J
jin_de_fu
Guest
Hallo Zusammen,
inspiriert durch Eure zahlreichen Berichte über die Jagd auf DAS erstes Stück Schwarzwild möchte auch Ich meine Erlebnisse zu diesem Thema schildern.
Unser Revier liegt im Norden zwischen Bremen und Bremerhaven. Es ist ein Mischrevier, Feld, Wald, Äcker und viele Maisschläge. Schwarzwild wurde bereits oft gefährtet, im Anblick hatte ich es jedoch noch nie. Umsomehr war ich auf die Vollmondphase 07. Sep. 2006 gespannt. Da unser Jagdherr bereits auf frisch gemähten Weiden Bruchspuren des Schwarzwildes gefunden hatte war die Spannung umso höher.
Ich baumte also am 08. Sep. 2006 auf. Vor dem Hochsitz beginnt in ca. 60m ein Waldstück, dessen Kante zieht sich nach halblinks vom Hochsitz hin. Links vom Hochsitz befindet sich ein Wildacker, dort angrenzend Weiden. Die Weiden ziehen sich bis ca. 200m und werden von Hecken unterbrochen.
Rechts vom Hochsitz liegen zwei weitere Weiden, diese werden in ca. 200m von einem Maisschlag begrenzt.
Das Wetter war sehr gut, fast keine Wolken und ein schöner Sonnenuntergang. Bereits eine halbe Stunde nach dem Aufbaumen zog aus dem Waldstück eine Ricke mit zwei Kitzen auf den linkseitigen Wildacker. 40m vor dem Hochsitz stand dieses Trio vertraut äsend bis ca. 22:00. Obwohl ich die Freigabe für das schwächere Kitz hatte wollte ich durch den Schuss das eventuelle Schwarzwild nicht vergrämen.
Im Laufe der nächsten Zeit traten weitere Sücke Rehwild aus dem Waldstück aus. Auch der ältere Bock zeigte sich wieder rechtseitig vom Hochsitz. Er scheint seinen Einstand im Maisschlag, oder an der Weide angrenzenden Hecke, zu haben.
Es war bereits 23:00, klarer Vollmond und auf den Weiden leichter Bodennebel, als ich zum ersten Mal laute Knackgeräusche aus dem rechten Maisschlag hören konnte. Den Bereich habe ich immer wieder mal abgeglast, habe aber nie etwas erspähen können. Obwohl der Kontrast sehr gut war erschwerte der Bodennebel mitunter die Sicht. Gegen 00:00 wurden die Knackgeräusche lauter und näherten sich anscheinend der Maisschlagkante. Sogleich wieder geglast konnte ich noch gut erkennen wie der ältere Bock flüchtig über die frisch gemähte Weide in Richtung Waldstück abzog. Das Knacken dauerte nun schon fast eine Stunde an, ich war unterdessen wieder hellwach und entsprechend aufgeregt. Es war jedoch immer noch nichts zu erkennen.
Gegen 01:00 änderte sich dies schlagartig. Der Bodennebel war fast gänzlich verschwunden als ich einen deutlichen, grossen schwarzen Punkt vor der Maisschlagkante erkannte. Um einer Verwechselung mit einem Maulwurfshaufen o.ä. zu entgehen glaste ich eine Weile in die andere Richtung. Nach ca. 5min wieder zurück auf der grossen schwarzen Punkt geschwenkt, er war nicht mehr dort. Für eine kurze Zeit war ich entäuscht, konnte aber glücklicherweise den schwarzen Punkt wiederfinden. Dieser war auf die Mitte der Weide gezogen und brach dort. Statur, Bewegung und Verhalten : eindeutig Schwarzwild. Ergänzend zu diesem Stück "wuselten" ca. 20m rechts sieben weitere schwarze, deutlich kleinere Punkte umher. Aha, die Frischlinge. Diese schienen zu spielen und kümmerten sich um die brechenden Bache nicht. Mein Puls hatte bereits die 200er-Marke überschritten.
Nun die Büchse langsam und leise in Anschlag gebracht, Leuchtpunkt eingeschaltet und die Bache anvisiert. Immer noch alleinstehend, also weiter rechts die Frischlinge in der Bewegung beobachtet. Die Entfernung betrug ca. 120m, die Frischlinge immer in kreisförmigen Bewegungen. Die Büchse gespannt und den Umkehrpunkt des "Kreislaufes" anvisiert. Tief atmen, ruhig bleiben und den Puls verwuchen unter Kontrolle zu bringen.
Ein Frischling drehte um und war relativ langsam, wie beim "Keilerschiessen" etwas vorhalten und den Abzug langsam durchziehen.
Die Kugel machte sich auf den Weg, ich war sofort vom Mündungsfeuer geblendet und konnte nichts erkennen. Ich vernahm aber sofort ein lautes Klagen. Sofort nachrepetiert und durch die Optik, unterdessen wieder sehend, den Anschuss beobachtet. Die Rotte war verschwunden, ein Frischling lag jedoch mit den Hinterläufen auf der Weide. Er klagte und versuchte Richtung Maisschlag zu ziehen. Das Klagen verstummte nach kurzer Zeit, es war jedoch noch Leben im Stück. Warten, Warten, ca. 2-3 min. Das das Stück immer noch versuchte in den Mais zu flüchten baumte ich ab ging das Stück an. Obwohl man ja länger Warten soll wollte ich schnellstmöglich den Fangschuss antragen.
