In den allermeisten deutschen Rotwildgebieten (wo es solche gibt) sind Alters- wie auch und v.a. Geschlechterverhältnis sagen wir "ungünstig". Relativ gesehen, zu wenig Hirsche, zu wenig alte Hirsche. Was das für die Populationsdynamik bedeutet, sollte jeder wissen, der beim Rotwild mitdiskutieren will.
In Hessen kann man sich zudem recht einfach über die aktuelle genetische Situation der diversen Teilpopulationen einen Überblick verschaffen. Die Ergebnisse der Reiner-Studie sind überall veröffentlicht.
Man KÖNNTE also daher auf den Gedanken kommen, grundsätzlich QUALITATIVE Kriterien vorzugeben, um diese drei Missstände nicht weiter durch ungezügeltes Abknallen in den Revieren zu verschärfen. DAS als "Trophäenzucht" abzuqualifizieren, ist natürlich unsinnig!
Die Mär der flächendeckenden Überbestände gerade des Rotwildes ist ebenfalls genau das - ein Märchen (was örtliche Hotspots natürlich nicht ausschließt).
Alters und Geschlechtsaufbau von Rotwildpopulationen mal außen von vor, da gehe ich bei deiner Problemdarstellung durchaus mit und da sind sämtliche Jagdausübungsberechtigte, die mit Rotwild zu tun haben, auch entsprechend gefordert.
Aber bei dem hier vorgestellten und kritisierten Abschuss,
wie bitte möchtest du denn sinnvolle "QUALITATIVE Kriterien", in diesem Fall das sinnvolle Kriterium Geweihmerkmal; beim Abschuss vorgeben, um z. B. den Verlust eines für eine kleine Population
GENETISCH wertvollen, in diesen Fall männlichen, Individuums zu vermeiden?
Der klassische "Sechser - Hecken - Abschusshirsch vom 2. Kopf", früher als 3er Hegeabschuss gutgeheissen, oder der Schmalspiesser mit "8 cm Spießlänge" kann von seiner Genetik her durchaus , insbesondere in einer kleinen Population, wie es die Populationen mit genetisch hohen Inzuchtkoeffizienten nun mal mal leider häufig sind, eine vielfach höhere Bedeutung besitzen als der, nach klassischer, jagdlicher Vorstellung, hochveranlagte Hochgabler oder ähnliches.
Mit jedenfalls ist kein eindeutiger, direkter Zusammenhang zwischen Geweihstärke- bzw. Aufbau und Genetik, insbesondere in Zusammenhang auf die bedeutsame Varianz der Genetik für kleine Populationen, bekannt.
Der entscheidende Zusammenhang besteht eher darin, dass, trivial ausgedrückt, Tiere mit hohen Inzuchtdepression eine geringere Vitalität aufweisen(können) und unter anderem auf dieser Grundlage vielleicht ein schwächeres Geweih ausbilden, da können aber noch einige andere Faktoren eine entscheidende Rolle spielen.
Ergo, nicht jeder Hirsch mit geringerer Geweihausprägung als der "Durchschnitt der Population" ist ein "Opfer der Inzuchtdepression oder genetisch wertlos" oder
Kurz zusammengefasst,
die Ausprägung und Stärke eines Geweihes lässt keine eindeutigen, direkten Rückschlüsse auf die potentielle genetische Bedeutung des Stückes für die Population zu, insbes. nicht insbes. für kleine und isolierte Populationen!
Tiere, die allerdings eindeutige Hinwiese auf genetische Inzuchtdepression mit Missbildungen wie z.B. Unterkieferverkürzungen und Epitheliogenesis imperfecta aufweisen, sind natürlich sofort zu erlegen.