Neue, belastbare Zahlen zur Wildschweinmast in RLP

G

Gelöschtes Mitglied 6077

Guest
Mohawk schrieb:
Bei Mast kannst Du Dir das Kirren sparen, da sind andere Jagdarten sinnvoller. Und ohne Mast reichen Kleinmengen an Kirrgut als "Lockstoff". Viele meinen aber dann viel Kirren zu müssen und die Kirre verkommt zur Fütterung - das ist doch das Problem.

Vollkommen richtig. Egal wieviel man hinschmeißt, es wird eh' alles in der ersten Nacht aufgenommen und der Lockeffekt ist der gleiche. Viel wichtiger als die Menge ist die Regelmäßigkeit.

Für mich wäre deshalb ideal, wieder mit einem Futterautomaten kirren zu können, der jeden Spätnachmittag 100 oder 200 Gramm Mais ausbringt, das aber wirklich jeden Tag. Bei der geringen Menge macht es dann auch nichts aus, wenn die Rehe da dann mal drangehen.

Leider bei uns wegen engstirniger Ökoideologen wahrscheinlich für immer verboten.
 
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testtest schrieb:
fuchsü schrieb:
[
Die Frischlingsbachen sind der Grund für die Sauenschwemme. Frischlingsbachen verhüten, statt deren Frischlinge zu bekämpfen!

Nix dagegen, daß Du Deine "Erfindungen" verkaufen willst.
Dennoch:
Weibl. Frischlinge können brünstig werden, sobald sie ca. 25 kg schwer sind (nach Stubbe 199x).
Das war schon immer so und ist eine einfache Anpassung zur schnellen Reaktion der Population an gute Ernährungsbedingungen.
Allerdings haben diese Frischlingsbachen nur einen sehr geringen Anteil an der Population. In der Literatur wird i.d.R. um die 2 Ferkel pro Frischlingsbache angegeben, die mortalität der (eigentlich immaturalen) Muttertiere ist sehr hoch (geringer Beckendurchmesser, wenig Fettreserven, etc)
Nachzulesen beim viel zu früh aus dem Leben geschiedenen Biedermann und anderen Hakelarbeiten.
Nimmt man mal an, daß 50 % der Frischlinge weibl. sind und davon im Durchschnitt über die Jahre 1/3 brünstig wird und dann im Ü-alter reproduziert, kommen wir auf eine Repr.rate von um die 0,3 der den Winter überlebenden Frischlinge.
Die adulten Sauen erreichen (bei einem halbwegs ausgeglichenen Geschlechterverhältnis, da es in bejagten Strukturen nicht gibt) einen etwa 10 mal höheren Wert.
Geht man von realistischen Geschlechtsverhältnissen aus, bringt jede schwarze Sau etwa 4-5 Frischlinge.
Frischlingsabschuß gut und schön, die Stellgrößen für die Reproduktion liegen jedoch eindeutig bei den älteren Sauen, die Du ja mit Deinem Futtertisch protegierst.

Zum angeblich so segensreichen Einfluß des SW auf die Naturverjüngung der Eiche empfehle ich die Arbeiten von N.Hahn aus den 00er Jahren zum Einfluß von Schwarzwild auf die Eichennaturverjüngung, seinerzeit erhoben anhand gezäunten Probeflächen im Rammert und im Stromberggebiet.
Kontakt zum Mineralboden hebt bei der Buche das Keimprozent ganz gewaltig (und kann auch durch einen vernünftigen Vorbereitungshieb erreicht werden), bei der Eiche setzt man besser auf den Häher, die Sauen fressen mehr als das sie das Saatbett bereiten....

Du hast schon Recht! Frischlingsbachen nehmen an der Reproduktion teil, sind aber nicht die große Stellschraube! Wenn man das Beispiel von Fuchsü aufnimmt wäre es falsch bei der Einzeljagd einen Frischling zu schießen. Hier natürlich angenommen, ich kann selektiv aus der Rotte jagen.

Habe in einer ähnlichen Diskussion das mal in einem Excel sheet verdeutlicht. Wenn ich die Möglichkeit habe, den Bestand nachhaltig reduzieren möchte und muss, im frühen Herbst immer eine Ü-Bache oder eine Beibache aus der Rotte. Dort einen Frischling zu schießen macht bei der Argumentation keinen Sinn!
 
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Jetzt endlich die Arbeit in die Finger bekommen.
Ehrenwerte Absicht, aber daraus Schlussfolgerungen ziehen zu wollen...hoffnungslos.
Letztlich scheitern solche Arbeiten daran, dass man mit vertretbarem Aufwand nicht alle benötigten Daten erfassen kann. 30% Kirrmais im Magen sind unbedenklich wenn der sonst anderweitig voll wäre, aber schon allein solche Bedingungen flächendeckend zu erheben ist kaum machbar.
Der Verweis auf die industrielle Schweinemast...2,7kg Mais auf 1kg Fleisch sind ein Scherz, das reicht nichtmal ansatzweise - ist aber auch ein anderes Thema.

