Wiederladen für 7,7x72/16/16 Drilling

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Waidmannsheil,

ich bin im Besitz eines Drillings dessen Kugellauf 8x72R ist, oder besser sein sollte. Das ist nicht so eingeschlagen und nach Messung am Laufende mit dem MITUTOYO Messschieber am ehesten ein Feldmaß von 7,7mm und ein Zugmaß von jedenfalls leicht unter 8mm.

Zum Drilling:
Die ersten Beschusszeichen verordne ich mit Rückständen die ich für einen Reichsadler halte auf den Flintenläufen (Jedenfalls ein Adler und jedenfalls die breiten Schwingen) und der Kaliberbezeichnung mit "7,7mm 72", sowie dem Beschuss mit "K.m.G-10gr.". K.m.G steht wohl für "wurde mit einem 10 Gramm schweren Kupfer Mantel Geschoss beschossen. Die Flintenläufe sind wohl damals noch mit "16/1" sowie "16" umkreist eingeschlagen worden.

Also die erste Station der Waffe dürfte zwischen 1939 und 1945 gelegen haben.

Die nachfolgend in preußischer verordnungsliebe eingeschlagenen Beschusszeichen sind ohne jeden Zweifel DDR. Und zwar jene die von 1950 bis 1975 verwendet wurden.
Flintenläufe nun zusätzlich jeweils:
"(DDR Adler) N i t r o"
"(DDR Adler) gekröntes S" - Beschusszeichen auf Schrotläufen
"(DDR Adler) gekröntes W" - Zusatzmarkierung für Schrotlauf mit Chokebohrung
"gekröntes U" - Untersuchung nach Endbeschuss (immer in Verbindung mit Endbeschusszeichen)

Büchsenlauf:
"(DDR Adler) gekröntes G" - Beschusszeichen auf Büchsenläufen
"nur (DDR Adler)" - Endbeschuss
"gekröntes U" - Untersuchung nach Endbeschuss (immer in Verbindung mit Endbeschusszeichen)
"(DDR Adler) gekröntes N" - Endbeschuss mit Nitropulver (Ergänzung zu Endbeschusszeichen)
"3/28" - Keine Ahnung was das bedeutet

Basküle:
"nur (DDR Adler)" - Endbeschuss
"gekröntes U" - Untersuchung nach Endbeschuss (immer in Verbindung mit Endbeschusszeichen)

Zusatzinformation:
Das Glas mit Einhakmontage ist ein Kahles Heliavier und die Montage wurde von Sodia Salzburg durchgeführt. "Sodia Salzburg" ist eingeschlagen am Tubus.

Also ich würde sagen, dass hier in Suhl nach dem Krieg unmissverständlich gemacht werden sollte: ja passt.
Das Patronenlager hat unzweifelhaft keine ausgeprägte Schulter, es handelt sich um eine Hülse die wie die 9,3x72R und die 7x72R Konisch ist bis zum Zylindrischen Hülsenhals.

Soweit so gut. Woran ich jetzt bei meinem Unternehmen für die Waffe Patronen herzustellen scheitere ist die Frage welche Geschosse ich nehmen soll.
Soll ich nach CIP etwas in 8mm I nehmen, also im Endeffekt eh nur S&B .318 196gn oder Aufgrund des gemessenen und eingeschlagenen Feldmaßes zu irgendwas in .311, also für die 303 British gedachtes, greifen?

Die S&B .318 196gn ist soweit ich das verstehe ein weicher Bleiklumpen in einem Gascheck mit Überlänge. Sollte also auch ein engeres Feldmaß verdauen können. Aber 7,7mm Feld zu 8mm nomineller Geschossdurchmesser finde ich schon etwas arg Einengend. Besonders bei einem langen zylindrischen Geschoß.

Gibt es jemanden von euch der vor einem ähnlichen Problem gestanden hat, vielleicht in der 8x57I (R)? Dort soll ja von Zeit zu Zeit auch mal ein ominöses 7,7x57 vorzufinden sein.

