Hallo liebe Forumsmitglieder,
zum Thema Welpenfrüherziehung gibt es wohl wirklich viele verschiedene Meinungen und meine soll nun auch noch dazu kommen.
Am Sonntag war ich mit unserem Fandango (Wurftag 23.08.02) eingeladen in`s Revier zu Ruedemann1937. Da ich jagdlich gesehen Erstlingsführer bin und auch zum ersten Mal einen PRT führe, war ich dankbar für jeden Tipp, den ich hier oder in anderen Foren "erhaschen" konnte. Die Krönung war schließlich, dass sich Ruedemann anbot, mich bei der Ausbildung auch praktisch zu unterstützen, was ich natürlich dankend annahm! Ich freute mich riesig, Tipps von einem wirklich erfahrenen und ausgezeichneten Hundeführer erhalten zu dürfen.
Wir trafen uns also um 11 Uhr um gemeinsam in`s Revier zu fahren. Dort ließen wir die Hunde laufen und ich bekam die ersten grundlegenden Tipps zur Ausbildung von Jagdhunden. Als sich die Hunde nun gelöst und kennengelernt hatten, legte ich eine Schleppe von ca. 500 Metern, die von Ruedemann`s Ela (ebenfalls PRT) gearbeitet werden sollte. Ich machte mich mit einem Blässhuhn an einem Band auf, über eine Wiese, einen Haken geschlagen, unter einem Zaun hindurch auf einen Sitz zu, der am Waldrand steht. Dort legte ich das Stück etwa 20 Meter entfernt ab, löste das Band und baumte auf. Ich sah nun, wie Ruedemann Ela aus dem Auto holte und auf die Fährte ansetzte. Sie arbeitete die Schleppe hervorragend, obwohl auf dem letzten Stück zahlreiche Brechstellen vom Schwarzwild waren und ich damit gerechnet hatte, dass sie abgelenkt würde. Aber nichts dergleichen geschah, Ela nahm das Stück auf und machte sich schnurstracks fort, um zu apportieren. Ich baumte einen Moment später ab, und machte mich ebenfalls wieder auf den Weg zurück. Ela war schon ein ganzes Stück entfernt und der Punkt wurde immer kleiner. Bei Ruedemann angekommen, fragte ich, wie lange man wohl brauchen würde, um das zu erreichen. " In einem halben Jahr kann Fandago das auch, wenn du fleissig übst!", sagte er. "Oh je," dachte ich, "das ist aber optimistisch! Der kann doch jagdlich gesehen noch gar nichts!".
Jetzt war Fandango an der Reihe. Ruedemann band das Blässhuhn wieder an und legte eine ca. 50 Meter lange und gerade Schleppe. Ich holte Fandango aus dem Wagen, machte mir aber keinerlei Hoffnung, dass er auch nur den Ansatz zeigen würde, die Schleppe zu arbeiten. Am gekennzeichneten Anschuss setze ich ihn an und er begann gleich interessiert an den Federn, die Ruedemann ausgelegt hatte zu schnuppern. Er wuselte zunächst etwas umher, um sich dann doch zu meinem Erstaunen in Richtung der gelegten Schleppe aufzumachen und diese schwanzwedelnd zu verfolgen. Zunächst recht gemächlich und mit einigen Ablenkungen, aber er kam immer wieder auf die Fährte zurück und als wir ungefähr die Hälfte erreicht hatten, zog er das Tempo an und ging immer zielstrebiger auf das Blässhuhn zu bis er er schließlich vor sich hatte und vorsichtig bewindete. Ich war total erschlagen und lobte ihn, so gut ich nur konnte. Es schien ihm wirklich Spaß zu machen. Es ist echt fast unvorstellbar, was unsere Hunde schon von der Natur mit auf den Weg kriegen.
Danach fuhren wir in einen anderen Revierteil, in dem Ruedemann bereits am Vortag eine Schweißspur präpariert hatte. Leider hatte es in der Nacht ausgiebig geregnet, sodass mir Ruedemann schon vorsichtig beizubringer versuchte, dass es jetzt etwas schwieriger für Fandango würde.