Mohawk schrieb:
2.) Auch die Untersuchung von Teilaspekten IST Wissenschaft solange man die nicht als absolute Wahrheit verkauft. Und das hat Ulf z. B. nicht gemacht: er verweist auf den noch bestehenden Forschungsbedarf.

Das ist und bleibt eine Floskel aus dem Bereich des sogenannten wissenschaftlichen Arbeits die zwar ihre Begründung hat, aber herzlich wenig weiterhilft.

Für uns bleibt festzuhalten dass diese Arbeit zwar nicht uninteressant ist, aber keine Antworten auf die Frage nach dem Einfluss von Kirrungen auf den Schwarzwildbestand bietet. Was zweifellos weder Kritiker noch Befürworter des Kirrens davon abhalten wird sich bestätigt zu fühlen.
 
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Hamburger_Jung schrieb:
Mohawk schrieb:
2.) Auch die Untersuchung von Teilaspekten IST Wissenschaft solange man die nicht als absolute Wahrheit verkauft. Und das hat Ulf z. B. nicht gemacht: er verweist auf den noch bestehenden Forschungsbedarf.

Das ist und bleibt eine Floskel aus dem Bereich des sogenannten wissenschaftlichen Arbeits die zwar ihre Begründung hat, aber herzlich wenig weiterhilft.

Moin!

Du möchtest wirklich immer alle Aspekte einer Frage absolut umfassend und komplett geklärt haben? Schön, dann finanziere uns doch mal den entsprechenden SFB und warte 5 Jahre auf die Antwort.

Wissenschaft bedeutet heute zunehmend mit begrenzten Ressourcen umzugehen, sich bei der Beantwortung von Fragen auf die Dinge zu konzentrieren, die nach Vorstudien, Literaturrecherchen etc. den größten "Ertrag" erwarten lassen und doch muss man damit leben, dass am Ende der Arbeit neue Fragen auftauchen und man ggf. wie bei Edison nur "einen Weg, wie sie nicht zum Leuchten zu bringen ist" (die Glühlampe) gefunden hat.

Viele Grüße,

Joe
 
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Mohawk schrieb:
Hamburger_Jung schrieb:
Mohawk schrieb:
2.) Auch die Untersuchung von Teilaspekten IST Wissenschaft solange man die nicht als absolute Wahrheit verkauft. Und das hat Ulf z. B. nicht gemacht: er verweist auf den noch bestehenden Forschungsbedarf.

Das ist und bleibt eine Floskel aus dem Bereich des sogenannten wissenschaftlichen Arbeits die zwar ihre Begründung hat, aber herzlich wenig weiterhilft.

Moin!

Du möchtest wirklich immer alle Aspekte einer Frage absolut umfassend und komplett geklärt haben? Schön, dann finanziere uns doch mal den entsprechenden SFB und warte 5 Jahre auf die Antwort.

Wissenschaft bedeutet heute zunehmend mit begrenzten Ressourcen umzugehen, sich bei der Beantwortung von Fragen auf die Dinge zu konzentrieren, die nach Vorstudien, Literaturrecherchen etc. den größten "Ertrag" erwarten lassen und doch muss man damit leben, dass am Ende der Arbeit neue Fragen auftauchen und man ggf. wie bei Edison nur "einen Weg, wie sie nicht zum Leuchten zu bringen ist" (die Glühlampe) gefunden hat.

Viele Grüße,

Joe

Das ist doch hier nicht der Punkt. Allerdings empfinde ich es als anstrengend, wenn ein Haufen Leute Auflagen entwickeln, weil Sie der Meinung sind, irgendwelche Probleme damit in den Griff zu bekommen. Für mein Empfinden an der Realität vorbei.
 
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Targethunter schrieb:
Allerdings empfinde ich es als anstrengend, wenn ein Haufen Leute Auflagen entwickeln, weil Sie der Meinung sind, irgendwelche Probleme damit in den Griff zu bekommen. Für mein Empfinden an der Realität vorbei.

