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Hallo Freunde der Jagd,
das letzte lange Wochenende bietet so viel Stoff um mehrere Geschichten zu erzählen. Dennoch bleibe ich bei einer, die mir am letzten Mittwoch passiert ist:
Am Mittwoch nach der Schule starteten Prof. Hunter, sehr guter Freund und ich in die ca. 92 ha große Eigenjagd von Prof.´s Vater! Nach einer etwas aufregenden Fahrt kamen wir gegen halb sieben in der Jagd an. Diese liegt im Spessart und ist ca. 350 km von uns entfernt. Schnell noch die wichtigsten Sachen eingekauft, an der Hütte was gegessen und ab ins Revier. Ich war zum ersten Mal mit und kannte mich in diesem Revier also nicht aus. Prof. wies mich ein und erklärte mir die naheliegenden Grenzen. Mit den Anweisungen von Prof.´s Vater : Überläufer bis zu 25 kg und Jungfüchse sind zu bejagen gings dann auf den "Turm". Ich sitze um viertel nach acht also auf einem richtigen Holzturm, ein riesen etwas mit Einstieg von unten u.s.w.- ein geiler Sitz sag ich euch! Mein Turm steht auf einer Waldecke. Links von mir erstreckt sich ein riesiges Gerstenfeld talabwärts, geradeaus und rechts bis zum angrenzenden Wald ein großer Wildacker mit einer "Pimmelbox" (Pendelkirrung!) und rechts oben im Eck eine saftige Wildwiese. Gegen zwanzig vor neun zieht rechts von mir im Wildackereck ein sehr schwaches Stück Rehwild raus: schnell das Glas zur Hand und tatsächlich: ein schwacher Knopfer. Wirklich nur Fingerkuppenhoch auf! Immer dann, wenn man ausgerechnet den Bock nicht freigegeben bekommen hat, kommt er! Auf jeden Fall hab ich Prof. per SMS schnell Meldung gemacht. Währendessen diese SMS unterwegs war, zieht der Knopfer aufgeregt Richtung Wildwiese ins Eck und äugt immer wieder zurück zum Bestand. Den Bock liess ich nicht mehr aus dem Glas. So schwach und nicht frei! Naja. Ein leises knacken liess dann vermuten, dass noch was nachkam. Und tatsächlich, ein Hirsch wechselte aus demselben Eck auf den Wildacker und fing an vertraut zu äsen. Der Bock stand inzwischen schon auf der Wildwiese ca. 100m vorne rechts vor mir. Ein leises Vibrieren in meiner Tasche zeigte mir, dass Prof. sich meldete. Und ersagte die Worte, die man in dieser Situation am liebsten hört: Ist er so schwach? Dann lass es so schnell wie nur möglich fliegen!- Könnt ihr euch vorstellen wie ich mich gefreut habe?! Die Waffe genommen, in Anschlag gegangen, den Bock ins Abs. 4. Passt! Der Hirsch zog aber nun auf derselben Fährte wie der Bock nach. Der Bock wurde unruhiger und bot mir dadurch nun die Blattseite. Eingestochen, hinters Blatt und das gerade neu eingeschossene 30- 06 KS- Geschoss ist draussen. Der Bock macht eine tiefe Flucht nach vorne ins sehr hohe Gras. Ein sicheres Zeichen! Schnell das Handy und Prof. angerufen. Ich war mir sicher er liegt da. Prof. freute sich riesig und versicherte mir, dass er in einer Stunde kommt und mich und den Bock holt.
