04/11: Quo vadis Jagdrecht

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...leider wieder die wenig zukunftsorientierte Argumentationslinie. Anstatt die "Gemeinwohlorientierung" mit Leben zu füllen - da passt im Revier mit seltenen Bodenbrütern dann auch Fuchs- und Marderjagd dazu - wird in larmoyantem Ton Jagd und Eigentumsrecht beschworen, wohl wissend, dass die Wahrnehmung des jagdlichen Eigentumsrechtes in Jagdgenossenschaften mehrheitlich graue Theorie ist.
 
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Das ist ja ne drollige Einstellung. Willst du die Jagdgenossen jagdrechtlich enteignen? Aus welchem Grund? Und wer soll dann per Gesetz das Jagdliche Eigentumsrecht deiner Meinung nach übernehmen? Der Bund? Das Land? Die Förster? Vieleicht die Oberförster? Fragen über Fragen!

Vor gut 20 Jahren ein bißchen in den Osten nannte man das Sozialismus, brauch ich nicht, und die Jagdgenossen erst recht nicht.
 
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wohl wissend, dass die Wahrnehmung des Ejagdlichen Eigentunsrechtes in Jagdgenossenschaften mehrheitlich graue Theorie ist.
Ich werde unsere Jagdgenossen mal fragen, ob sie genauso denken..... :roll:
 
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Nachtjäger 65 schrieb:
Und wer soll dann per Gesetz das Jagdliche Eigentumsrecht deiner Meinung nach übernehmen? Der Bund? Das Land? Die Förster? Vieleicht die Oberförster? Fragen über Fragen!...

Wie wär`s mit Jagdvereinen, die z.B. auf Gemeindeebene, das Jagdrecht ausüben. Die ortsansässigen Jäger können Vereinsmitglied werden. Hegemassnahmen, Jagd, Abschussquoten etc. werden per Satzung geregelt.

Das vermögende Mitglied der Jagdgesellschaft bringt sich finanziell ein (Trophäenjagd), während der minderbegüterte Weidmann seinen Teil durch z.B. durch Arbeitsleistung erbringt. Keiner bleibt aussen vor!

Eine solche Organisation des Jagdrechts würde vielleicht auch dort eine breite Akzeptanz bringen, wo allein betuchte `Ärzte und Unternehmer´ Zugang finden.

Das funktioniert in Sportvereinen übrigens sehr gut und ist sicher kein Sozialismus.

Gatsby
 
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Gatsby

:shock:

Ich glaube du verwechselst da etwas.

Im Post von Oberförster VS ging es nicht um die Neuregelung der Jagdausübung durch Jagdausübungsberechtigte und Jagdgäste in welcher Form auch immer sondern um das Eigentumsrecht des Grundbesitzers (Jagdgenossen) und dem damit verbundenen Jagdrecht, welches nach Of. VS einer Gemeinwohlorientierung weichen sollte und aus Dankbarkeit für die Dummheit der Jagdgenossen wird noch großzügig als Schmankerl die Niederwildhege durch Fuchs- und Marderjagd erlaubt, welche aber schon immer erlaubt war.
Na das nenn ich mal frech.

Bsp.: Du besitzt rein zufällig in der Eifel 30 ha Wald im Rotwildkerngebiet. Dafür gibt`s jedes Jahr 3.000 € für dich anteilig vom Pächter. Nach OberförsterVS neuem Ansatz hast du in Zukunft keinerlei Rechte mehr über dein Land, was jagdliche Belange angeht, weder was die Vergabe an den Pächter angeht, Wildschäden etc. Regelt jetzt alles ein anderer für dich. Die 3.000 Euro bekommst du auch nicht mehr, da ja der andere, der deine Jagd jetzt verwaltet, Kosten hat und diese werden mit deinen 3000€ bezahlt, zusätzlich zu forstwirtschaftlichen Erschließungen und Instandhaltung von Wegen etc.
Ein Pächter, der 100€ / ha zahlt gibt es auch schon lange nicht mehr, da er gezwungen wurde, sein Revier leerzuschießen. Es kommt jetzt zur Regiejagd, wo dann derjenige, der dir dein Jagdgenossenschaftsrecht abgeschwatzt hat, nun für lau mit seinen Kumpels selber jagd, das ist dann die von Of.VS genannte "Gemeinwohlorientierung" :roll: .

