Wenn ich mir die Passagen zu dem Komplex Rotwild- und Schwarzwildbejagung durchlese, sehe ich schon Zielkonflikte. Einerseits soll der Jagddruck, eigentlich, so sehe ich es, der Störungsdruck, auf Rotwild vermieden werden, insbesondere in "Äsungsgebieten", also auf mehr oder weniger freien Flächen, und andererseits soll/muss Schwarzwild intensiv bejagd werden, zur ASP-Prophylaxe. Der Rotwildbestand soll ja auch begrenzt werden/bleiben.
In meinen Augen hat sich in den letzten 3 Jahrzehnten einiges verändert, was auf den Zielkonflkt einwirkt. Ich beziehe mich auf meine Erfahrungen in Hochlagen, also oberhalb 500m im Grenzbereich zu Belgien.
Inzwischen wird auch in der Höhe reichlich Mais angebaut. Das führt, daran besteht für mich kein Zweifel, zu einem verbesserten Nahrungsangebot und zu guten Sommereinständen. Über die milden Winter ohne Schnee braucht man nicht mehr zu reden, das merkt jeder. "Gut genährt in den milden Winter gehen" heisst für mich nichts anderes als kaum noch witterungsbedingte Ausfälle zu haben, was eben nicht zu Bestandsreduktionen führt.
Die Menschen haben mehr Freizeit, viele Gemeinden bewerben ihre Gegend, die Menschen sind mobiler, sie kommen zu Fuss, mit Fahrrädern und geniessen die Natur, allerdings nicht nur auf den Wegen. Ich habe schon Wildkameraaufnahmen gesehen, die mitten in besseren Dickungen aufgenommen wurden und Fahrradfahrer sowie Läufer mit "Mickymäusen" auf den Ohren zeigten (sicher damit sie nicht von den Geräuschen der Natur in ihrer Konzentration gestört werden). Die menschliche Witterung ist überall. Darauf reagiert das Wild, das steht für mich ausser Frage. Und Rotwildeinzeltiere halten den Menschen nicht aus, wenn sie irgendwo auf einer Äsungsfläche unterwegs sind und dann einen Menschen oder eine Menschengruppe sehen, der sich ihnen nähert. Wenn da ein Rudel von 10 Hirschen steht, wird man von einer reduzierten Fluchtneigung ausgehen können. Das erzählen die Menschen weiter und es kommen noch mehr.
Ich habe meine Zweifel, dass die Landesregierung die, ich sage mal, die Erholungssuchenden leiten kann. Ich habe jedenfalls schon häufig gehört: Sie können mir das nicht untersagen, in Deutschland darf ich das.
Schwarzwild soll nicht durch Kirrungen oder Salzlecksteine in bestimmte Bereiche "geführt" werden. Stattdessen wird auf Bewegungsjagden gesetzt. Dazu kann ich ganz provokant nur sagen, dass sich ein Kleiderschrank besser trifft, als ein kleines Nachttischchen. Das merke ich recht häufig im späten Winter und Frühjahr.
Ich habe bewusst geschrieben, dass sich inzwischen einiges geändert hat. Dazu stehe ich mit meinen über 65 Jahren jagdlichen Erfahrungen. Es ist nicht leichter geworden, die Technik hat zumindest mir geholfen, denn ich habe noch über Kimme und Korn geschossen und mit einem Vorkriegszielfernrohr, von dem mein Sohn und mein Schwiegersohn überhaupt nichts halten, weil man damit nur bei Sonnenschein etwas sieht. Ganz unrecht haben sie nicht, aber die 98er steht noch im Panzerschrank.
Und wenn ich hier Berichtetes richtig interpretiere, dann hilft neuste Technik dabei, trotz verändertem Verhalten der Wildtiere den Auftrag zu erfüllen. Insofern bin ich nicht sicher, dass die Absichten der RLP-Landesregierung zum Ziel führen, bzw. zum Ziel führen können. Vielleicht traut sie sich auch nur nicht.
Gruss und Waidmannsheil, DKDK.