Hermann Huttel…..
Wer von der Erdjagd nichts - kennt, weiß nicht, wie erregend sie ist. Für mich jedenfalls hat es in meinem langen Jägerleben kaum etwas spannenderes als die Erdjagd gegeben, und ich habe doch weiß Gott nicht nur auf Fuchs und Dachs, auf Hase und Reh gejagt, sondern so ziemlich auf alles, was zwischen dem Mittelmeer und dem Eismeer kreucht und fleucht.
Unter Tag
An einem anderen Tage war Im letzten Treiben auf einen Dachs geschossen wordcn. Ob es nun am Zielwasser oder daran lag, daß die Flinte ihre Launen hatte, vermag ich nicht zu sagen. Kurzum, der sonst recht wackere Schütze beförderte die erste Ladung seines Püsters auf einen Baumstamm, und auch der zweite Hagel warf den Dachs nicht ins Laub. Dieser fuhr vielmehr waidwund zu Bau, mein Stropp hinter ihm her, und nun war guter Rat teuer. Grimbarts Zuflucht nämlich war ein uralter, zerfallener Stollen, der am Fuße eines steilabfallenden Berges zwischen knorrigen Baumwurrzeln und wildem Felsgetrümm schräg in die Tiefe führte. Mit Hacke, Spaten und Schaufel war hier also nichts zu machen. Ratlos standen wir da und stierten in den finsteren Bergschlund, während Stropps giftiger Hals dumpf herausdröhnte und Kunde gab, daß der waldwunde Dachs sich noch wacker wehrte. Es ging mit mir durch ... und mit mir nicht allein, sondern auch mit Jagdfreund Fritz Esch, der in solchen Fällen keine Hemmungen und keine Hindernisse kannte. Auf dem Bauch rutschend schlieften wir einer hinter dem anderen, ein und zwängten uns zwischen feuchtem Stein und modrigem Erdreich immer weiter in den Berg hinab. Es ging schräg nach unten, fünf Meter, acht Meter. zehn Meter; wir keuchten, schwitzten in der stickigen Enge.
Wir gaben nicht auf und näherten uns immer mehr der Stelle, wo Hund Dachs erbittert kämpften. Finsternis umgab uns, die Höhlung dröhnte,
erste Erdfetzen flogen uns entgegen. Ich kramte aus meiner Jacke die Taschenlampe hervor, ließ sie aufblitzen, und wenn wir gehofft hatten, den Dachs hier unten ohne sonderliche Mühe abtun zu können, dann sahen wir uns mächtig enttäuscht. Wir befanden uns in einem regelrechten Kessel, so daß wir beiden Erdjäger leidlich bequem beieinander liegen konnten; aber es war uns wenig damit geholfen, weil von diesem Kessel aus eine Röhre in die linke Stollenseite getrieben war, die sich nach einem knappen Meter, wie sich aber erst später heraus stellte , in zwei Endrohre gabelte. Das eine dieser beiden Endrohre führte schräg in die Tiefe hinab, das andere verlief parallel dem Stollen, und in diesem Endrohr tobte der Kampf.
Der Plan war rasch gemacht. Es galt, noch etwas weiter vorzukriechen und vom Stollen her einen Durchschlag zu machen, um hinter den Dachs zu kommen und ihn aus dem Endrohr in den Kessel zurückzudrücken. Wir wußten, bereits erwähnt, bis dahin noch nicht, daß sich von diesem Endrohr ein ein zweiter abgabelte und steil in die Tiefe führte.
Frohen Mutes kroch ich ins Freie zurück und schickte einen der wenigen Waidgenossen, die nach Einbruch der Dunkelheit noch im Bau zurückgeblieben waren, ins nahe Dorf, um einen kleinen Spaten und eine Karbidlampe zu holen. Leider gab es eine mühselige Plackerei nachher in dem engen Stollen, zumal wir jeden Spatenstich im Liegen ausführten und die Erde unter unseren Leibern her nach hinten karren mußten. Stropp verbellte noch immer, aber merklich matter, den wütend murrenden Dachs. Schließlich stießen wir durch und glaubten, das Spiel sei gewonnen. Fritz Esch heizte, die Laterne in der Hand, mit einer von draußen besorgten Haselgerte den Dachs von hinten ein, während ich vorn im Kessel das Seltenrohr besetzt hielt, um den zurückweichenden Hund abzunehmen und dem nachrückenden Dachs im Schein meiner Taschenlampe mit der Pistole den Fang zu geben.