Willst du also in Zukunft wirklich auf deine 3.000 Euro verzichten? Doch mit Sicherheit nicht.

Wh

Nachtjäger
 
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Ich nenn Dir mal ein anderes Beispiel:

10 Jahren Pachtvertrag. Ab Jahr 1 werden die Versäumnisse des Vorpachters ("Mann, war das ein Schiesser!") nachgeholt. Ab Jahr 7 wird auf weitere Hegemassnahmen verzichtet (Pächter denkt sich: "Werde doch nicht die Attraktivität, respektive den Pachtpreis nach oben treiben!") Im Jahr 10 wird noch mal richtig Beute gemacht ("Nach mir die Sintflut!").

Ausserdem ist es durchaus diskutabel, ob das Jagdrecht uneingeschränkt an das Grundstücksrecht gebunden sein muss. Im Prinzip ist hier sowieso nur der Eigenjagdbesitzer annähernd verfügungsberechtigt.

Gatsby
 
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@Gatsby
Woran willst Du denn sonst das Jagdrecht binden, wenn nicht an das Grundeigentum?
Wer soll denn sonst die gesetzlich vorgeschriebene Jagdausübung bewerkstelligen?
Lizenzjagd ?
Können wir vergessen !
Ich glaube die Interessen der Jagdgenossen sind zu verschieden.
Ich würde gerne mal einen der Verfechter dieses Positionspapieres als Redner auf unserer Jagdversammlung haben :lol: :lol: :lol:
Die Bayrischen Bauern mögen Leute nämlich recht gerne, die versuchen über Ihr Eigentum zu Entscheiden :twisted: :twisted: :twisted:
 
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Dem bajuwarischen Agrarier sei seine "Finger weg - das ist meins!"-Mentalität nachgesehen. Natürlich werden auch die "Errungenschaften der Bauernkriege" bis zur letzten 8x57-Patrone verteidigt! Dass allerdings 1848/49 das Jagdrecht "von den Bauern erkämpft" wurde, halte ich bei meinen rudimentären Pennäler-Geschichtswissen für - sagen wir - leicht übertrieben!

Seien wir mal ehrlich: Der moderne Landwirt neigt doch wohl eher zu Großställen und Biogasanlagen mit 120ha-Maisschläge als zu traditioneller Jagd, Umwelt- und Artenschutz .... oder Bauernkriegen.

Gatsby

P.S. : Mit Bauernkriegen ist übrigens nicht der Geburtsvorgang auf dem Lande gemeint! :roll:
 
A

anonym

Guest
Gatsby schrieb:
Dem bajuwarischen Agrarier sei seine "Finger weg - das ist meins!"-Mentalität nachgesehen. Natürlich werden auch die "Errungenschaften der Bauernkriege" bis zur letzten 8x57-Patrone verteidigt! Dass allerdings 1848/49 das Jagdrecht "von den Bauern erkämpft" wurde, halte ich bei meinen rudimentären Pennäler-Geschichtswissen für - sagen wir - leicht übertrieben!

Seien wir mal ehrlich: Der moderne Landwirt neigt doch wohl eher zu Großställen und Biogasanlagen mit 120ha-Maisschläge als zu traditioneller Jagd, Umwelt- und Artenschutz oder Bauernkriegen.

Gatsby

P.S. : Mit Bauernkriegen ist übrigens keine Geburtsart auf dem Lande gemeint! :roll:

:lol: :lol: :lol:
Nachdem ich mich erstmal über´n Teppich rollen mußte nach deinem PS,

Solange es nicht dem Einkommen dient, wirst du wohl recht haben und die Landwirte werden dem Jagdrecht weniger Aufmerksamkeit schenken, dem kann der geneigte Pächter gern auf die Sprünge helfen (durch höhere Pacht wenn der Feldhamster wieder jagdbar ist).

Aber deine Geschichtskenntnisse solltest du nachpolieren.

rechy
 
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Nachtjäger 65 schrieb:
Das ist ja ne drollige Einstellung. Willst du die Jagdgenossen jagdrechtlich enteignen?

Moin!