Moin,

und wie soll das sonst gehen? Du hast bei identifiziertem Problem und wenigstens einer gefundener Lösung folgende Möglichkeiten:

- laufen lassen (ignorieren des Problems)
- überzeugen
- überreden
- anordnen
- selber machen
- parallel: weitere Lösungen suchen

Die Realität in den Schweinepestgefahrgebieten in R-P ist (soweit ich das mitbekomme), dass man manchem nicht anders als über Anordnungen beikommt und in manchen Schubladen liegen im Ministerium und beim Bauernverband auch schon Vorschläge fürs "Selbermachen". Was würdest Du machen wollen? Auflagen sind dann noch ein geringer Eingriff im Vergleich zu Vergiftungsaktionen, behördlich betriebenen Frischlingsfängen und was man sich da sonst noch ausdenken kann. :(

@Hamburger_Jung:
Sorry, falls ich Dich missverstanden habe, aber ich bin da aus Erfahrung ziemlich empfindlich. :oops:

Viele Grüße,

Joe
 
G

Gelöschtes Mitglied 6077

Guest
Targethunter schrieb:
Allerdings empfinde ich es als anstrengend, wenn ein Haufen Leute Auflagen entwickeln, weil Sie der Meinung sind, irgendwelche Probleme damit in den Griff zu bekommen.

Das ist hier im Land doch das beliebteste Hobby.
 
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testtest schrieb:
fuchsü schrieb:
[
Die Frischlingsbachen sind der Grund für die Sauenschwemme. Frischlingsbachen verhüten, statt deren Frischlinge zu bekämpfen!

Nix dagegen, daß Du Deine "Erfindungen" verkaufen willst.
Dennoch:
Weibl. Frischlinge können brünstig werden, sobald sie ca. 25 kg schwer sind (nach Stubbe 199x).
Das war schon immer so und ist eine einfache Anpassung zur schnellen Reaktion der Population an gute Ernährungsbedingungen.
Allerdings haben diese Frischlingsbachen nur einen sehr geringen Anteil an der Population. In der Literatur wird i.d.R. um die 2 Ferkel pro Frischlingsbache angegeben, die mortalität der (eigentlich immaturalen) Muttertiere ist sehr hoch (geringer Beckendurchmesser, wenig Fettreserven, etc)
Nachzulesen beim viel zu früh aus dem Leben geschiedenen Biedermann und anderen Hakelarbeiten.
Nimmt man mal an, daß 50 % der Frischlinge weibl. sind und davon im Durchschnitt über die Jahre 1/3 brünstig wird und dann im Ü-alter reproduziert, kommen wir auf eine Repr.rate von um die 0,3 der den Winter überlebenden Frischlinge.
Die adulten Sauen erreichen (bei einem halbwegs ausgeglichenen Geschlechterverhältnis, da es in bejagten Strukturen nicht gibt) einen etwa 10 mal höheren Wert.
Geht man von realistischen Geschlechtsverhältnissen aus, bringt jede schwarze Sau etwa 4-5 Frischlinge.
Frischlingsabschuß gut und schön, die Stellgrößen für die Reproduktion liegen jedoch eindeutig bei den älteren Sauen, die Du ja mit Deinem Futtertisch protegierst.

Zum angeblich so segensreichen Einfluß des SW auf die Naturverjüngung der Eiche empfehle ich die Arbeiten von N.Hahn aus den 00er Jahren zum Einfluß von Schwarzwild auf die Eichennaturverjüngung, seinerzeit erhoben anhand gezäunten Probeflächen im Rammert und im Stromberggebiet.
Kontakt zum Mineralboden hebt bei der Buche das Keimprozent ganz gewaltig (und kann auch durch einen vernünftigen Vorbereitungshieb erreicht werden), bei der Eiche setzt man besser auf den Häher, die Sauen fressen mehr als das sie das Saatbett bereiten....
Stubbe,1977,wenn ich mich nicht irre. Geschlechtsreife hat nicht unmittelbar was mit dem Gewicht zu tun ,ist jedoch ein Einflußfaktor.Das hat Stubbe auch geschrieben.Ebenso Briedermann.Und beide haben natürlich den vorrangigen Bachenabschuß propagiert. Der Burgker Schweinepapst würde sich im Grab rumdrehen.
 
A

anonym

Guest
Hamburger_Jung schrieb:
30% Kirrmais im Magen sind unbedenklich wenn der sonst anderweitig voll wäre, aber schon allein solche Bedingungen flächendeckend zu erheben ist kaum machbar.
Richtig lesen!
Es handelt sich um 30 % Kirrgetreide IM GANZJÄHRIGEN DURCHSCHNITT bei fast 1000 Probesauen aus diversen Untersuchungsgebieten in BaWü, erfasst alle Jagdarten und Unfallwild. In der Arbeit wurde mit quantitativen Anteilen gearbeitet, der qualitative Anteil ist sicherlich höher (geschuldet durch die Anteile energieärmerer Nahrungsbestandteile bei geringem Anteil tier. Nahrung)
Nachzulesen (falls Du versehentlich eine andere Arbeit in den Händen hältst als die von mir angesprochene) im Abschlußbericht ans MLR Stuttgart oderHAHN, N. u. D. EISFELD (1998): Diet and habitat use of wild boar (Sus scrofa) in SW-Germany. Gibier Faune Sauvage 15, 595-606
 

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