Es kam anders, ganz anders. Zwar wurden die Hinterläufe des braven Terriers ins Lichtschein meiner Taschenlampe für einen Augenblick sichthar, sie verschwanden aber sofort wieder, weil Stropp erneut den Dachs zu fassen suchte. Meister Grimbart jedoch murrte und wehrte sich, Stropp klagte kurz, dann ein tolles Gepolter, und gleich darauf - wir trauten unseren Ohren nicht! - wurde der Hund aus einer Röhre laut, mit der wir nicht gerechnet hatten. Es war das vorhin erwähnte Gabelrohr, das von dem Seitengang aus in dieTiefe führte.
Was nun, uns in das Unvermeidliche fügen, den Hund abzunehmen und den Dachs seinem Schicksal überlassen? ... Nein, solange es noch eine Möglichkeit gab,an ihn heranzukommen, gaben wir nicht auf, nicht gefackelt und wcitcrgeschuftet! ... Zunächst gruben wir uns in das Seitenrohr hinein, stießen auf die Rohrgabelung und stellten fest, daß der Hund in einer Tiefe von etwa drei Metern den Dachs festhatte.
Es war eine vertrackte Situation, hingraben ging nicht.
Und so krochen wir denn ins Freie hinaus, um Kriegsrat zu halten und in der frischen Luft ein wenig zu verschnaufen. Es war längst Nacht geworden. Finstere Wolken hingen am Himmel, und es regnete in Strömen. Es wunderte uns also nicht, das auch die letzten Waidgenossen des Wartens müde geworden und zum Schüsscltreiben abgerückt waren.
Nur einer war zurückgeblieben. Als er hörte, wie die Sache stand und daß Fritz Esch und ich mit unserem Latein am Ende waren, klatschte er plötzlich mit den Händen und rief: Ich habe Rat.
Da zeigte er auf den Mühlbach, der ganz nahe vorüberrauschte, und sagte: Wasser!
Schon stürmte er dorfwärts und kam nach kurzer Zeit mit zwei Eimern zurück. Doch so ganz einfach ging das mit dem Wasser nicht. Es gehörte viel Geschick und eine Mordsgeduld dazu, solch einen Eimer voll Wasser bäuchlings den engen Stollen hinabzubugsieren. Das schier Unmögliche aber gelang; es glückte uns auch, den Seitengang mit dem kleinen Spaten derart abzuschrägen, daß sich das Wasser in einem Sturzbach in das Steilrohr erguß.
Schon nach den ersten beiden Eimern kam der Hund rücklings aus dem Rohr herauf. Ich nahm ihn ab und leinte ihn draußen im Freien an einem Baum an. Er hatte seine Schuldigkeit getan, der Brave. Ich klopfte ihm den Hals und schliefte mit einem weiteren Eimer voll Wasser wieder ein. Ich weiß nicht mehr, wieviel Eimer voll Wasser wir in das Steilrohr hinabgeschüttet haben; haben; ich entsinne mich aber noch der zwei grünen Seher, die uns plötzlich beinah geistcrhaft aus dem Rohr entgegenfunkelten. Zwei schwarze Branten schoben sich vor, der schwarzweiß gestreifte Kopf des Dachses erschien im grellen Licht der Laterne, und jetzt erlöste ihn eine sichere Kugel von seinen Qualen.
Das Dachsgraben
Um 1820 wird der folgende Bericht von Diezel entstanden sein. Jeder Baujäger wird sich darin wiederfinden können.
„Nur der ist imstande, die Wahrheit der Behauptung, dass das Graben zu den angenehmsten Jägerfreuden gehört, einzusehen, der es als Besitzer eines guten Hundes im Herbst selbst mitgemacht hat. Welche Freude gewährt es, den kleinen Kämpfer mutig in die Röhre einkriechen zu sehen! Jeder winkt dem anderen mit der Hand, still zu sein, und sucht sich ein Plätzchen zum Horchen.
