Bock geschossen

[OberförsterVS]

Velo, jetzt mal nicht verkürzen: "deutsche Waidgerechtigkeit" heißt es!

SFossil: Hochschulexamen schützt nicht vor Beschränkung, aber wer sich vierfünf Jahre mit einem Themenkreis befasst hat, 20 - 30 Prüfungen auf dem Weg zu Examen absolviert hat, das Examen zumindest gut bestanden hat (nur solchige finden den Weg in die Forstverwaltung) und eine wissenschaftliche Arbeit angefertigt hat, dem wird man doch etwas mehr Fachkenntnis zutrauen als dem Jagdkursabsolventen oder lässt Du Dir Deine Zähne beim Friseur ziehen?

 

[Mattenklodt]

Yumitoris Überlegung zuende gedacht, dass Förster sich ums Holz kümmern sollen und Jäger um die Jagd hat durchaus Charme. Ich würde dann allerdings auf Profis Wert legen, wozu Freizeitjäger regelmäßig nicht zählen.

Ist schon nett: da machen Leute einen drei Wochen oder drei Monatskurs und erklären dem Hochschulabsolventen wie es richtig geht - ich würde mir das umgekehrt nicht anmaßen.

So, so, Herr Oberförster. Und wie lange braucht ein Forststudent für seinen Jagdschein?
Gerade die heutige (!) jagdliche Ausbildung an den Forstunis ist doch äußerst dünn und oft ideologisiert.

Vielleicht ist das auch das Problem einiger (längst nicht aller!) Förster: ohne entsprechenden background lernt man halt das Ansprechen nicht. Und dann soll man noch im dichten Busch ein Reh finden...

Zur Hege-Diskussion: da kommt es wie immer auf das revier an. Soll jedes Revier machen, wie es möchte. Es gibt Reviere, da macht es Spaß und lohnt sich, Rehwild als Schwerpunktwildart zu hegen. Es gibt aber auch Reviere, da ist die Rehwildjagd eine Strafe. Und es gibt Reviere, da ist das Rehwild wegen anderer Wildarten und biotopbedingt eher unwichtig.

Wildbiologisch kann man den Rehbock das ganze Jahr über jagen. Aber es braucht eben auch Schonzeiten, um das Wild vor ständiger Störung durch den Jäger zu schützen. Insbesondere bei immer teureren und kleineren Revieren. Deshalb gibt es Regeln. Und an die hat man sich zu halten. Man kann über die rehbockerlegung im Winter also nur politisch diskutieren, nicht jagdpraktisch (außer in den neuen "Freizonen"). Ich lehne die Bockjagd im Winter ab. Warum? Ich bin der Meinung, wir sollten selektiv jagen. Dazu passt das "schießen auf alles" nicht. Ich bekenne mich zudem zur partiellen Trophäenjagd. Der gesunde, starke und alte Rehbock ist Hegeziel. Das gibt ausgewogenere Bestände und schöne Trophäen. Beides find ich gut.
Wenn nun ein Bock auf der Drückjagd fällt, ist das kein Weltuntergang. Aber ein Regelverstoß, der nicht mit Vorsatz begangen werden sollte. Und schon garnicht mit Ansage.

M.

 

[Sporti]

Examen und 20-30 Prüfungen machen noch keinen guten Jäger!
Dafür braucht man Herz und Verstand und keine Uni! :21:
..........und zu meinem Friseur gehe ich nur wenn ich viel zu erzählen habe,so alle 4-5 Wochen. :26:

 

[Mattenklodt]

P.S. und für die Bestandsentwicklung ist der Bock irrelevant. Der Forst kann sich also ruhig auf die Zuwachsträger konzentrieren.
M.

 

[Sporti]

@Mattenklodt 1+++ :27: :28:

 

[cast]

Examen und 20-30 Prüfungen machen noch keinen guten Jäger!

Die Herren machen eine Forstexamen, kein Jagdexamen.
Die glauben nur alles besser zu wissen, weil sie von unseren Steuern alimentiert tagsüber durch den Wald stolpern.

Wenn, kann mir meine jagdliche Lücken höchstens ein Berufsjäger vorhalten, kein Holzwurm.

