20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in COE

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Vortrag Dr. Thomas Gehle: "Bestandsituation von Hasen und Fasanen"

Die Jagdstrecken im Jagdjahr 2011/2012 bei Fasanen und insbesondere bei Hasen waren in vielen Jagdbezirken gegenüber den letzten Jahren erheblich vermindert. Eine Ursache dafür ist bislang nicht bekannt.
Daher hat der Hegering Coesfeld den Experten Dr. Thomas Gehle (Referent für Niederwild - Landesbetrieb Wald und Holz Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung) zu einer Vortragsveranstaltung eingeladen, die am 20. April 2012 in der Gaststätte "Zum Coesfelder Berg" stattfinden wird. Die Vortragsdauer wird etwa 45 Minuten betragen.
Darüber hinaus steht Dr. Gehle nach dem Vortrag für eine Diskussion zur Verfügung, in der auch Fragen zur gegenwärtigen Debatte der Änderung des Jagdrechtes / Jagdwesens in NRW erörtert werden können. Die Gesamtdauer der Veranstaltung beträgt maximal 2 Stunden.

Der Hegering Coesfeld lädt alle Mitglieder und Interessenten zu diesem hoch aktuellen Thema ein.

Ich bin auf jeden Fall dabei. Vielleicht schaut einer der vielen Münsterlander hier aus dem Forum mal rein?
 

steve

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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

Und Skogman, wie war es?Ist etwas belastbares im Hinblick auf den Zusammenbruch der Strecken rausgekommen?
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

steve schrieb:
Und Skogman, wie war es?Ist etwas belastbares im Hinblick auf den Zusammenbruch der Strecken rausgekommen?
Ich will mal ´ne gaaanz kurze Zusammenfassung versuchen:

Im ersten Teil seines Vortrages hat Herr Dr. Gehle anhand der bereinigten Streckenauswertungen der letzten Jahrzehnte zunächst einmal dargestellt, dass die Hasen- und Fasanenbestände sich nahezu parallel entwickeln. Dabei bewegen sich die Fasanenstrecken in NRW in der Betrachtung seit den 50er Jahren (großflächige Aussetzungen in den 70ern herausgenommen) ohnehin regelmäßig in Schwankungen bis zu 100%. Nach dem als dramatisch empfundenen Streckeneinbruch im Jahr 2008 hat Dr. Gehle in NRW großflächig um die Unterstützung von Revieren gebeten um Vergleichsuntersuchungen durchzuführen.
Von allen Revieren in NRW hat er insgesamt nur 65 Rückmeldungen erhalten. :14: :19:

Schließlich ergab die vergleichende Betrachtung einiger ausgewählter Reviere keine wirklich neuen Erkenntnisse. Das Lebensraum, Wetter und Prädatorendruck den Fasanenbestand bestimmen, dass hat Niemanden im Saal überrascht. Für mich war neu, dass insbesondere die Wettersituation schon im April als Indikator des Bestandes festgemacht werden kann. Ausschließen konnte er nach seinen Untersuchungen, dass der verstärkte Maisanbau und / oder Clothianidin ursächlich für den Rückgang der Bestände ist. Anders stellt sich offenbar nach aktuellen Ergebnissen der Anbau übriger Getreide dar. Dort wo in der Fläche vermehrter Getreideanbau (ohne Mais) stattfand, waren auch überdurchschnittliche Bestandsrückgänge bei den Fasanen zu verzeichnen.
Insbesondere aber auch erwartet Herr Dr. Gehle Erkenntnisse aus einer neu aufgelegten Untersuchung der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Dabei soll noch einmal gezielt in Richtung ggf. vorhandener Viruserkrankungen geprüft werden - Untersuchungen die bisher aus Kostengründen nicht in der Tiefe und im großen Umfang stattfanden.


Beim Feldhasen mach ich´s mal noch kürzer:

Auch beim Hasen lassen die Bestände tatsächlich keinen Rückschluss auf einen außergewöhnlich starken Besatzschwund zu. Der Rückgang der Besätze und der Strecken liegt durchschnittlich im Rahmen natürlicher Schwankungsbreite. Dort wo tatsächlich starke Einbrüche zu verzeichnen sind liegt die Ursache leider zuerst in der falschen Bejagung. Wer richtig und zur rechten Zeit zählt und dann aufgrund der ermittelten Zahlen nur nachhaltig den Aufwuchs abschöpft, der jagt in der Regel weiterhin fröhlich "seine" Hasen. Wer das nicht tut und ungeachtet ggf. geringerer Besätze genau so jagt, wie er es auf der Fläche schon immer macht, der muss sich nicht über die nicht mehr vorhandenen Hasen wundern.

