Bracke (Beagle, 9 Monate, JLZ) ; Problem: Führigkeit und Gehorsam

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In meinem Bereich werden überwiegen Vorstehhunde geführt und jagdlich ausgebildet. Nur wenige dieser Hunde haben jagdliche Prüfungen absolviert. Einige dieser Hundeführer belächeln mich (der Beagle geht wieder mit seinem Hundeführer spazieren) und meinen als „Experten“, dass mit Stachelhalsband und TeleTac die Probleme bezüglich Leinenführigkeit und Gehorsam, insbesondere der Ab(Rück)ruf des Hundes, in den Griff zu bekommen seien.

Diese Mittel lehne ich für die Erziehung und Führung (auch jagdlich) meines Hundes ab.


Ohne Wildberührung (Fährte und/oder Sicht) klappt vieles. Auch die Leinenführigkeit im Stangenwald werden wir vielleicht auch noch zufriedenstellend schaffen. Das Ablegen klappt ebenfalls schon gut. Aber bei Wildkontakt! Dann macht es im Beagle-Kopf Klick. Führer, Pfiff, den Hampelmann machen und und und ….bringen dann bezüglich Rückruf keinen Erfolg. Kein Abbruchsignal bewirkt Aufmerksamkeit seitens des Beagles in Richtung meiner Person -an 30 m Schleppleine diverse Male geübt; keine Spur, kein Wild in Sicht oder Nase, nur dann klappts ohne Widerwillen.

Bei einem solchen erfolglosen Abruf kehrt mein Beagle-Hündin nach circa 2 h bei einer Laufleistung von circa 10 km innerhalb eines maximalen Abstands von bisher nur circa 2 km zu dem Ort zurück, wo sie geschnallt wurde –Waldgelände, kein Sichtkontakt, Daten über Tracker-System.

Bei der kommenden Schussfestigkeits- und Spurlautprüfung (Anlagenprüfung im März) wird meine Beagle-Hündin keine Probleme bei der Schussfestigkeit haben. Bei der Spurlautprüfung wird sie eine Hasenspur spurlaut verfolgen. Ist die Witterung verflogen, wird sie voraussichtlich zunächst in einem für den Führer nicht erreichbaren Abstand kreisen, dann in die Quersuche gehen, sich eine neue Spur suchen und voraussichtlich „nur“ den Prüfungsbereich „bogenrein“ bejagen. Einige Hasen (Rehe …) werden dann spur– und/oder sichtlaut verfolgt. Nach circa 2 h wird sie erschöpft und, wegen wohl artgerechter Auslastung, super gelaunt aber müde zu mir zurückkehren. Sie wird sich dann auch leicht von mir abrufen lassen -sie kommt dann freiwillig!
Ich bin dann nur gespannt, ob der Prüfungskandidat für diese Leistung noch Punkte und ein Bestanden erhält???! Weiter hoffe ich, dass wir nicht die ersten Kandidaten sind und das Feld und die Umgebung somit für die folgenden abräumen.

Ein Brackenführer, dem ich diese Probleme und Bedenken kürzlich schilderte, sagte mir folgendes:
Ich hätte einen hervorragenden Stöberhund und solle meinen Beagle möglichst gefahrlos viel frei laufen lassen. Wirkliche jagdliche Erfahrungen seien natürlich auch wichtig. TeleTac und andere "AUA"-Ausbildungsmittel würden das Wesen einer Bracke brechen und den Jagdtrieb nehmen. Das mit dem Rückruf sollte ich nicht so tragisch nehmen und dem Beagle und mir eben mehr Zeit gönnen.
Eine Bracke bestimme das Ende einer Jagd und nicht ein Jagdleiter bzw. Prüfer. Wer das nicht akzeptieren und mit folgenden Umständen nicht leben kann, der darf sich keine Bracke sondern möge sich einen „Zirkushund“ leisten.


Wie seht ihr aktiven Brackenführer meine Situation, wie klappt bei euch Leinenführigkeit sowie Gehorsam und wie habt ihr den Abruf trainiert?

Ich bitte um Antworten nur von Jägern, die Bracken im Stöbereinsatz und/oder in der Nachsuche aktiv führen und/oder Ausbilden bzw. Anlage-, Stöber- und/oder Nachsucheprüfungen für diese Jagdhundarten abnehmen.
 
