Hier die Geschichte zu meinem Maibock.
Wegen null Anblick und falschem Wind hatte ich die Kanzel schon 21:30 Uhr nach 2 Stunden verlassen und mich noch kurz bis Ende Büchsenlicht an anderer Stelle angesetzt. Es galt Schmalreh und schwachen Jährlingen. Hier allerdings in einer Ecke aus 2 Wildschutzzäunen an der A31-Auffahrt und Bundesstrasse an der Seite sind auch ältere Böcke jederzeit gemäß Absprache frei. Denn hier stecken Sie quasi in der Falle und müssen die vielbefahrene Strasse als "Zwangswechsel" kreuzen, um wieder raus zu kommen. Das schafft nicht jedes Reh. Ich saß erst kurz, als bei zunehmender Dämmerung ein Bock aus den Brennnesseln "erschien" und kurz verhoffte. Ich war einigermaßen überrascht, denn ich konnte ihn erst auf 20m direkt vor/ unter mir sehen, so dicht war die Dickung, aus der er heraus kam. Der war älter, hatte gut auf, die Schneise war klein und so ließ ich rasch fliegen. Schon relativ dunkel, .308, kurzer Lauf, Mündungsfeuer - ich hab also kurz nichts gesehen und der Bock war weg. Müsste aber eigentlich im Graben 2 m voraus liegen. Bin nach 5 Minuten abgebaumt, aber da war kein Bock. Das ist ein wirklich mieses Gefühl, wenn die Nacht kommt und die Beute nicht liegt. Minimaler Lungnschweiß (?) und ein Knochensplitterchen fand sich an einer Distel. Habe 10 Minuten gesucht, dann war es zumindest im umgebenden Bestand zu dunkel. Dankenswerterweise kam der Jagdkollege irgendwann dazu mit erfahrenem Hund (meine Hündin wollte ich nicht nachts auf die erste ungewisse Nachsuche schicken - da hätten wir im Zweifel mehr kaputtgemacht als gewonnen). Inzwischen war es stockdustere Nacht und wir krochen auf allen vieren mit Lampen durchs Dickicht. Nach 15 Minuten und etwa eine Stunde nach dem Schuss fanden wir völlig verschwitzt an diesem warmen Abend den Bock - 80m weiter mit hohem Kammertreffer längst verendet im bürstendichten Busch. Der entscheidende Fehler war, dass ich nach dem Schuss die Fluchtrichtung nicht erkennen konnte. Ich hatte den Bock an völlig anderer Stelle vermutet.
Ein Fesbrocken fiel mir vom Herzen, dass er tatsächlich auch lag und dass wir ihn auch gefunden hatten. Denn in der Früh´wäre der verhitzt gewesen. Nach der roten Arbeit war ich nach Mitternacht echt fertig mit den Nerven und körperlich am Ende. Am nächsten Tag erst sah ich einige Zecken am Leib, der Preis der Nachsuche. Aber Ende gut - alles gut! Ich bin wieder um eine Erfahrung reicher.
Nach dem Bergen: