Anfänger- und Drillingsfragen

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Für die Gasdrücke von Kugelpatronen (selbst bei einer .22 Hornet!) sind die Schlagbolzenlöcher von originären Schrotläufen zu groß. Es kommt dann durch die Einwirkung des Druckes im Schuss zu Vorwölbungen des Zündhütchens in die Schlagbolzenbohrung; beim anschliessenden Brechen der Waffekann dann evtl. sogar ein kleiner scheibchenförmiger Anteil des Zündhütchenbodens abgeschert werden oder im Schlagbolzenloch stecken bleiben. Unangenehmste Folge kann schließlich der sogenannte "Zündhütchendurchbläser" sein, bei dem das sich unter Druck in das Schlagbolzenloch vorwölbende Zündhütchen reisst und hochgespannte Gase nach hinten austreten. Beschädigungen des Schlosswerkes oder gar Verletzungen des Schützen können die Folgen sein.
Es ist daher bei Einbau eines Einstecklaufes für ein gasdruckstarkes Kugelkaliber (und damit sind alle, wirklich alle! Zentralfeuerbüchsenpatronen gemeint!) immer darauf zu achten, dass der Schlagbolzen und sein nach ihm benanntes Loch einen adäquaten Durchmesser haben. Dieser ist in aller Regel deutlich kleiner, als bei einer Verwendung als Schrotschlagbolzen: Die genauen Werte werde ich demnächst einmal nachschlagen, da ich sie leider nicht in publikationsreifer Genauigkeit im Kopf habe, und dann in diesem Thread einstellen (erübrigt sich ja vielleicht, falls mir jemand "vom Fach" zuvor kommen sollte).
Bei einem - warum auch immer - wertvollen und nicht jederzeit ersetzbaren alten Drilling sollte in jedem Fall ein möglichst wenig verschlussbelastendes Einstecklaufkaliber gewählt werden.
Von den Vorrednern wurde leider mehrfach übersehen, dass der Threadtarter initial angab, sein Realstück besitze lange Seitenplatten. Da solche von Sauer nie als Blindzierplatten verbaut wurden, könnte es sich u. U. um einen 1945 gut versteckten und dann fälschlicherweise (oder aus damaligen Legalisierungsgründen?) auf Baujahr 1950 datierten Vorkriegsseitenschlossdrilling von Sauer und Sohn handeln. Ein Foto wäre hier bei der genaueren Klassifikaton überaus hilfreich. So etwas verschandelt man nicht!
Ich empfehle, nicht höher als bis zur Hornet zu greifen; u. U. sollte man es ggf. sogar bei einer .22 Magn. in einem mündungslangen K&S Einstecklauf bewenden lassen. Der Schutz eines technischen Denkmals und gleichzeitig geschätzten Erinnerungsstückes an die Altvorderen gebietet dies und relativiert die daraus erwachsenden jagdlichen Beschränkungen.
Zudem sollte man - DRINGENDER RAT!!! - für die erforderlichen Arbeiten stets ausschliesslich auf Büchsenmacher zurück greifen, die das, was sie da in Händen halten, ebenfalls zu schätzen wissen! Und das sind längst nicht mehr alle. Zu viele von den Brüdern sind, und diesbezüglich weiss ich, wovon ich spreche, durch jahrelangen ausschliesslichen Umgang mit schiessenden Einwegfeuerzeugen leider etwas verroht.
Für weite und besonders anspruchsvolle Schüsse kann man sich immer noch jederzeit einen preiswerten und präzisen Repetierer anschaffen, den man auch bei Schietwetter herumschleppen kann, und bei dem es nicht ganz so sehr darauf ankommt....
Wenn unbedingt Rehwilddublettentauglichkeit gefragt ist, ginge auch eine .30-30 Win., welche man sich dann aber unbedingt überaus moderat laden (lassen) sollte.
Vorkriegsseitenschlossdrillinge aus Suhler Werkstätten sind meine waffentechnische Passion und ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit damit, die, derer ich habhaft werden kann, vor dem Verderbnis durch unsachgemäße Aufarbeitung etc. zu retten, was sich mitunter als ebenso befriedigendes wie leider auch kostspieliges Steckenpferd erweist.
Grüsse,
M.
 
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18 Jun 2007
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guten tag zusammen!
vor kurzem stand ich vor der gleichen frage fuer meinen drilling BJ 1951 stahl system!!mein buemacher sagte es waer gar kein problem die 5.6x52 sei wie geschaffen fuer so eine waffe und wuede die 8x57irs wunderba ergaenzen!!also willigte ich ein und der einstecklauf wurde montiert!!nach 2MONATEN rief ich mal bei hiem an um zu frage was das denn solange dauern wuerde!!!das ergebniss war das der drilling 2MAL beim beschussamt durchefallen war weil er nicht ganz durchgehaertet ist!!!
jetzt hab ich auch ne 22hornet drin!!!!
bei diesen waffen steht nicht an erster stelle der wert verlust sondern der verlust eines erbstueckes welches wie in meinen fall mein groSvater ueber 50 jahre gefuehrt hat!!!!
aber was sie machen bleibt hien ueberlassen aber ich wuerde die finger davon lassen!!!!
wuensche ihnen viel wh mit dem drilling aber bitte nicht vertauben lassen denn die wurden zum benutzten gebaut!!!!
 