Ich bin über jeglichen Hinweis dankbar.
Ein herzliches Waidmannsheil
 
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Bei Waffen aus der Zeit die für KmG gedacht sind, wurden üblicherweise Expresszüge benutzt. Bei der 9,3x73 R ebenso.
Da sieht man oft untermaßige Laufstempellungen.
Wenn man keine Stahlmantel- oder Vollgeschosse verlädt, würde ich keine Bedenken haben, die Waffe zu benutzen.
 
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Ausführliche Daten inklusive Wiederladen der 8x72R sind im W&H Thread : "Was ist geplant im neuen Jagdgesetz zur .243"
 
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@fuhrmann 👍
Ich bin (noch) kein Wiederlader, ich habe nur Interesse...

Und tatsächlich bei den Amis reicht grosse Verwirrung, Widersprüche, Unstimmigkeiten, Bizarrerien, die spinnen einfach mit den 8mm.
Desolate Situation... :mad: und gefährlich
 

M29

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Hallo Eugen, Digitalmeßschieber in Ehren aber an Deiner Stelle wäre mir das zu ungenau. Persönlich würde ich mir einen Bleidurchtrieb, oder Abguß machen. Bevorzuge Durchtrieb...keine Sauerrei.
Komplett durchtreiben must Du ja nicht.
8-10 mm lang reichen. Dann kannst Du vernünftig außen messen. Zugdurchmesser
+ 0,1mm dann hast Du mal ne Richtung.
Rest testen.
Viel Erfolg
M29
 
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Hier der Stempel auf dem Drilling, den ich von meinem Ururopa habe. Vermutlich etwas älter aber die gleiche Kaliberkombi. (8x72r und 16)

Ladedaten müsste es hier geben. Wir mussten allerdings die Hülsen aus 9,3x72r herstellen.
IMG_20230914_123556.jpg
 
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Soweit ich weiß, handelt es sich bei der 8x72 R nicht um eine Patrone die weit verbreitet war. Ich vermute, sie wurde (nur?) von Sauer & Sohn benutzt. Brömmel listet sie im QuickLoad als 8x72 R (Sauer) auf.
An Ladedaten habe ich nur in in einem jahrzehnte alten "Ratgeber für Wiederladen mit Dupont-Komponenten" eine Angabe gefunden:
40 gr IMR 4895 vor 12,7 g RWS TR vor RWS 5341 in RWS-Hülse ergibt eine Vo von 665 m/s.
(Hülse vermutlich umgeformt aus RWS 9,3x72R)
Diese Daten in QuickLoad nachgerechnet, ergeben bei 60 cm Lauflänge genau die Vo.
IMR 4895 kann nach QuickLoad Spielereien durch N140 ersetzt werden.
Alle Angaben ohne Gewähr! Verwendung auf eigene Gefahr!

Geschoss .318 !! auf keinen Fall 323!!
 
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Ich glaube, so selten war die Patrone nicht, man sieht doch immer wieder mal Waffen in dem Kaliber.
Das "Blaue Buch" (9. Auflage 2002) nennt Wilhelm Brenneke als möglichen Entwickler.
Wer hat eigentlich die Texte verfasst?

Da sind natürlich auch Ladedaten, ebenfalls für das 12,7 g TMR:
R902, 37 bis 40 grain, v0 dann 655 m/s
R903, 41 bis 44 grain, v0 dann 680 m/s
R907, 41 bis 44 grain, v0 dann 670 m/s
Hülsen umgeformt aus 9,3x72R

Das RWS Handbuch von 1940 gibt an:
Geschoss 12,7 g Teilmantel, Pulver 2,55 g R5, v0 666 m/s, Lauflänge 600 mm
Geschoss 11,75 g Kupfermantel, Pulver 2,65 g R5, v0 708 m/s, Lauflänge 600 mm

Dort auch als Normenmasse:
Felddurchmesser min. 7,80 mm
Zugdurchmesser min. 8,07 mm
handelsübliche Dralllänge 240 mm
höchstzulässiger Normaldruck 2500 at

Der Irrtum .323 steht schon in "Cartridges of the World" (9. Auflage 2000). Da wird auch Sauer erwähnt.

Gruss fuhrmann
 
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Die Texte im Blauen Buch wurden von Werner Reb verfasst. Zumindest hat er daran mitgewirkt.
 