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Ein Brackenführer, dem ich diese Probleme und Bedenken kürzlich schilderte, sagte mir folgendes:
Ich hätte einen hervorragenden Stöberhund und solle meinen Beagle möglichst gefahrlos viel frei laufen lassen. Wirkliche jagdliche Erfahrungen seien natürlich auch wichtig. TeleTac und andere "AUA"-Ausbildungsmittel würden das Wesen einer Bracke brechen und den Jagdtrieb nehmen. Das mit dem Rückruf sollte ich nicht so tragisch nehmen und dem Beagle und mir eben mehr Zeit gönnen.
Eine Bracke bestimme das Ende einer Jagd und nicht ein Jagdleiter bzw. Prüfer. Wer das nicht akzeptieren und mit folgenden Umständen nicht leben kann, der darf sich keine Bracke sondern möge sich einen „Zirkushund“ leisten.


Wie willst du den Beagle später denn einsetzen ?
Ich persönlich würde dir raten Jagd und Gehorsam erstmal voneinander zu trennen. Das enstpricht in etwa der Einschätzung des von dir zitierten Brackenführers.
Ganz ohne Gehorsam wird es aber nicht gehen. Deshalb würde ich parallel mal das ganz einfache Programm üben mit Leinenführigkeit, Ablegen/Sitzen und Herbeirufen (auf Sicht, später außer Sicht), Stopp/Halt beim langsamen Laufen/schnellen Laufen.
Abrufen hinter Wild und so würde ich garnicht erst probieren, sondern den Hund nur stöbern lassen wenn es gewünscht ist, dafür aber an der Reizangel das Stopp/Halt üben.
Gut bewährt hat sich bei meinem Hund das gemeinsame Anpirschen von Wild, und Ablegen des Hundes mit Sicht zu diesem. Auch die hergetragene Witterung bietet schon außreichend Reiz. Nach ein paar Übungen klappt dass auch mit freiem Ablegen und Näherpirschen ohne Hund. Wenn der Hund nicht stark schußhitzig ist, kannst du so später auch in Anwesenheit des Hund schießen ohne dass er dir reinspringt.

Für die anstehende Prüfung solltest du dich mit der PO vertraut machen, dort findest du die Gehorsamsfächer ausreichend beschrieben.
Bei einer AP wird da aber meines Wissens nichts geprüft. Auch Schußfestigkeit ist nur eine Wesensbeurteilung.
 
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Ich kann Silo nur zustimmen. Den Gehorsam strikt von der jagdlichen Ausbildung trennen.

Du musst immer im Hinterkopf haben das Bracken dafür gezüchtet wurden weit und anhaltend am Wild zu jagen.


Lass dir bloß von den "Experten" keinen Vorsteher-Schafscheixx anschnacken. Teletact und Koralle sind bei einer Bracke total kontra. Führerbindung und Vertrauen sind das wichtigste. Mit Methode Tabel hast Du eine Bracke da ganz schnell verloren und die sind da sehr nachtragend.

Der Hund muß zu dir zurück kommen wollen, eben weil Du für ihn der einzig wahre Bezugspunkt/ Mensch bist.

Mein Rüde ist gegenüber anderen Menschen(von ein paar Ausnahmen abgesehen) total ignorant und abweisend, wenn ich nach Hause komme flippt er total aus, selbst wenn ich nur ne halbe Stunde weg war.

Meine beiden kann ich am Wild abpfeifen wenn sie gerade drauf rumpeln. Eine Splitsecond zu spät gepfiffen und dann geht es dahin, dann übernimmt der Trieb die Führung.
Ich habe mich damit abgefunden und lasse die Hunde gewähren, der "Erfolg" ist der das die beiden immer relativ schnell mit Freude zu mir zurück kommen weil es halt keine Mecker gibt.


A.
 
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Mit Methode Tabel hast Du eine Bracke da ganz schnell verloren und die sind da sehr nachtragend.