Natürlich wäre noch sehr viel mehr zu schreiben. Schließlich haben wir im Anschluss an den Vortrag noch ausführlich unterschiedliche Theorien diskutiert und auch das Rebhuhn noch einmal behandelt. Aber vielleicht waren ja noch andere Foristen da, die Herrn Dr. Gehle ganz anders verstanden haben oder sich an wesentliche Dinge erinnern, die ich hier zu berichten vergessen habe. GP-Pfalz und Logiophob waren auf jeden Fall da.
 

steve

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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

Vielen Dank!

Schade, es scheinen alle im Dunkeln zu tappen. Etwas unbefriedigend, dass so stark auf die Strecken abgestellt wird. Bei den Fasanenstrecken kann der daraus entstehende Eindruck doch sehr verfälscht sein. In dem Zusammenhang, was ist eine Schwankung von 100%? Wenn im Vorjahr 100% mehr erlegt wurde?
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

steve schrieb:
... Etwas unbefriedigend, dass so stark auf die Strecken abgestellt wird. Bei den Fasanenstrecken kann der daraus entstehende Eindruck doch sehr verfälscht sein. In dem Zusammenhang, was ist eine Schwankung von 100%? Wenn im Vorjahr 100% mehr erlegt wurde?
Den statistischen Zusammenhang zur Trendermittlung zwischen Bestand und Strecke hat Herr Dr. Gehle natürlich auch zu Beginn seines Vortrages erläutert. Nähers dazu auch hier : Die Verläufe von Jagdstrecken sind chaotisch und ihr Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar. Doch kann man prüfen, ob die chaotischen Verläufe bestimmten Mustern folgen. So könnten Strecken benachbarter Kreise eher einen ähnlichen Verlauf zeigen als räumlich weit voneinander entfernte. Bestehen solche Muster, sollten sie einerseits darauf hinweisen, dass die Angaben der Jäger für wildökologische Studien überhaupt verwendbar sind, und andererseits, dass die Abfolg wenigstens Zu- oder Abnahmen der Bsätze abbilden.
Zur Schwankung: In den letzten Jahrzehnten lag die Zahl jährliche der erlegten Fasanen in NRW regelmäßig etwa zwischen 100.000 und 200.000.
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

Skogman schrieb:
... Aber vielleicht waren ja noch andere Foristen da, die Herrn Dr. Gehle ganz anders verstanden haben oder sich an wesentliche Dinge erinnern, die ich hier zu berichten vergessen habe. GP-Pfalz und Logiophob waren auf jeden Fall da.

Ich war auch da und halte Deine Zusammenfassung für sehr gelungen.

Interessant fand ich noch Dr. Gehles Ausführungen zu den 2 Rebhuhnrevieren in Frankreich, wo 80 Brutpaare pro 100 ha Fläche vorkommen.
Die wenigen Fotos, welche er aus einem der Reviere zeigte, erinnerten mich eher an eine Agrarsteppe als ein Niederwildeldorado, insbesondere auch wegen der anliegenden Mülldeponie mit großen Mengen an Krähen und Möwen.

Obwohl es nichts weltbewegend Neues gab, fand ich den Vortrag absolut lohnenswert. Schön, dass Ihr so was auf die Beine gestellt habt, skogman!
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

Der Vortrag war solide, aber recht allgemeiner Natur. Bahnbrechende Erklärungen waren aber auch nicht zu erwarten. Ich glaube das wir beim Fasan eine Sondersituation haben, die mit den üblichen Populationsschwankungen für mich nicht plausibel zu erklären ist. Dr. Gehle sprach ja selber von
" Kaffeesatzleserei ". Interessant war der kurze Hinweis, das bei Versuchen in Richtung Viruserkrankungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover alsbald erste Ergebnisse vorliegen.
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

Skogman schrieb:
... Für mich war neu, dass insbesondere die Wettersituation schon im April als Indikator des Bestandes festgemacht werden kann. ...

Vielen Dank für den Link und Deine Zusammenfassung. Wie hat er das mit dem Wetter im April begründet ? Ist ja noch keine wirkliche Brutzeit. Durch eine sich aus dem schlechten Wetter im April ergebende kleinere Zahl an Fraßinsekten im weiteren Jahresverlauf etc ?

Hat er auch was zum Rapsspritzmittel etc. für den Rapsglanzkäfer etc gesagt ?
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

Jfgpm schrieb:
... Wie hat er das mit dem Wetter im April begründet ? ...
Begründet hat er das nicht wirklich. Er hat halt nur sehr eindeutig darlegen können, dass die Wettersituation im April unmittelbar mit den Strecken im Herbst zusammenhängt.

Jfgpm schrieb:
... Hat er auch was zum Rapsspritzmittel etc. für den Rapsglanzkäfer etc gesagt ? ...
Nein.
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

König Bruno schrieb:
Skogman schrieb:
... Aber vielleicht waren ja noch andere Foristen da, die Herrn Dr. Gehle ganz anders verstanden haben oder sich an wesentliche Dinge erinnern, die ich hier zu berichten vergessen habe. GP-Pfalz und Logiophob waren auf jeden Fall da.

