Teufelsmoorers Antwort war gut!
Ich fahre schon lange ungefähr jedes zweite Jahr nach NAM - immer auf dieselbe Farm und zum selben Berufsjäger - und habe jahrelang meine eigene .338 WinMag mitgenommen. Zwischenzeitlich sind dann die Beförderungsentgelte für Schießeisen der üblichen Airlines derartig unverschämt geworden, dass ich mich beim letzten Mal dazu entschlossen habe, mich der Leihwaffe des Berufsjägers in .300 WinMag zu bedienen.
Um`s kurz zu machen: hat auch funktioniert - und: vielleicht war die .300 sogar besser!
Warum?
Ich habe stets Norma Oryx Fabriklaborierung mit 230 grs. aus meiner .338 verschossen. Und die heben sich häufig als nicht ausreichend durchschlagkräftig für einen Ausschuss erwiesen. Nicht, dass sie nicht tötete. Das tat sie immer, immer wieder sogar spektakulär. Aber fehlende Ausschüsse musste ich eben verhältnismäßig häufig hinnehmen, was uns einmal eine wirklich elendig lange (aber letztlich erfolgreiche) Nachsuche auf einen Elandbullen einbrachte.
Mein langjähriger Gastgeber ist ein hervorragender Jäger und Profi durch und durch. Er nervt einen nicht mit unerbetenen Geschossdiskussionen, solange er das Mitgebrachte für adäquat hält.
Auf Nachfrage erzählte er mir aber ausführlich, dass er "früher" ein Riesenfan der 9,3x64 vor allem mit der TUG-Laborierung gewesen sei. Diese sei nach wie vor sehr gut, überfordere aber viele hinsichtlich ihres Rückstoßes.
Einen echten Gamechanger, so erklärte er mir, sehe er im Erscheinen der verschiedenen Kupfergeschosse, allen voran das Barnes X mit seinen ganzen Nachfahren bis hin zum heutigen TTSX. Diese seien aufgrund ihrer Tiefenwirkung bei gleichzeitiger Beherrschbarkeit der Nebenwirkungen im Schuss, da sei er sich sicher seitdem er sie in größerem Umfange kennengelernt habe, die beste Wahl für Namibias schweres Wild.
Die .300er lädt der Berufsjäger und Farmer selbst, und zwar zum Zeitpunkt meines letzten Besuches mit 180 grs Hornady GMX.
Als ich ihn fragte, warum gerade das GMX, antwortete er mir: "Damit schießt sie gut und die waren grad die günstigsten Kupferlinge!"
Ich kann nur sagen, dass die Kombi super funktioniert hat. Und zwar mit Ausschüssen! Zudem war der Rückstoß - nun ja, mit Schalldämpfer muss man dazu sagen - wirklich viel geringer als bei meiner ungedämpften .338. Also nicht nur ein erfolgreiches, sondern auch noch komfortables Schießen.
Muss es also eine .300er Magnum sein?
Nun, als ich 2019 zum letzten Mal meine .338 mitgenommen hatte, hatte mein mitreisender Freund aus Gründen hoffnungsloser Romantik seinen "sporterized" Enfield in .303 British mitgenommen. Glaub aber mal nicht, dass er deswegen auch nur ein Stück weniger bekommen hätte als ich (wir haben uns immer abwechselnd als Jäger/Beobachter führen lassen und geschossen)! Und die beobachtbaren Schusswirkungen waren auch kein Stück schlechter! Bumm-Um kann auch die alte Dame meines Freundes, die er mit irgendeinem sehr langen und schweren Woodleigh-TM über 14 g in zügigerer Fußgängergeschwindigkeit gefüttert hatte, weil sie damit am besten schießt.
Das kann nicht sein? Doch, kann es, denn wir haben nicht auf artilleristische Entfernungen gewaidwerkt. Alles spielte sich auf der Pirsch und zwischen 20 (sic!) und 120 m ab.
Als letzter aus meinem Umfeld war nun mein Bruder letztes Jahr da, der alles mit seiner .30-06 mit 180 grs. Barnes TTSX zu seiner besten Zufriedenheit zu erlegen imstande war, was er an üblichem Plainsgame so erlegen wollte.
Was empfehle ich also?
Nicht so viele Gedanken über die Batterie machen, die man mitnimmt. Eine .30-06 ist keine Erbsenpistole! Sie ist dazu in der Lage, fast alles zu stemmen, was einem auf vier Beinen auf diesem Planeten entgegenkommen kann. Die Gedanken, die man sich daheim über den Frankonia- oder Alljagdkatalog gebeugt macht, sind größtenteils Unsinn. Namibianisches Schalenwild kann man sehr gut mit einer .30er Mittelpatrone bejagen, ohne je Schwierigkeiten zu bekommen. Und mehr Leistung befreit auch nicht von der Erfordernis, den Maschinenraum zu treffen.
Funktionieren die genannten Kaliber in Namibia? Ja, bei geeigneter Geschosswahl werden sie funktionieren. Beide.
Braucht man sie zwingend für den Erfolg? Nein. Eine .30-06 (oder 8x57IS, 7x64, .270 Win. oder irgendwas anderes) tät`s auch.
Viel wichtiger sind:
- sorgfältige Geschossauswahl!
- zuverlässige Waffenfunktion (hält die Magazinarrettierung, führt die Waffe beim zügigen Repetieren stets zu, ist die Sicherung auch sicher und die Montage sowie der Riemen fest?)
- kann ich die Waffe überhaupt zuverlässig und muckfrei schießen? Bin ich diesbezüglich ehrlich zu mir selbst?
-habe ich ordentliche, nicht zu schwere und bequeme Schuhe, mit denen ich ordentlich laufen kann? Dann kann man nämlich wunderbar (wenn man einen guten Führer hat, dem das auch Spaß macht) einfach näher heranpirschen, als auf 300 m zu schießen!
Und dieser letzte Punkt ist mein wichtigster Tip! Geh' nah ran! Und dann nochmal näher!!! Das macht nicht nur den Schuss einfacher, sondern auch die Jagd an sich herausfordernder und die Erinnerung größer, praller und einfach besser.
Viel Erfolg und Waidmannsheil!
M.