M66

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28 Dez 2005
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Servus!

Nimm ein gutes Futteral für den Transport und Führe das gute Stück!

Ich habe einen S&S Drilling mit Beschuss 12/53. Leider war das der Jahrgang mit der schlechten Stahlsorte :( ! Er schießt aber trotz narbigem Kugellauf auf ein 2 Euro Stück.

Lass das mit dem Einstecklauf. Ich habe ihn noch nicht vermisst. Ich nutze den Drilling nämlich so für das er geschaffen wurde: als Kugelwaffe und Doppelflinte. Der Fuchs auf größere Entfernung ist dir auch mit Sicherheit nicht böse wenn er mit der 8x57 IRS erlegt wird :wink: .

Viel Weidmannsheil mit dem guten Stück!!!

Michl
 
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Märchenstunde !
Welches Beschussamt prüft die Härte von Baskülen ?
Da war anderer Pfusch maßgebend.
 
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Carrabas schrieb:
.

Die Hornet würde mir - zur Not - reichen als EL. Füchse die etwas zu weit weg für Schrot sind, so zwischen 35 und 60 bis 70 Meter entfernt, sollten damit machbar sein. Ein Rehwildtaugliches Kaliber wäre mir allerdings das liebste

Rehwildtauglich ist die Hornet. Nur halt nicht legal.. :roll:
 
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Lass den Käse mit dem Einstecklauf. Solche Bastelarbeiten machen alte Waffen nur kaputt aber nicht besser. Gerade Orginalität macht den Flair alter Waffen aus. Mein Großvater war zwar auch Jäger, aber nur Feldjäger bei der Wehrmacht und hat mir leider keine Waffen hinterlassen. Hätte ich ein solche Waffe würde ich diese einfach benutzen, aber sicher nicht umbauen. Nimm die Waffe wie sie ist und geh einfach damit jagen.
Wenn eh alles dokumentiert ist, pfege diese Tradition weiter und füge dem guten Stück einfach ein paar Geschichten an.

Im übrigen braucht man bei 8x57JRS kein gesondertes Rehwildkaliber. 8x57JRS ist hierfür bereits sehr geeignet. Ich benutze dieses Kaliber in einer Bockbüchsflinte in der Kombination mit dem Lapua Naturalis. Reh gut, Sau gut und auch Füchse haben nur kaum über Kaliber große Ausschüsse ohne die Granatwirkung mancher Splitterbomben.
 
A

anonym

Guest
Auch ich würde Dir raten keinen Einstecklauf einzubauen. Klar, hast dann noch ein kleines Kugelkaliber dabei, aber brauchst Du das?
Auf der anderen Seite wird an dem wertvollem Stück der Auszieher verändert, er wird schwerer + kopflastiger und Du hast es schwieriger den Schrotlauf vor Korrosion zu schützen (grad die älteren Waffen rosten tlw. leichter). Zudem kannst Du froh sein, daß der Drilling Brennecke und Kugel zusammen schießt. Das kann auch mit Einstecklauf so bleiben - wenn Du Glück hast, aber niemand wird Dir das vorher garantieren.
Und rechne mal aus wieviel große Kugeln Du zum Preis eines E-Laufes (incl. Einbau + Beschuß) verschießen kannst.

(Ich habe auch mehrmals über einen Einstecklauf für meinen Drilling nachgedacht und bin immer wieder zu dem Schluß gekommen, daß für mich (mag für andere anders sein) die Nachteile überwiegen und nutze ihn nun seit 25 Jahren so wie er ist.

Und: benutze Ihn - für´n Schrank ist er zu schade, nicht aber für´s Jagen!
Kohlfuchs
 
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Kohlfuchs schrieb:
Auch ich würde Dir raten keinen Einstecklauf einzubauen. Klar, hast dann noch ein kleines Kugelkaliber dabei, aber brauchst Du das?
Auf der anderen Seite wird an dem wertvollem Stück der Auszieher verändert, er wird schwerer + kopflastiger und Du hast es schwieriger den Schrotlauf vor Korrosion zu schützen (grad die älteren Waffen rosten tlw. leichter). Zudem kannst Du froh sein, daß der Drilling Brennecke und Kugel zusammen schießt. Das kann auch mit Einstecklauf so bleiben - wenn Du Glück hast, aber niemand wird Dir das vorher garantieren.
Und rechne mal aus wieviel große Kugeln Du zum Preis eines E-Laufes (incl. Einbau + Beschuß) verschießen kannst.

(Ich habe auch mehrmals über einen Einstecklauf für meinen Drilling nachgedacht und bin immer wieder zu dem Schluß gekommen, daß für mich (mag für andere anders sein) die Nachteile überwiegen und nutze ihn nun seit 25 Jahren so wie er ist.

Und: benutze Ihn - für´n Schrank ist er zu schade, nicht aber für´s Jagen!
Kohlfuchs

@Kohlfuchs:
Zustimmung! Der Nutzen des Einstecklaufes wird in einem solchen Fall sehr von seinen Nachteilen relativiert.
M.
 