Ich war auch da und halte Deine Zusammenfassung für sehr gelungen.

Interessant fand ich noch Dr. Gehles Ausführungen zu den 2 Rebhuhnrevieren in Frankreich, wo 80 Brutpaare pro 100 ha Fläche vorkommen.
Die wenigen Fotos, welche er aus einem der Reviere zeigte, erinnerten mich eher an eine Agrarsteppe als ein Niederwildeldorado, insbesondere auch wegen der anliegenden Mülldeponie mit großen Mengen an Krähen und Möwen.

Obwohl es nichts weltbewegend Neues gab, fand ich den Vortrag absolut lohnenswert. Schön, dass Ihr so was auf die Beine gestellt habt, skogman!

Ich habe vor zwei Wochen eine vergleichbare Überraschung erlebt. Zuchtprüfung in einem niedersächsischen Revier, das für mich eher den Charakter einer Agrarsteppe hatte und der beschriebenen 'ausgeräumten Landschaft' entsprach. Erwartungsgemäß war der Hasenbesatz, für jemanden aus dem Münsterland, sehr überschaubar wenn auch für die Prüfung ausreichend. Wir haben aber - zu meiner großen Verwunderung - mehrere Ketten Rebhühner hochgemacht. Hätte ich aufgrund meiner, sicher subjektiven, Einschätzung nie erwartet. Nach meiner Wahrnehmung fehlten sowohl Hecken und kleine Feldgehölze, wie auch die vermeintlich erforderliche kleinflächige Struktur.

Grosso
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

grosso schrieb:
Ich habe vor zwei Wochen eine vergleichbare Überraschung erlebt. Zuchtprüfung in einem niedersächsischen Revier, das für mich eher den Charakter einer Agrarsteppe hatte und der beschriebenen 'ausgeräumten Landschaft' entsprach. Erwartungsgemäß war der Hasenbesatz, für jemanden aus dem Münsterland, sehr überschaubar wenn auch für die Prüfung ausreichend. Wir haben aber - zu meiner großen Verwunderung - mehrere Ketten Rebhühner hochgemacht. Hätte ich aufgrund meiner, sicher subjektiven, Einschätzung nie erwartet. Nach meiner Wahrnehmung fehlten sowohl Hecken und kleine Feldgehölze, wie auch die vermeintlich erforderliche kleinflächige Struktur.

Grosso

Sofern die Luft rein ist und die Winter nicht mit meterhohem Schnee daher kommen brauchen die Hühner kaum Hecken.
Und Feldgehölze brauchen sie mit Sicherheit NIE. Der Fasan ist da schon etwas anders.
 
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Re: 20.04.12 - Vortrag zur Bestandssituation Fasan & Hase in

grosso schrieb:
König Bruno schrieb:
Skogman schrieb:
... Aber vielleicht waren ja noch andere Foristen da, die Herrn Dr. Gehle ganz anders verstanden haben oder sich an wesentliche Dinge erinnern, die ich hier zu berichten vergessen habe. GP-Pfalz und Logiophob waren auf jeden Fall da.

Ich war auch da und halte Deine Zusammenfassung für sehr gelungen.

Interessant fand ich noch Dr. Gehles Ausführungen zu den 2 Rebhuhnrevieren in Frankreich, wo 80 Brutpaare pro 100 ha Fläche vorkommen.
Die wenigen Fotos, welche er aus einem der Reviere zeigte, erinnerten mich eher an eine Agrarsteppe als ein Niederwildeldorado, insbesondere auch wegen der anliegenden Mülldeponie mit großen Mengen an Krähen und Möwen.

Obwohl es nichts weltbewegend Neues gab, fand ich den Vortrag absolut lohnenswert. Schön, dass Ihr so was auf die Beine gestellt habt, skogman!

Ich habe vor zwei Wochen eine vergleichbare Überraschung erlebt. Zuchtprüfung in einem niedersächsischen Revier, das für mich eher den Charakter einer Agrarsteppe hatte und der beschriebenen 'ausgeräumten Landschaft' entsprach. Erwartungsgemäß war der Hasenbesatz, für jemanden aus dem Münsterland, sehr überschaubar wenn auch für die Prüfung ausreichend. Wir haben aber - zu meiner großen Verwunderung - mehrere Ketten Rebhühner hochgemacht. Hätte ich aufgrund meiner, sicher subjektiven, Einschätzung nie erwartet. Nach meiner Wahrnehmung fehlten sowohl Hecken und kleine Feldgehölze, wie auch die vermeintlich erforderliche kleinflächige Struktur.

Grosso


wenn ihr vor zwei Wochen mehrere Ketten(?) hochgemacht habt dann waren es sicherlich ausgesetzte Hühner, normalerweise sind die Hühner seit spätestens Anfang März manchmal noch eher nur paarweise unterwegs.
 

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