Nach einer dreiviertel Stunde hörte ich ein Schreien: Gruselig! Als wenn eine Frau ermordet wird. Röcheln, helles Schreien und wieder röcheln. Vier mal- dann war Totenstille. Nichts mehr. Als ich Prof.´s Scheinwerfer sah, baumte ich ab, ging hoch zum Anschuss und da- Nichts! Gar nichts. Jetzt war die Aufregung da! Was war das für ein Geschrei, wo war der Bock nach diesem Schusszeichen und wo ist der verdammte Anschuss! Im dunkeln und auf offener Fläche ist das schon manchmal ein Problem! Wir fanden nichts in diesem hohen Gras. Wir haben dann Prof.´s Vater benachrichtigt und ihm die Geschichte erzählt. Er war sich sicher: der Bock liegt. Und ich wars auch! Es war nicht mehr zu machen. Also fuhren wie zur Hütte und fingen an, dass Wochenende einzuläuten. Vielleicht ein wenig zu heftig! Am nächsten Morgen zum Anschuss und nur ein Tropfen Schweiss und ein Stück Wildpret gefunden. Mist! Ein weiteres verfolgen der Fährte war nicht möglci. Erst als der Bock in den Bestand wechselte war Schweiss zu finden- und nicht gerade wenig. Prof. und ich gingen der Fährte nach so gut es ging. Doch nach 200m talabwärts und wieder Bergauf war kein Schweiss mehr zu finden. Kurz: der Hundeführer kam, ging zum Anschuss, stellte mich ab, nahm Prof. mit und ging mit seinem BGS der Fährte nach. Über Walkie- Talkies informierten sie mich nach einer viertel Stunde: "Treffpunkt am Weg. Ich muss euch was zeigen!" Mein Freund Michael und ich liefen hoch zu Prof., den Hunden und dem Schweisshundeführer. Und da traute ich meinen Augen kaum! Dort lag der halbe Pansen, ein Stück vom kleinen Gescheide und etwas Decke! "Da war jemand schneller!" sagt der Schweisshundeführer, dem ich auf diesem Wege noch mal meinen herzlichsten Dank aussprechen möchte. Die Sauen und der Fuchs haben auf ihrer Tour durchs Revier den gerade verendenden Bock gefunden und ihn bei lebendigen Leibe gefressen: "Ein gefundenes Fressen!" ( Dies erklärt auch das jämmerliche Geschrei!) Wir hatten uns abends bei der einen oder anderen Flasche Wein bereits auf Dieter Zuwehme geeinigt, der gerade ... Lassen wir das! Das Gehörn haben wir trotz intensiver Suche nicht mehr gefunden. Der Bock wurde, bis auf den letzten übrig gebliebenen Rest, verspeist und diente zur Aufzucht der Jungfüchse oder als Aperitif für die Sauen.
Aber trotzdem haben wir und durch diesen Vorfall das Wochende so schön gemacht, wie es nur ging. Prof. streckte einen Tag später mit mir zusammen ( ich hab beobachtet!) einen braven Bock. Das ist halt die Jagd: immer spannend und aufregend!
P.S. Der Schuss muss ihm den Brustkorb unten aufgemacht haben!
Waidmannsheil an alle Leser und Jagdkameraden,
@ Prof. und Michi: Moos rules nicht! ( Insider!) Und danke für dieses schöne Wochenende!
das letzte lange Wochenende bietet so viel Stoff um mehrere Geschichten zu erzählen. Dennoch bleibe ich bei einer, die mir am letzten Mittwoch passiert ist:
Am Mittwoch nach der Schule starteten Prof. Hunter, sehr guter Freund und ich in die ca. 92 ha große Eigenjagd von Prof.´s Vater! Nach einer etwas aufregenden Fahrt kamen wir gegen halb sieben in der Jagd an. Diese liegt im Spessart und ist ca. 350 km von uns entfernt. Schnell noch die wichtigsten Sachen eingekauft, an der Hütte was gegessen und ab ins Revier. Ich war zum ersten Mal mit und kannte mich in diesem Revier also nicht aus. Prof. wies mich ein und erklärte mir die naheliegenden Grenzen. Mit den Anweisungen von Prof.´s Vater : Überläufer bis zu 25 kg und Jungfüchse sind zu bejagen gings dann auf den "Turm". Ich sitze um viertel nach acht also auf einem richtigen Holzturm, ein riesen etwas mit Einstieg von unten u.s.w.- ein geiler Sitz sag ich euch! Mein Turm steht auf einer Waldecke. Links von mir erstreckt sich ein riesiges Gerstenfeld talabwärts, geradeaus und rechts bis zum angrenzenden Wald ein großer Wildacker mit einer "Pimmelbox" (Pendelkirrung!) und rechts oben im Eck eine saftige Wildwiese. Gegen zwanzig vor neun zieht rechts von mir im Wildackereck ein sehr schwaches Stück Rehwild raus: schnell das Glas zur Hand und tatsächlich: ein schwacher Knopfer. Wirklich nur Fingerkuppenhoch auf! Immer dann, wenn man ausgerechnet den Bock nicht freigegeben bekommen hat, kommt er! Auf jeden Fall hab ich Prof. per SMS schnell Meldung gemacht. Währendessen diese SMS unterwegs war, zieht der Knopfer aufgeregt Richtung Wildwiese ins Eck und äugt immer wieder zurück zum Bestand. Den Bock liess ich nicht mehr aus dem Glas. So schwach und nicht frei! Naja. Ein leises knacken liess dann vermuten, dass noch was nachkam. Und tatsächlich, ein Hirsch wechselte aus demselben Eck auf den Wildacker und fing an vertraut zu äsen. Der Bock stand inzwischen schon auf der Wildwiese ca. 100m vorne rechts vor mir. Ein leises Vibrieren in meiner Tasche zeigte mir, dass Prof. sich meldete. Und ersagte die Worte, die man in dieser Situation am liebsten hört: Ist er so schwach? Dann lass es so schnell wie nur möglich fliegen!- Könnt ihr euch vorstellen wie ich mich gefreut habe?! Die Waffe genommen, in Anschlag gegangen, den Bock ins Abs. 4. Passt! Der Hirsch zog aber nun auf derselben Fährte wie der Bock nach. Der Bock wurde unruhiger und bot mir dadurch nun die Blattseite. Eingestochen, hinters Blatt und das gerade neu eingeschossene 30- 06 KS- Geschoss ist draussen. Der Bock macht eine tiefe Flucht nach vorne ins sehr hohe Gras. Ein sicheres Zeichen! Schnell das Handy und Prof. angerufen. Ich war mir sicher er liegt da. Prof. freute sich riesig und versicherte mir, dass er in einer Stunde kommt und mich und den Bock holt.