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Ein herzliches Vergelt's Gott für die Antworten.

Mit der 8x72R habe ich mich relativ ausführlich auseinandergesetzt und kam im Tschechischen durch den Herrn Vladislav Badalík zu Informationen, die ich für recht glaubwürdig halte.

Von der Seite https://naboje.org/node/5638 folgend der Text übersetzt:

Die Patrone 8,2x72R wurde 1898 von Wilhelm Brenneke, Leipzig, entworfen. Ziel war die Einführung einer Patrone mit der Leistung der Patrone 8x57JR(S), jedoch mit einer schlanken, langen, konischen Patronenhülse. Es war für die Jagd auf kombinierte Waffen gedacht – Drillinge, Schrotflinten, aber auch Doppelbüchsen. Sie hatten einen deutlich schlankeren hinteren Teil des Laufs (im Bereich der Patronenlager) und damit auch der Basküle. Sie waren leichter und praktischer(?) für den Alltag. Die Patrone wurde von Brenneke selbst 8,1x72(R) genannt und von den meisten deutschen Firmen hergestellt. Auf unserem Gebiet wurde es von den tschechischen Munitions- und Metallverarbeitungswerken Bratislava, Zbrojovka Brno, in Bratislava und dann in Považská Bystrica und Považská strojárne hergestellt. Nach der Abgrenzung im Jahr 1954 wurde sie auch von Sellier und Bellot (damals Blanické strojírny Vlašim) hergestellt. Die Produktion endete hier Anfang der 1960er Jahre. Der Geschossdurchmesser dieser Patrone betrug bei unseren Herstellern 8,25 mm. Für eine ähnliche Patrone 8x72R (.360/8x72R) war der Geschossdurchmesser 8,10 mm, also 0,15 mm kleiner. Die Geschosse wurden meist mit abgeflachtem Kupfermantel (Tesco), aber auch mit spitzbogigem Halbmantel und Stahlmantel hergestellt. Die Firma Brenneke verwendete hauptsächlich Torpedo Ideal Geschoss usw.
Vladislav Badalík

Scans der relevanten Seiten aus dem Považské strojární-Katalog (undatiert, nach 1950) und Sellier und Bellot (Großkatalog 1957) Vladislav Badalík

Katalog 1.jpgKatalog 2.jpgKatalog 3.jpg

Das klingt für mich am glaubwürdigsten: Brenneke hat eine "8,2x72R" patentiert, ähnliches Sauer und Collath, es hat sich aber mit der Zeit eine .360/8x72R etabliert (möglicherweise war das die von Sauer) die auf das selbe Geschoss der viel geläufigeren M/88 8x57I(R) Derivate abgestimmt war.

Diese .360/8x72R mit Patrone "M/88" in .318 wurde die 8x72R der CIP.

Folgend der DWM Katalog irgendwann vor dem Krieg. Wer noch Vorkriegs R5 hat, kann damit vielleicht etwas anfangen.
36882505fk.jpg
36882506co.jpg

Ich persönlich habe vor, gleich wie mit der von mir verladenen 9,3x72R, S062 als Treibmittel zu verwenden.
Hülsen habe ich originale einmal verschossene RWS.
Lauflänge meines Drillings ist 680mm. Bei diesem großzügigen Maß bleiben dem Geschoss bei einer L6 von 88mm fast 600mm Weg zum Beschleunigen und mit was Bauchweh sollten so etwa 700m/s v0 möglich sein mit dem .318 RdKopf Teilm. von S&B oder Restbeständen des selben von RWS.

Bleidurchtrieb und Cerrosafe in allen Ehren, aber wenn der Messschieber eine so große Toleranz hat, dass ich mich nicht bei 7,7mm und 8mm bewege, bei allen anderen Informationen zur Waffe, sowie dem Umstand, dass meine 8x72R Hülsen in das Patronenlager passen, und im eingeführten Zustand die Laufkamera eine ganz passable Situation beim Hülsenhals preisgibt, dann darf ich von 8x72R ausgehen und habe noch immer das Problem mit dem engen Felddurchmesser.
 

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