Nachdem wir den Anfang und das Ende der Fährte gefunden hatten (der Regen hatte die Zeichen mit Kreide leider fast vollständig abgewaschen) und die Sauschwarte ausgelegt hatten, setzte ich Fandago erneut am vermeintlichen Anschuss an und dieses Mal hatte man das Gefühl, dass er schon eher wusste, was jetzt kam. Ruedemann hatte eine Fleischstückchen ausgelegt, die gleich interessiert angenommen wurden und nachdem der "Teller leer war", ging er der Schweißspur nach. Er benötigte zwar einige Hilfen und des öfteren musste er an die Fährte zurück gebracht werden, aber er zeigte uns immer wieder, dass er einen interessanten Geruch in der Nase hat und folgte dieser Spur auch. Zum Schluß der ca. 100 Meter zog er das Tempo noch einmal merklich an und die Freude war riesig, als wir am Stück ankamen. Bei ihm UND bei uns. Ich war wirklich beeindruckt, denn so eine Leistung hatte ich unserem Kleinen wirklich noch nicht zugetraut. Man neigt wohl wirklich schnell dazu, unsere Hunde zu unterschätzen (zumindest im Unterbewusstsein).
Nach reichlich Streicheleinheiten, holte Ruedemann noch seine Ela hinzu, die gleich das Stück annahm und jetzt wurde es auch für Fandango erst richtig interessant. Aber ich hatte ihn vorsichtshalber auf den Arm genommen, was ihm jetzt gar nicht so gefiel. Aber für seine Gesundheit war es wohl besser, denn Ela nahm ihn trotz seiner erst dreizehn Wochen schon ernst im Kampf um die Beute. Wir machten uns auf den Weg zu den Autos und Ruedemann übergab mir noch einige "Hilfsmittel" um die Ausbildung zu Hause fortführen zu können. So machte ich mich total erstaunt aber glücklich auf den Weg nach Hause, denn die Hilfsmittel mussten schnellstens zurück in die Tiefkühltruhe. Das war eine Freude, als ich zu Hause ankam und mir meine Freundin helfen "durfte" die Sauschwarte, die Sau- und Rehläufe, Wildschweiß und ein Blässhuhn in TK-Beutel zu verstauen und einzufrieren !
Am Montag und Dienstag habe ich dann noch jeweils eine Schleppe von gut fünfzig Metern in unserer Wiese hinter dem Haus gelegt und was soll ich sagen: Ich komme kaum hinter dem kleinen Racker her, so schnell arbeitet er die Spur! Ich war jedes Mal erstaunter, aber es ist, als ob er sein Leben lang (kurz) nichts anderes gemacht hätte, als Schleppfährten zu arbeiten. Die fünfzig Meter erledigt er in ca. 20 - 30 Sekunden. Wahnsinn!!!
Weiterhin hat Dango jetzt die Reizangel kennengelernt. Auch die findet er höchst interessant und er tut alles, um an die Beute zu kommen. Naja, fast alles. Wenn nur das dumme Gras im Garten nicht so schrecklich nass und kalt wäre !
Also ihr mögt denken, was ihr wollt, aber ich werde jetzt die Ausbildung fortsetzen. Wenn ihr sehen würdet mit welchem Spaß Fandango bei der Sache ist, würdet ihr das Gleiche tun. Ich denke schon fast, er verlangt richtig danach. Morgen wird er noch einmal eine ca. 100 Meter Schweißspur arbeiten und dann bekommt er eine Pause von ca. 10 Tagen. Dann ist wieder "Grundausbildung" Thema Nr. 1!
Aber ein darf ich nicht vergessen: EIN HERLICHES DANKESCHÖN AN RUEDEMANN!
Echt ermunternd, wenn man jemanden kennen lernt, der so mit Leib und Seele an den Hunden hängt und der soviel "Hundeverstand" besitzt und diesen auch noch gerne weitergibt. Ich denke, das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich. Ich für meinen Teil, freue mich schon auf den Dezember, wo Dango und ich beweisen können, was wir mittlerweile gelernt haben!
Und zum Abschluss noch eine Frage:Wann beginnt eine Fähe mit der Ausbildung ihrer Jungen?
Darüber dürft ihr nachdenken!
Mit undbisdahinheisstesübenübenüben Gruß