Nach einer dreiviertel Stunde hörte ich ein Schreien: Gruselig! Als wenn eine Frau ermordet wird. Röcheln, helles Schreien und wieder röcheln. Vier mal- dann war Totenstille. Nichts mehr. Als ich Prof.´s Scheinwerfer sah, baumte ich ab, ging hoch zum Anschuss und da- Nichts! Gar nichts. Jetzt war die Aufregung da! Was war das für ein Geschrei, wo war der Bock nach diesem Schusszeichen und wo ist der verdammte Anschuss! Im dunkeln und auf offener Fläche ist das schon manchmal ein Problem! Wir fanden nichts in diesem hohen Gras. Wir haben dann Prof.´s Vater benachrichtigt und ihm die Geschichte erzählt. Er war sich sicher: der Bock liegt. Und ich wars auch! Es war nicht mehr zu machen. Also fuhren wie zur Hütte und fingen an, dass Wochenende einzuläuten. Vielleicht ein wenig zu heftig! Am nächsten Morgen zum Anschuss und nur ein Tropfen Schweiss und ein Stück Wildpret gefunden. Mist! Ein weiteres verfolgen der Fährte war nicht möglci. Erst als der Bock in den Bestand wechselte war Schweiss zu finden- und nicht gerade wenig. Prof. und ich gingen der Fährte nach so gut es ging. Doch nach 200m talabwärts und wieder Bergauf war kein Schweiss mehr zu finden. Kurz: der Hundeführer kam, ging zum Anschuss, stellte mich ab, nahm Prof. mit und ging mit seinem BGS der Fährte nach. Über Walkie- Talkies informierten sie mich nach einer viertel Stunde: "Treffpunkt am Weg. Ich muss euch was zeigen!" Mein Freund Michael und ich liefen hoch zu Prof., den Hunden und dem Schweisshundeführer. Und da traute ich meinen Augen kaum! Dort lag der halbe Pansen, ein Stück vom kleinen Gescheide und etwas Decke! "Da war jemand schneller!" sagt der Schweisshundeführer, dem ich auf diesem Wege noch mal meinen herzlichsten Dank aussprechen möchte. Die Sauen und der Fuchs haben auf ihrer Tour durchs Revier den gerade verendenden Bock gefunden und ihn bei lebendigen Leibe gefressen: "Ein gefundenes Fressen!" ( Dies erklärt auch das jämmerliche Geschrei!) Wir hatten uns abends bei der einen oder anderen Flasche Wein bereits auf Dieter Zuwehme geeinigt, der gerade ... Lassen wir das! Das Gehörn haben wir trotz intensiver Suche nicht mehr gefunden. Der Bock wurde, bis auf den letzten übrig gebliebenen Rest, verspeist und diente zur Aufzucht der Jungfüchse oder als Aperitif für die Sauen.
Aber trotzdem haben wir und durch diesen Vorfall das Wochende so schön gemacht, wie es nur ging. Prof. streckte einen Tag später mit mir zusammen ( ich hab beobachtet!) einen braven Bock. Das ist halt die Jagd: immer spannend und aufregend!
P.S. Der Schuss muss ihm den Brustkorb unten aufgemacht haben!
Waidmannsheil an alle Leser und Jagdkameraden,
@ Prof. und Michi: Moos rules nicht! ( Insider!) Und danke für dieses schöne Wochenende!