 

[Special Agent]

Diese Förster vs. Privatjäger- Disussion werde ich wohl niemals begreifen. Ob jemand ein guter Jäger wird, ist meines Erachtens grundsätzlich mal Einstellungssache und hängt in erster Linie von der Persönlichkeit ab. Und schwarze Schafe gibt es in diesem Sinne hüben wie drüben, genau wie echte Vorbilder.

Bei aller - insbesondere in einschlägig gefärbt regierten Bundesländern - von oben verordneten "Ideologie", gibt es beim Forst zum Glück aber noch sehr viele "idealistische" Förster, von denen sich mancher scheinheilige Privatjäger ein Scheibchen abschneiden könnte.

In der Gesamtschau halte ich diese Diskussion, bei aller Skepsis gegenüber forsttechnokratischen Strategien, für völlig überflüssig. Gute und schlechte Jäger gibt es auf beiden Seiten.

 

[Tiroler Bracke]

Ich kenne auch diese Ansprechspezialisten, die Wildarten, Geschlecht, Alter und Gewicht durchs DF sehen.
War dies die WuH oder die Pirsch, die das schon mal im Feldversuch (auf Ansitz nicht DJ) vor ca. 15-20 Jahren überprüft hat?
Roflbtcstc.

Pers. würde ich diese unwaidmänische Selbstgerechtigkeit (mit nachgewiesener Unmöglichkeit) als schweren Verstoß mit Jagdscheinentzug bewerten. Da schäme ich mich ja, als Jäger mit diesen Streichelzoobewirtschaftern in den gleichen Topf geschmissen zu werden.

 

[hdo]

Pers. würde ich diese unwaidmänische Selbstgerechtigkeit (mit nachgewiesener Unmöglichkeit) als schweren Verstoß mit Jagdscheinentzug bewerten

Waidwerk <=> Hybris

 

[Gelöschtes Mitglied 5886]

Erschreckend, wie so mancher Forstmann hier ein eindeutiges Schonzeitvergehen abtut. Kann ja mal passieren. Aber wir vom Forst sind ja die Experten und die anderen doof.
Noch erschreckender, welche Einstellung hier mancher dem Rehwild gegenüber zeigt. Hauptsache rot - der Rest passt schon, bzw. wird passend gemacht.
Nochwas zu den Experten: Wie die jagdliche Ausbildung der "Experten" an den Forsthochschulen aussieht, darüber ist ja schon ausreichend berichtet worden. Vielleicht wäre es da doch eine ganz gute Idee, die Absolventen zwecks Erlangung des Jagdscheins an auf eine gute Jagdschule zu schicken.

 

[OberförsterVS]

Köstlich!
Drei Semester Jagdkunde, Wildbiologie und Jagdpraxis + die normale Schießprüfung sollen allen Ernstes mit drei Wochen Vollzeit oder drei bis fünf Monaten Nachfeierabendkursen verglichen werden.

Natürlich gilt hie wie da die Gauskurve: es gibt einige Volldeppen und einige Überflieger und viel dazwischen - aber eben auf unterschiedlichem Ausgangsniveau.

Interessant ist Mattenklodts Übersetzung des Begriffes "Hege". Lies mal im BJagdG nach, was "Hege" bedeuten soll. Ziel der Hege ist nicht Dein Superbock, der kann allenfalls ein Nebenergebnis sein.

Zum Einwand einer zu langen Jagdzeit auf den Rehbock: dem könnte man ohne relevanten Verzicht abhelfen durch eine Jagdruhe 01.06. - 15.07.
Im Übrigen: der Jagddruck entsteht doch durch Ansitze, Schüsse, Witterung, DJ - insofern wird sich "der Bock" auch nicht entspannen, wenn auf ihn explizit nicht, aber auf Geißen und Kitze, Füchse und Schweine gejagt wird.

 

[hdo]

Wer glaubt die Schonzeit für den Rehbock hätte etwas damit zu tun einem Tier Ruhe zu verschaffen, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
Merkwürdigerwiese wissen die Leute die so etwas erzählen ganz genau worum es geht.

Als Jungjäger habe ich mich schon sehr häufig verschaukelt gefühlt...


PS:
Kenne keinen Förster der Schonzeiten nicht beachtet. Auch werden Begehungsscheininhaber dort wo ich im Forst jage ausdrücklich aufgefordert diese peinlichst einzuhalten. Wiederholte Zuwiderhandlung wird hier mit Entzug des Jagderlaubnisscheins sanktioniert.

