Hallo Colchicus,
was würdest du auf Waldboden empfehlen? Spiele mit dem Gedanken auf Waldlichtungen und Rückegassen was zu säen. Schweres Gerät (Schlepper) kann ich auf diesen Flächen wegen der Gegebenheit nicht einsetzen. Wie wäre deine Vorgehensweise?
Also erst mal da ist meist wenig Licht. Dann sind Böden in Nadelholzbeständen meist sauer. Auch hier sind die Möglichkeiten sehr begrenzt, ich hab mal mit der Eisenstange alle 30 cm ein Loch gebohrt und Mais rein, die Sauen machten daraus einen Sturzacker, ist halt ein Mordsaufwand. Man kann Rückegassen durch Kalkung soweit es notwendig ist, zu einer anderen Pflanzengesellschaft verhelfen, immer unter dem Gesichtspunkt das Licht und Nährstoffe genügend vorhanden sind.
Ich nutze im Wald jede Form der Bodenverwundung z. B. für den Einsaat von Äsungspflanzen, z. B. abgetragene Grabenböschungen, Wegbankette, aber die Bodenverwundung muss da sein. Wenn man da Raps oder auch nur Getreideabputz einsät, hat man eine Abwechslung fürs Wild im reinen Wald. Auch der Klee hält manchmal ein paar Jahre aus, aber es sind immer nur kurzzeitige Verbesserungen der Äsung, die Natur und der Standort holen sich schnell zurück was einmal im ersten Jahr aus unserer Sicht gut aussah.
Es gab mal eine Möglichkeit, wenn ich daran denke was ich da gemacht, habe rollen sich heute noch die Zehennägel auf. Roundup wurde gerade erfunden und als das Heil der Welt verkauft. Es gab auch noch kein Anwendungsverbot auf forstwirtschaftlichen Flächen. Wir haben auf Lichtungen oft flächig Waldreitgrasbestände - von einem kurzen Äsungszeitraum abgesehen fürs Wild wertlos - nachdem die frischen Triebe ca. 10-15 cm hoch waren mit Roundup abgespritzt. In den absterbenden Bestand wurde dann Raps gesät, damals noch einfacher O-Raps, Winterraps und ein paar Rübsen. Der leicht keimende Raps fand ideale Keimbedingungen. Wenn der Raps in der gelben Fläche 5 cm war bekam er eine Kopfdüngung mit Volldünger und ab ging die Post. Der ph-Wert durfte nicht zu niedrig sein, ist er zu gering nimmt die Pflanzenverfügbarkeit vom Stickstoff ab. Da stand dann der Raps mitten im Wald auf Lichtungen im Herbst bis 25 cm hoch. Zuerst wurde der O-Raps beäst, ein Stengeltyp. Dann nach dem Frost der normale Akela-Winterraps. Das waren Magnete für das Wild. Nach dem Frost die Rübsen.
Ich schreibe das nicht um Euch zu Lumpereien zu animieren, aber dieser Tipp stand mal irgendwo in einer Anleitung zur Äsungsverbesserung. Und ich habe den auch fleißig praktiziert. Nur für den Fall das jemand dieses Werk ausgräbt. Zum Thema Glyphosphat sollten wir eigentlich geläutert sein. Ich habe das Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre "erfolgreich" praktiziert.
Wenn sich jemand für Äsungsverbesserung des Schalenwildes interessiert: Der Leitfaden von Dr. Bernd G. Weiß (leider zu früh verstorben) ist die Bibel, falls das gute Stück jemand ausgraben kann. Ich habe in der Zeit auf rd. 25 ha Wildäcker für Reh- und Rotwild mit verschiedenen Mischungen meine Erfahrungen sammeln können. Unsere Erkenntnisse glichen und ergänzten sich in vielen Punkten. Ich habe weder eine forstwirtschaftliche noch eine landwirtschaftliche Ausbildung, die Begegnung mit ihm war etwas Besonderes.
Habe im letzen Jahr in Tschechien eine Reihe von Sachen eingesät, mal gucken was draus wird, dann stelle ich ein paar Bilder ein.
Ich freue mich wenn es jemand gibt, der sich im Rahmen der Jagd für so etwas interessiert. Wenn im Jagdkurs dieses Thema behandelt wird, dann sind die meisten froh wenn an diesem Abend ein Länderspiel stattfindet. Wenn man nicht aufpasst, bezahlt man viel Lehrgeld.
Grundsätzlich gilt für jede Form von Erfolg auf der Jagd: Die 20% - 80 % Regel funktioniert hier nicht.