Da hast Du den OVS m. E. völlig falsch verstanden. Es geht nicht um das Jagdrecht als solches, sondern um die Diskussion und die Begründung der Jagd. Und da bekommst Du in der Öffentlichkeit mit dem Herumreiten auf dem Eigentum ("Das ist MEINS, meins, meins!!") absolut keine Punkte. Wenn Du die Ausübung DEINES Rechts mit der gleichzeitigen Gemeinwohlförderung begründest hast Du stattdessen eher ein positives Echo zu erwarten.

Gatsby schrieb:
Wie wär`s mit Jagdvereinen, die z.B. auf Gemeindeebene, das Jagdrecht ausüben. Die ortsansässigen Jäger können Vereinsmitglied werden. Hegemassnahmen, Jagd, Abschussquoten etc. werden per Satzung geregelt.

Hatte ich schon - hat wenig Vor- und viele Nachteile. Eventuell musst Du in die örtliche Bauernschaft einheiraten sonst bekommst Du keinen Zugang zu dem "Verein" und die Vereinsmeierei in D ist schon schlimm genug. ;)

Viele Grüße,

Joe
 
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Mohawk,

die meistens GJB werden an anerkannte Naturschützer verpachtet.

Braucht es noch mehr Gemeinwohlförderung? Dann wird es ja bald schon heilig. :wink:
 
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Mohawk schrieb:
Moin!

Da hast Du den OVS m. E. völlig falsch verstanden. Es geht nicht um das Jagdrecht als solches, sondern um die Diskussion und die Begründung der Jagd. Und da bekommst Du in der Öffentlichkeit mit dem Herumreiten auf dem Eigentum ("Das ist MEINS, meins, meins!!") absolut keine Punkte. Wenn Du die Ausübung DEINES Rechts mit der gleichzeitigen Gemeinwohlförderung begründest hast Du stattdessen eher ein positives Echo zu erwarten.

Klingt in der Theorie alles super. Die Praxis in der Bundesrepublik zeigt jedoch, dass es nichts besser geschütztes als Eigentumsrechte gibt. Sobald da irgendwas, irgendwo in einem Gesetzestext steht von wegen Gemeinwohl steht schon eine Schlange sonst arbeitsloser Besserwisser bereit um mir dreinzureden. Da kann man als Grundbesitzer gern drauf verzichten. Es ist gut so wies ist, weils bestens geschützt ist und wems gehört, der schafft an.
Wenn ich eins in Deutschland gelernt habe: Ich verlass mich lieber auf die Robe und GG 14 u. 15, als auf selbsternannte und gewählte "Entscheider", die aus solchen Präambeln Dinge ableiten, welche mir gegen den Strich gehn.
Ich muss da nicht den Gutmenschen raushängen lassen, da verlier ich nur. Wir sollten uns da 1952-1960 immer als mahnendes Beispiel vor Augen halten.
Das Wohl der Allgemeinheit steht schon im 14er drin, da brauch ichs nicht noch explizit im Jagdgesetz.
 
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saujager1977 schrieb:
Klingt in der Theorie alles super. Die Praxis in der Bundesrepublik zeigt jedoch, dass es nichts besser geschütztes als Eigentumsrechte gibt.

Unbestritten, aber es geht m. E. nicht um den Schutz dieser Rechte, sondern um die Vermittlung der damit verbundenen Tätigkeit. Formalisieren sollte man das nicht (steht ja schon im BJG), aber in der Diskussion schon mal drauf hinweisen, dass das, was man tut, auch einen gesellschaftlichen Nutzen hat und nicht nur der Befriedigung des Eigentümerinteresses dient (auch wenn das 99,9% des Antriebs ausmacht).

In diesem Sinne,

viele Grüße,

Joe
 
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Mohawk schrieb:
saujager1977 schrieb:
Klingt in der Theorie alles super. Die Praxis in der Bundesrepublik zeigt jedoch, dass es nichts besser geschütztes als Eigentumsrechte gibt.

Unbestritten, aber es geht m. E. nicht um den Schutz dieser Rechte, sondern um die Vermittlung der damit verbundenen Tätigkeit. Formalisieren sollte man das nicht (steht ja schon im BJG), aber in der Diskussion schon mal drauf hinweisen, dass das, was man tut, auch einen gesellschaftlichen Nutzen hat und nicht nur der Befriedigung des Eigentümerinteresses dient (auch wenn das 99,9% des Antriebs ausmacht).

In diesem Sinne,

viele Grüße,

Joe

Dem stimme ich absolut zu. Das wird ja auch gemacht.
 

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