Aus einem in der SZ bei einer DJ erlegten Bock aber ein Politikum machen zu wollen ist ein schlechter Witz!

 

[Gelöschtes Mitglied 5886]

Also in erster Linie ist es per Jagdgesetz verboten. Punkt.
Da gilt dann auch für Staatsdiener.
Außerdem will ich die Trophäe, wenn ich einen Bock schieße.

 

[Gelöschtes Mitglied 5886]

Wer glaubt die Schonzeit für den Rehbock hätte etwas damit zu tun einem Tier Ruhe zu verschaffen, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
Merkwürdigerwiese wissen die Leute die so etwas erzählen ganz genau worum es geht.

Als Jungjäger habe ich mich schon sehr häufig verschaukelt gefühlt...


PS:
Kenne keinen Förster der Schonzeiten nicht beachtet. Auch werden Begehungsscheininhaber dort wo ich im Forst jage ausdrücklich aufgefordert diese peinlichst einzuhalten. Wiederholte Zuwiderhandlung wird hier mit Entzug des Jagderlaubnisscheins sanktioniert.

Aus einem in der SZ bei einer DJ erlegten Bock aber ein Politikum machen zu wollen ist ein schlechter Witz!

Genau das zeigt doch die Einstellung der Landesforste.

 

[anonym]

Ich bin ja nun nicht immer Deiner Meinung.
Aber in dem Fall..

Köstlich!
Drei Semester Jagdkunde, Wildbiologie und Jagdpraxis + die normale Schießprüfung sollen allen Ernstes mit drei Wochen Vollzeit oder drei bis fünf Monaten Nachfeierabendkursen verglichen werden.

Natürlich gilt hie wie da die Gauskurve: es gibt einige Volldeppen und einige Überflieger und viel dazwischen - aber eben auf unterschiedlichem Ausgangsniveau.

Stimmt. Ich bin in die Ausbildung eingebunden. Und die Teilnehmer sind ein Spiegelbild der Gesellschaft.
FAST bin ich versucht zu sagen: Deutschland wird blöder.
(Das hört leider auch da nicht auf wo entschieden wird, in der Politik.)
Nebst den Überfliegern gibts eben auch die Anderen..
Man darf sich aber schon Gedanken machen über den Maßstab der angesetzt wird an Ausbilder und Prüfung. Wer prüft schon die Prüfer oder den Mann der eine Jagdschule aufmacht?
Wenn du selber die Leute vorab abprüfst und ihnen erklärst - und du dir sicher bist dass er/sie das nicht packt.. Und das dann auch so eintritt (eh schon weniger oft als man das annimmt).
Und anschließend der Tiefflieger seine Sachen packt und auf einen 3-Wochen-Kurs tingelt.. mit dem Jagdschein wiederkommt. Und du in einem Gespräch feststellst: MEHR hat er immer noch nicht drauf als zuvor.. :shock:

Zum Einwand einer zu langen Jagdzeit auf den Rehbock: dem könnte man ohne relevanten Verzicht abhelfen durch eine Jagdruhe 01.06. - 15.07.
Im Übrigen: der Jagddruck entsteht doch durch Ansitze, Schüsse, Witterung, DJ - insofern wird sich "der Bock" auch nicht entspannen, wenn auf ihn explizit nicht, aber auf Geißen und Kitze, Füchse und Schweine gejagt wird.

Zustimmung. Das ist aber ein grundsätzliches Problem. Der "heutige Mensch" will machen was er will wann er grad ein Eckchen im Terminplan frei hat. Sieht man als Wintersportler immer wieder schön an den Erlebnishungrigen die für X Tage oder Y Wochen lostiegern. Wenn jeder vernünftige Einheimische sagt: Falsche Zeit, falsches Wetter - dann legt der Touri los. Und wenn er seine Erwartungshaltung bitter büßen muß, aber noch überlebt hat, dann ist eben die Bergwacht gefragt. Dafür ist sie ja da.. :roll: Willkommen im Vollkasko-Disneyland und Vorsicht: Inhalt des Kaffeebechers ist heiß.

Im Übrigen:
Es ist so peinlich wie immer - das Forumsgericht tagt.. Hat ja Einer einen Fehler gemacht. :x
Passiert natürlich dem Forums(selbst)gerechten nie. Ist noch nie und wird auch nie passieren. :25: