Nachdem die letzten Tage eine der Kirrungen immer früher angenommen wurde und der Schnee so langsam taute wurde ich gebeten eine Kirrung zu besetzen.
Auf der Kamera bestätigt waren eine Bache mit 3 ÜL, eine Truppe von 4 ÜL und ein starker Keiler.
Beim Treffen kurze Ansprache: Du ca. 50m weg von der Grenze. Schau zu, dass es liegt.
Uund los gings.
Ich sass im Bestand vor einer Dickung, ca. 30m, sehr ungemütlicher Sitz.
Kirrung vor mir perfekt vorbereitet. Mehrere kleine Stellen, so dass die Stücke eine Chance haben sich aufzuteilen.
Wind stand perfekt schräg von rechts ins Gesicht, Schneedecke geschlossen.
Ab 17.30 tummelte sich Rehwild vor mir.
zuerst Bock (überlauscher 6er, voll im Bast) mit Bockkitz (ohne erkennbaren Ansatz eines Gehörns).
Nach und nach kam noch eine Ricke mit Kitz und ein weiteres Stück.
durch das tiefe Dach konnte man nicht weit sehen, und so sank ich etwas in mich zusammen und träumte vor mich hin.
Immer wieder raschelte es wenn der Bock das Kitz vertrieb und ich hing meinen Gedanken nach.
Aus dem Augenwinkel sah ich kurz unter der Dachkante etwas nach rechts wandern.
Glas hoch - supi da kommen se ja aus der Dickung
6 Stücke unterschiedlicher Größe...nur warum steht das Rehwild noch so entspannt auf der Kirrung???
Die Sauen ziehen weg von mir nach rechts - so ein Schiet!
Blick auf die Uhr: 18.30
Stimmte die zeit der letzten Tage also doch.
Als die ausser sicht waren zog ich das Handy.
SMS: "kommen zu dir. 6 Stck sind los" an den Kollegen in Marschrichtung der Sauen.
Antwort "ich sitze noch nicht" :what::sad::what::evil::evil:
Den Ärger über diese SMS löste nur das erneute Treiben des Bockes.
Schön dachte ich - immerhin ein Netter Ansitz und beschloss nur bis ca. 22.00 Uhr sitzen zu bleiben.
Die Fußsspitzen kühlten langsam aus und mein Magen fing an mich zu erinnern, dass ich nur gefrühstückt hatte.
irgednwann stand nur noch ein Stück Reh auf der Kirrung - es war ca. 19.30 Uhr und mein Magengrummeln war für mich nun so laut, dass ich jeden Moment mit dem Abspringen rechnete. Stattdessen knacke und raschelte es auf einmal, obwohl das Reh sill auf der Kirrung stand.
Glas hoch - jau, steht und Kaut
Glas schweifen lassen - nanu? Baum mit Knubbel an der Wurzel? Den kannte ich so nicht...Knubbel verändert die Form....aha da sind se also doch wieder.
3 Stücke zogen von rechts in ca 50m wieder in den Bestand.
Da verläuft leider auch die Grenze.
Im bestand wurde es lauter.
Das Reh sprang ab und verschwand im hohen Tempo weiter nach rechts in den Bestand - und nicht wegen meinem Magenknurren.
Grunzen und quiecken - ja was machen die den da?
Ich habe mich schonmel fertig gemacht.
Waffe in die Hand, ausgerichtet auf die Stelle wo schön geschlossener Schnee hinter dem Kirrungshäufchen war und gewartet.
Nach 15 Minuten kommt die erste Sau. Vorsichtig. immer wieder springt sie 2-3 Schritte, verhofft und lauscht.
Mist denke ich - nur eine ca. 50kg und nichts zu erkennen. Pinsel oder Striche sind nicht erkennbar.
Kurz darauf kommt noch eine Sau aus dem bestand und dann noch eine.
nachdem die drei sich auf der Kirrung aufgeteilt haben nochmal sauber angeschaut.
Das kleinste Stück hat ca. 50 kg.
Bewegt sich auf die Kirrstelle zu die ich anvisiert habe.
Fernglas hoch - Bauchlinie super gegen den Schnee zu erkennen - keine Striche, kein Pinsel.
Steht breit.
Fernglas weg.
Anvisieren.
BUMM. Es ist 20.18 Uhr.
Repetieren - hochschauen: ich sehe eine Sau nach links weg flitzen.
Knacken.
Ruhe.
Puls rast, fernglas hoch - kein Brocken zu sehen wo ich sie beschossen habe.
SCHEIXXXXE!!!
Ruhig blut.
Erstmal 5 Minuten durchatmen und in den Wald lauschen.
Dann den Chef angerufen. Er kommt mit Hund raus.
Ich beschliese den Anschuss nicht zu untersuchen sondern mir nur einen groben Überblick zu verschaffen.
Das Stück liegt nicht - so viel ist klar.
Schussrichtung ist schnell gefunden. Gut geschossen hab ich auf jeden Fall. Trotz erster Selbstzweifel gehe ich Situation nochmal vor meinem geistigen Auge durch. Hochziehen am Lauf, leicht nach hinten versetzt, ausatmen und Abdrrr.....Ja genau. Ich habe tatsächlich vergessen, dass ich auf Blatt abkommen wollte und habe den gewohnten Haltepunkt gewählt.
Ich ärgere mich.
Der Chef kommt, ich beschreibe die Situation vor dem Schuss und wir fangen an zu suchen.
Keine Schweißtropfen, kein Haar.
Die Eingriffe des zweiten Stücks finden wir genau da wo es beim Schuss stand.
Also den Hund geholt.
Der zieht gleich nach rechts weg...kann eigentlich nicht sein.
Kurz darauf - nochmal ansetzen und nu läuft er in Richtung Dickung.
"Ich hab Schweiß" erlöst mich aus meinen stärker werdenden Zweifeln.
Es ist Lungenschweiß, nach ca. 5m wie aus der Gießkanne und wir beschließen der Spur zu folgen.
Licht an, Waffe in Anschlag folgen wir der SPur um nach nur 10m Das Stück verendet zu finden. Noch deutlich vor der Grenze.
Erleichterung pur. Waidmannsheil.
Die Fakten:
Das Stück:
55kg komplett, weiblich, nicht tragend, nicht führend
Der Treffer
-rein: 4/5 Rippe - ca 2 Euro Münze
-raus: 5 Rippe - etwa genauso
typischer Lungenschuss: Lunge kaputt, Herz nur angekratzt.
Die Flucht
3m ohne Schweiß (Wir sind dann der Schweißfährte rückwärts gefolgt und fanden bis zu der Stelle wo ich es mir eingeprägt hatte tatsächlich ganz kleine Tropfen.)
dann weitere 20m
Die Technik
Geschoss
Nosler Accubond, 180gr
Waffe R8
Zielfernrohr
Z6i 3-18x50