A

anonym

Guest
Ist der Drilling von 1951 aus Suhl oder Eckernförde ?
Bei "Eckernförde" wäre mein Glaube an "Vorkriegsstahlqualitäten" nicht so groß ----
in Suhlekönnnte es zu der Zeit noch "gehortete Reste" gegeben haben.
Wenn die Basis-Qualität gut ist, lassen sich leichte Gebrauchsspuren durch einen guten BüMa problemlos beseitigen-
da würe dich das Erbstück durch Benutzung schon in Ehren halten-
mann mußt sich ja nicht das schlechtetste Regenwetter aussuchen.
....und bei dem gewicht, wird man einen 12er Drilling doch mehr auf der Danzel einsetzen - nicht bei der Entenjagd in strömendem Regen.
P. :roll:
 
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Carrabas schrieb:
Ein Rehwildtaugliches Kaliber wäre mir allerdings das liebste - allerdings werde ich mit Sicherheit nichts machen, was der Waffe schaden könnte.



Carra

8x57IR(S) IST ein rehwildtaugliches Kaliber. Man muss nur treffen.

Dieses Kaliber macht bei Rehwild weniger kaputt als die kleinen dünnen rasanten 5,6er Kaliber.

Lass Dir nichts einreden und aufschwätzen (ich schieße ALLES Schalenwild mit der 9,3x74r oder der 7x57r. Bei Rehwild weniger Hämatome als bei 5,6ern.

WH
T.
 
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Hallo allerseits,

besten Dank für die Antworten bisher, haben mir sehr geholfen.

@ Bärentöter: er ist in Suhl gefertigt worden.

Werde ihn so lassen wie er ist und ihn zur Jagd führen. War mir nur nicht sicher ob es vernünftig ist als "Führerscheinneuling" mit einem sehr gut gepflegten "Oldtimer" in den Verkehr zu gehen statt mit einer "gebrauchten Billigkutsche", mal bildlich ausgedrückt. Muss ebenfalls zugeben dass ich auch finanzielle Aspekte bedacht habe - 8x57=2,xx Euro, .22 Hornet = xxCent.
Aber das relativiert sich spätestens nach der Prüfung, wenn das Übunsgschießen auf dem Stand mit den beiden Waffen losgeht, bevor ich damit sicher treffen (und also auch jagen gehen) kann. Zudem, wie treffend eingeworfen wurde, spare ich ja einige hundert Euro für den Einstecklauf, das ist einiges an Munition für die große Kugel.
Und in den meisten Fällen sollte der Drilling auch für Doubletten (Kitz+Ricke oder Kalb+Tier) tauglich sein da das Nachladen wirklich sehr schnell geht und bei den beiden bisherigen Übungsschießen (gestern abend das zweite) erst Schuss Nummer 4 kletterte.

Kurzum: Mein mulmiges Gefühl nimmt spürbar ab - manchmal hilft es wirklich ein paar "fremde" Meinungen einzuholen.

Mit bestem Dank und freundlichem Weidmannsheil

Carra
 
A

anonym

Guest
Muss ebenfalls zugeben dass ich auch finanzielle Aspekte bedacht habe - 8x57=2,xx Euro, .22 Hornet = xxCent.

Warum? wie hoch wird denn dein Jahresverbrauch auf Wild sein?
So groß sind die Preisunterschiede von guter Jagdmunition in Kalibern 30-06 8x57IS und 8x57IRS nicht wirklich.



Und in den meisten Fällen sollte der Drilling auch für Doubletten (Kitz+Ricke oder Kalb+Tier) tauglich sein da das Nachladen wirklich sehr schnell geht und bei den beiden bisherigen Übungsschießen

schieß als Jungjäger erst einmal ein Stück sauber.

Für Doubletten hast du ja immer noch den Repetierer.

K. Bell
 
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Hallo,

ich bin auch ein Freund von älteren Drillingen und in meinen (Collath) käme auch kein EL rein. Egal ob Hornet oder 5,6xNochwas, die Dinger sind als Kombination Kipplaufbüchse/Doppelflinte konstruiert worde und sollen auch so geführt werden. (Niemand käme ja auf die Idee an einen Ferrari oder Aston Martin eine Anhängerkupplung dranzuschweißen um einen Hänger zu ziehen.)

Wie schon geschrieben wurde, Rehwild und Fuchs liegen auch mit der 8x57.

Wer einen Drilling führen will, sollte das auch ausgiebig tun, denn Schaft und Wäremverhalten, sowie Schwingeigenschaften verlangen, daß man sich mit dem Drilling intensiv beschäftigt, mit ihm übt und ihn hinlängl. in der Praxis führt. Das kann man aber nicht, wenn er immer nur im Schrank steht.

Kratzer und Dellen werden zwar bei normalem jagdl. Gebrauch nicht ausbleiben, sind aber vom Schäfter meist problemlos zu beheben, wenn sie stören.

Viel Spaß mit Opas Drilling und alles Gute für die Prüfung,

Grüße
Saturn
 

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