Richtig. Tabel ist gut, sollte jeder Jagdhundausbilder gelesen haben.
Da stehen auch ganz pragmatische und nachvollziehbare Tips zu Stubenreinheit, Alltagsrituale, Kommunikation, Gesundheit, Anlagenförderung etc. drin.
Der Tabelsche Ansatz zur jagdlichen Prägung (Ausbildung) ist aber für einen wirklich rassetypisch einsetzbaren Brackenhund nicht zielführend. Es geht da sehr in Richtung Lenkung und Dressur.
Auf jeden Fall finde ich aber Ratschläge wie "....eine Bracke braucht keinen Gehorsam bis alle Prüfungen abgelegt sind..." schon schräg.
Wie gesagt finde ich die Trennung von jagdlicher Prägung und Einarbeitung (ich schreibe bewusst nicht Ausbildung) von Gehorsamsübungen und Kommunikationsübungen wichtig.
In jagdlicher Praxis kommt man früher oder später auch nicht ums Abrufen oder Anhalten herum.
Bei meinem Hund funktioniert ein energisches "Halt" aus geringer Entfernung zumindest um die Aufmerksamkeit während des Jagens oder Suchens auf einer warmen Fährte auf mich zu lenken. Dass reicht meistens um näher dran zu kommen und den Hund mit freundlichem Getue und viel Tamtam einzufangen.
Ganz verstehen tue ich die Reaktion des Hundes darauf aber nicht, es sieht schon fast wie Unterwerfung aus (geduckte Haltung und Beschwichtigungssignale), deshalb spiele ich dass dann ganz schnell mit viel Lob und freundlicher Gestik runter. Ich bezweifle aber dass der Hund das positiv einordnet :???:

Meine beiden kann ich am Wild abpfeifen wenn sie gerade drauf rumpeln. Eine Splitsecond zu spät gepfiffen und dann geht es dahin, dann übernimmt der Trieb die Führung.
Ich habe mich damit abgefunden und lasse die Hunde gewähren, der "Erfolg" ist der das die beiden immer relativ schnell mit Freude zu mir zurück kommen weil es halt keine Mecker gibt.

So sollte es in der Praxis eigentlich aussehen:thumbup:
Ich glaube ich hab da irgendwann was falsch gemacht :13:
 
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Hallo,

als Mitglied im BCD mit derzeit 2 Beaglen bin ich auch im März auf einer Spurlaut- Schussfestigkeitsprüfung mit unserer Hündin. Wir sind in Greffen. Da habe ich das Ganze letztes Jahr auch mit unserem rüden gemacht. Der hatte auch erst erfolgreich den Hasen gearbeitet und dann eine Spur eines Rehs aufgenommen und wurde am Ende nach Suche mit 2 Autos wieder eingesammelt. Aber die Beschreibung trifft genau auf unsere zu. Auch die Teilnahme an einem jagdgehorsamskurst über den Winter brachte nicht soooo viel. Ohne Wild in der Nähe oder in der Nähe gewesen, hören beide gut. Die Hündin kann abgeleint spazieren gehen.
 
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Hallo,

ich habe eine 2 jährige Beagle Hündin und mit ihr im Herbst die Brauchbarkeit und Stöberprüfung bestanden. Ich bin der Meinung, auch eine Bracke braucht Gehorsam. Es gilt einzuschätzen, wie sensibel der jeweilige Hund ist, um das nötige Maß der Härte auszuloten. Mein Hund nimmt mir so schnell nichts übel, auch wenn er mal eine klare Ansage bekommt.
Bis vor einem halben Jahr hatte ich auch die Schwierigkeit mit dem Abrufen in ungünstigen Situationen. Dies führte dazu, dass der Hund, trotz abrufen, weiter jagte und prompt von einem Auto angefahren wurde (glücklicherweise wenig passiert). Diese Situation hat mich so geärgert, dass ich ein zuverlässiges Abbruchsignal für den Hund wollte. Mein Hundeausbilder der Jägerschaft hat mich dann auf das Trillerdown gebracht. Geübt wird das Trillerdown beim täglichen Spaziergang an der Leine. Der Hund schnüffelt vor sich hin, denkt an nichts böses, der Trillerpfiff kommt und gleichzeitig von oben aus dem Nichts, die Hand, die ihn zu Boden drückt. Dies muss für den Hund völlig überraschend kommen, d.h. man muss cool bis zur letzten Sekunde sein und dann Vollgas geben. Dies habe ich einige Wochen geübt. Danach das gleiche Spiel an längerer Leine, sollte der Hund nicht liegen, gab es Ärger. Wenn dies klappt, im Freilauf, an der Reizangel, mit verschiedenen Reizen (eine Person mit Leckerli ruft den Hund, der Ball wird geworfen, Hund im Spiel mit anderem Hund), bis der Hund zuverlässig liegt.
Mittlerweile habe ich schon ein gutes Gefühl und kann den Hund immer mehr ohne Leine laufen lassen. Auf einer Fährte kriege ich den Hund abgepfiffen, bei Sicht, gibt es immer noch Probleme.
Für mich ist das Trillerdown ein wirklich gutes Hilfsmittel, den Hund schnell zu bremsen.
 
