Ordonnazgewehrs No.4Mk.1.
Der Lauf wurde von 64cm auf 47cm gekürzt, bekam, um im ewigen Halbdunkel des Dschungels dem Feind durch Mündungsfeuer nicht die eigenen Stellungen zu verraten, eine 4cm langen, trichterförmigen Mündungsfeuerdämpfer, der um das Hochschlagen der Mündung zu verhindern, an einem Laufgewicht hing.
Die Laufwurzel wurde, zur Gewichtsersparnis, achteckig gefräßt, die Systemhülse wurde konkav ausgefräßt und die Griffkugel des Kammergriffes ausgehöhlt.
Der Vorderschaft erhielt eher Jagdschaft- als Militärschaftform (es gab zwei Versionen, eine frühe ohne Vorderschaftabschluß aus Metall und eine spätere mit).
So ging der No.5Mk.I (gebaut bei Royal Firearms Fazzerkerley und beim staatl. Enfield-Arsenal) 1944, wegen seines Verwendungszweckes "Jungle-Carbine" genannt, an die brit. Kolonialtruppen in SO-Asien.
Man beabsichtigte in London sogar, nach Kriegsende, die komplette Royal Army mit dem neuen No.5Mk.I auszurüsten.
Man bedachte aber in der panischen Eile nicht, daß die als SP-Patrone entwickelte .303 inneballist. lange Läufe braucht. Zudem wurde die Waffe so abgespeckt, daß der Rückstoß und v.a. der bestialisch laute Mündungsknall, der durch die eigenwillige Form des Mündungsfeuerdämpfers noch vertärkt wurde, daß aus dem "Vorteil" Führigkeit, schnell der "Nachteil" unbequemes Schießen wurde.
Der No.5 wurde durch diese "Nebenwirkungen" beim Schuß schnell unbeliebt bei der Truppe und viele führten lieber ihre "zu langen" SMLEs oder No.4 wieder.
Das Projekt No.5Mk.1 "Jungle-Carbine" wurde daher 1947 wieder eigenstellt und die Truppe kehrte reumütig zum No.4 zurück. Zudem entließ Großbritannien in diesem Jahr seine größte Kolonie, Indien (Brit. Indien = das heutige Indien, Pakistan, Sri Lanka, Bangladesh, Myanmar (Burma), Malaysia, Malediven), in die Unabhängigkeit, so daß eine spezielle "Dschungel-Waffe" überflüssig wurde.
Der No.5 verblieb dann bei der neugegründeten ind. Armee und wurde im 2.Krieg gegen Pakistan 1970/71 an ost-bengalische Seperatisten weitergegeben, die damit ihre Unabhängigkeit von Pakistan erreichten und den neuen Staat Bangladesh gründeten.
Nach 1971 kamen dann die No.5 auf den Sammler-/Schützenmarkt. Zuerst in Deutschland noch lt. KWKG verboten, legalisierte man sie dann Mitte der 80er Jahre.
Grüße
Saturn