Alles stille! Einer sucht in den Mienen des anderen zu lesen, ob er nichts höre.
Nichts! Die Hoffnung fängt schon an zu sinken! Da und dort steht mancher verdrießlich vom Boden auf und will seinem Unmut Worte geben, da ruft einer der Geduldigen, die liegengeblieben waren, ein bezauberndes St! Stille! Horcht!
Sobald sich jeder von der Wahrheit überzeugt und den ersehnten Laut gehört hat, ist er auch sogleich bereit, seine Meinung über die Gegend zu sagen, woher der Laut kommt. Jeder legt das Ohr an den Platz, den der Jäger als den richtigen bezeichnet, und bestätigt seine Angabe, wobei jeder nach Hacke und Schaufel usw. ruft, um die Arbeit zu beginnen.
Mühsam wird von den Arbeitern der Einschlag` oder Kasten` nach Angabe des Jägers gemacht; langsam geht, trotz der größten Eile, das Werk vonstatten, von Zeit zu Zeit neigt einer oder der andere das Ohr, um zu vernehmen, ob der Hund noch auf demselben Platz vorliege, da ertönt der Schreckensruf: Der Hund ist still! Alles legt sich nieder, um sich von der Wahrheit der Jammer verbreitenden Nachricht zu überzeugen.
Nichts zu hören! Da zieht Hoffnungslosigkeit wieder in alle Herzen ein, und nur der Jäger bleibt ruhig, der als ein guter Feldherr die Burg des Belagerten mit Kennerblick übersieht und nachdenkt. Jeder sucht halb vertrauensvoll, halb verzweiflungsvoll etwas aus dem Gesicht des Waidmanns zu lesen, der ganz kalt befiehlt, den Einschlag weiterzuführen und nur noch mehr in die Länge zu ziehen.
Da schütteln die meisten der Anwesenden gewaltig den Kopf und scheinen diese Maßregel durchaus nicht für gut zu halten; allein unverdrossen und voll Vertrauen bleiben die Arbeiter, die aus Erfahrung wissen, dass sie auf diese Art sicher zum Ziele gelangen. Endlich, unter großer Ungeduld der Zuschauer, wird eine Röhre erreicht, und alle drängen sich voll Erwartung hinzu, doch nichts ist zu sehen, nichts zu hören; vergebens strengt jeder sein Gehör nach Möglichkeit an, um einen Laut des Hundes zu vernehmen - und immer mutloser wird die Schar.
Da hört man auf einmal ganz deutlich, und näher, als man zu hoffen gewagt, den tapferen ,Bergmann`, und triumphierend, ja die Furcht der Zweifler fast ein wenig verhöhnend, blickt der Jäger um sich und kann es sich nicht versagen, unter die Befehle, die er erteilt, Worte des Lobes für seinen Hund zu mischen; er wirft sich auf den Boden, lauscht, springt voll Gewissheit, dass der Kampfplatz gefunden sei, wieder auf, mit einer Hacke schlägt er heftig die Erde, lauscht dann wieder und lässt endlich, überzeugt, dass der Belagerte keinen Zufluchtsort mehr habe und die letzte Schanze schon erstürmt werde, die letzte Vertiefung des Einschlages machen.
Mit doppeltem Eifer geht man an die Arbeit, immer deutlicher wird Bergmann` gehört, und öftere Schmerzenslaute des Angreifers lassen schließen, dass der Kampf sehr heiß sei. Kann auch der Jäger in diesem Augenblick keine tätige Hilfe leisten, so ist er doch bemüht, durch Zuruf den Gegner seines Schützlings zu schrecken und den Mut des Hundes aufs höchste anzuspornen.