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Meinen Dank für die informativen Beiträge.. Die Anlagenprüfungen hat mein Beagle mit sehr gutem Ergebnis bestanden. Vor der Prüfung habe ich überwiegend nur noch die Aufmerksamkeit auf scharfen Pfiff und das darauf folgende (hoffentlich unmittelbare) Zurückkommen geübt:roll:. Leberwurst aus der Tube war die Belohnung und der Schlüssel zum Erfolg - Piff und bei Anblick sofort Leberwurst! Diese Übung dann auf Entfernung, wobei natürlich mein Beagle sich wenigstens zu ¾ in meine Richtung für die Leberwurstbelohnung in Bewegung zu setzen hatte. Dieser Abruf wurde dann weiter unter gleichzeitiger Hochmotivation (Katze, anderer Hund oder ……. am Gartenzaun) trainiert. An der 30 m Schleppleine in freier Wildbahn hat es auch recht gut geklappt und bei der Spurlautprüfung waren wir mit dieser Methode dann erfolgreich. Glück gehörte natürlich auch dazu:-D.
Bei einer sichtlauten Verfolgungsjagd hätte diese Methode vermutlich versagt.

Ab 1. April bis 15. Juli ist bei uns in Niedersachsen Leinenzwang angesagt. Diese Zeit werde ich dann für die Leinenführigkeit, den Grundgehorsam und die Nasenarbeit (Schweiß und/oder nur Fährte) nutzen -sofern mein Begehungsschein verlängert werden sollte!!!?. Das mit dem Begehungsschein ist jedoch ein anderes Thema.


Noch eine abschließende Anmerkung aus einem Buch zur jagdlichen Führung von Bracken, die mir persönlich sehr gefällt, wie folgt:

„“Solche Hunde müssen für ihre Arbeit ein sehr eigenständiges, selbständiges Wesen bewahren. Sie müssen sich bei ihrer Arbeit, insbesondere bei der Nachsuche, bewusst gegen ihren Führer durchsetzen, intelligenten Ungehorsam zeigen oder wie es auch heißt:“ Der Hund hat immer recht!“ Dies klappt aber nicht, wenn ich ihn außerhalb der Praxis zu sehr führe und leite. Bei diesen Hunden beschränke ich mich auf das absolute Minimum und lasse sehr viel „Ungehorsam“ durchgehen….….“


In diesem Sinne
 
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Zitat von HermWU:

Noch eine abschließende Anmerkung aus einem Buch zur jagdlichen Führung von Bracken, die mir persönlich sehr gefällt, wie folgt:

„“Solche Hunde müssen für ihre Arbeit ein sehr eigenständiges, selbständiges Wesen bewahren. Sie müssen sich bei ihrer Arbeit, insbesondere bei der Nachsuche, bewusst gegen ihren Führer durchsetzen, intelligenten Ungehorsam zeigen oder wie es auch heißt:“ Der Hund hat immer recht!“ Dies klappt aber nicht, wenn ich ihn außerhalb der Praxis zu sehr führe und leite. Bei diesen Hunden beschränke ich mich auf das absolute Minimum und lasse sehr viel „Ungehorsam“ durchgehen….….“




Darin steckt viel Wahrheit- macht aber die Ausbildung nicht unbedingt leichter. Aber das Zitat hat was und erklärt viel vom Verhalten der Bracken.

Auch wenn die Brackenschädel einem manchmal zur Verzweiflung bringen können und der Hund mich mit seiner, in Falten gelegten Stirn anschaut und mich fragt, ja wie denn nun, soll ich dirs vielleicht noch aufmalen???


wmh


Jäger :cool:
 
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anonym

Guest
Intelligenter Ungehorsam? Dass Bracken Ungehorsam bräuchten, halte ich für Unsinn. Freiheiten lassen ja, aber der Grundgehorsam plus Führerbindung müssen sitzen und sind die Basis für alle Freiheiten, die die Bracke als Spurarbeiter braucht. Wir hatten das Thema gerade im Dachsbracken-Faden.
 

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