Endlich wird die mühevolle Arbeit belohnt; der hohle Ton, den die Hacke erzeugt, und der schmutziggraue Boden lassen die Röhre erwarten, und vorsichtig sucht der Herr des Hundes sie zu gewinnen; doch die Vermutung bestätigt sich, dass sie nicht gerade auf den Dachs, sondern auf den Hund treffen, der, als er die Hilfe so nahe sieht, mit wahrer Wut seinem Feinde zu Leibe geht. Alles drängt sich um den Einschlag, um Zeuge des Kampfes zu sein; allein nur der angreifende Teil ist sichtbar, wie er bemüht ist, die sich stets erneuernde Schanze niederzureißen und dem Belagerten keine Zeit zu lassen, ein größeres Bollwerk aufzutürmen.
Schon wird von manchem Unkundigen der Vorschlag gemacht, nachzugraben, um an den Dachs zu kommen, doch lächelnd schweigt der Jäger zu diesem wie zu manchem anderen Rate und sucht sich aus der Gesellschaft den Schießbegierigsten heraus, um ihm die Freude zu machen, den Dachs zu erlegen. Bald ist er gefunden, denn unter mehreren, die die Flinte ergriffen haben, zeichnet sich einer durch den brennenden Blick, mit dem er gleichsam die Erde durchbohrt, durch die schussfertige Stellung, durch das Zurückdrängen der anderen so sehr aus, dass man leicht den Neuling erkennen kann und der Jäger die Überzeugung gewinnen muss, dass gerade diesem der Ruhm, den alten Burgherrn gefällt zu haben, unschätzbar sein werde.
Mit manchem scheelen Seitenblick auf den Begünstigten wird von der übrigen Gesellschaft der Ausspruch vernommen, dass diesem, als dem jüngsten, die Ehre des Schusses zuteil werden soll! Doch ehe dem Erkorenen der Platz am Einschlag eingeräumt wird, lässt der Jäger erst vorsichtig die aufgegrabenen Röhren rückwärts verstopfen und nimmt den vorliegenden Hund an. Jetzt wird der Schütze angestellt: Schussfertig erwartet er den grauen Höhlenbewohner, und jeder drängt sich, soviel der Raum es gestattet, hinter ihn, um Zeuge des Heldenwerks zu sein. Da auf einmal zeigt sich der Feind und will schnell in die gegenüberliegende Röhre fahren; allein wie so manches Vorhaben in der Welt unausgeführt bleibt, so auch dieses, denn kaum blickt er heraus, so streckt ihn schon ein wohlangebrachter Schuss nieder. Dieser Schuss gibt das Signal zu allgemeiner Unordnung: Menschen, Hunde, alles stürzt über den Hingesunkenen her, um sich am Herausziehen zu beteiligen."
Graf von Schwerin
Die Bodenjagd ist alles andere als ein Zuckerbrot, sondern rauhe Praxis.
Dazu kommt, dass die am gescheitesten über etwas daherreden, die am wenigsten davon verstehen. Das ist besonders bei der Bodenjagd so.
Mir ist es lieber, der Dachs wird auf dem Ansitz geschossen.
Wir haben nur zu viele, die den Jagdschein haben, aber keine Jäger sind.
Deshalb bleiben zu viele Dachse in den Revieren.
Ich brauche den Fuchs oder Dachs nur da bejagen, wo er Schaden anrichtet.
Warum soll ich den Dachs im Osten an der Kirrung schießen, wenn er keine Säbelschnäbler, Kiebitze oder Junghasen dezemiert.
In Ordnung für mich ist es, wenn ich ihn dann verwerte.
Die Nationalparkverwaltung gab gestern durchs Radio, dass auf den Inseln Frettchen fast den gesammten Bestand an Säbelschnäblern dezimiert hätten und jetzt mit jägern vor Ort nach einer Lösung gesucht wird.
Mein Jagdkollege beobachtete den Fuchs unten, wie er den Hasen an einer Hecke schlug. Er konnte sich anpirschen und den Fuchs beim Verzehr erlegen.
Er zählt den Besatz an Hasen laufend und hatte schon bemerkt, dass in dem Bereich ein Rückgang um 50 % zu verzeichnen war.
Ich hatte nicht erwartet, dass ein Fuchs Hasen dieser Größe ( Dreiläufer ) noch bekommt.