Bereits aus ca. 50m konnte ich erkennen dass ich das Stück an der hinteren Wirbelsäule getroffen hatte. Der Mond war sehr hell, das ZF auf kleinste Vergrösserung gestellt und aus ca. 10m den Fangschuss mit de Büchse angetragen. Sofort war alles Leben aus dem Stück gewichen und ich hatte mein erstes Schwarzwild gestreckt.
Sicherlich kann jeder von Euch meine Aufregung nachvollziehen. Es war bereits 01:30, auf der Weide lag ein rötlich brauner Frischling. Das Bergen zum Auto war schnell getan, in die Wanne gehoben und zur Jagdhütte gefahren. Das dortige Versorgen ging, obwohl mein erstes Stück, sehr gut. Die Aufregung legte sich. Mit meinem, unterdessen eingetroffenen Jagdkollegen auf das Waidmannsheil angestossen.
Nach dem Aufbrechen zeigte sich auch klar die Trefferlage. Der erste Schuss traf den Frischling ca. eine Handbreit vor dem Schloss und trennte die Wirbelsäule. Der Fangschuss trat am rechten Teller ein und an der Drossel wieder aus. Sicherlich keine Meisterleistung, es ist jedoch auch nicht leicht auf 120m einen, sich bewegenden, Frischling direkt ins Leben zu treffen. Gewohnt durch das Keilerschiessen hielt ich zwar vor, da die Entfernung jedoch deutlich weiter war habe ich nicht weit genung vorgehalten. Im Rahmen der Waidgerechtigkeit fand ich meine Entscheidung, das Stück sehr früh anzugehen um den Fangschuss anzutragen, jedoch richtig.
Die Frischlingsbache, ca. 25-30kg, habe ich dann sofort nach dem Versorgen in die Kühlkammer verbracht. Die gestrige Trichinenuntersuchung zeigte keinen Befund.
Vom Wildbret ist eine Filethälfte an der Spitze durch Hämatome entwertet, den Rücken kann ich erst nach dem Zerwirken beurteilen.
Am Wochenende gibt es nun Schwarzwildleber und gegrillte Rippen und Nacken.
Auf jeden Fall ein sehr aufregendes Erlebnis. Ich glaube keiner, selbst der abgeklärteste Jäger, kann sich diesen Emotionen entziehen. Nun weiss ich dass Jagd kein Hobby sondern wirklich Leidenschaft ist. Ein Hobby entwickelt nicht solche Gefühle.
Mit freundlichen Grüssen
Jin_de_fu
P.S: Noch die Details :
Blaser R93 Professionel,Semiweight, kanneliert.
ZF Zeiss 3-12 x 56, Absehen 56 Leuchtpunkt.
30.06, Norma Vulcan, 11,66gr
Erster Treffer : Einschuss kalibergross, Ausschuss ca. 8cm Durchmesser
Fangschuss : Einschuss kalibergross, Ausschuss ca. 2cm Durchmesser.
inspiriert durch Eure zahlreichen Berichte über die Jagd auf DAS erstes Stück Schwarzwild möchte auch Ich meine Erlebnisse zu diesem Thema schildern.
Unser Revier liegt im Norden zwischen Bremen und Bremerhaven. Es ist ein Mischrevier, Feld, Wald, Äcker und viele Maisschläge. Schwarzwild wurde bereits oft gefährtet, im Anblick hatte ich es jedoch noch nie. Umsomehr war ich auf die Vollmondphase 07. Sep. 2006 gespannt. Da unser Jagdherr bereits auf frisch gemähten Weiden Bruchspuren des Schwarzwildes gefunden hatte war die Spannung umso höher.
Ich baumte also am 08. Sep. 2006 auf. Vor dem Hochsitz beginnt in ca. 60m ein Waldstück, dessen Kante zieht sich nach halblinks vom Hochsitz hin. Links vom Hochsitz befindet sich ein Wildacker, dort angrenzend Weiden. Die Weiden ziehen sich bis ca. 200m und werden von Hecken unterbrochen.
Rechts vom Hochsitz liegen zwei weitere Weiden, diese werden in ca. 200m von einem Maisschlag begrenzt.
Das Wetter war sehr gut, fast keine Wolken und ein schöner Sonnenuntergang. Bereits eine halbe Stunde nach dem Aufbaumen zog aus dem Waldstück eine Ricke mit zwei Kitzen auf den linkseitigen Wildacker. 40m vor dem Hochsitz stand dieses Trio vertraut äsend bis ca. 22:00. Obwohl ich die Freigabe für das schwächere Kitz hatte wollte ich durch den Schuss das eventuelle Schwarzwild nicht vergrämen.
Im Laufe der nächsten Zeit traten weitere Sücke Rehwild aus dem Waldstück aus. Auch der ältere Bock zeigte sich wieder rechtseitig vom Hochsitz. Er scheint seinen Einstand im Maisschlag, oder an der Weide angrenzenden Hecke, zu haben.
Es war bereits 23:00, klarer Vollmond und auf den Weiden leichter Bodennebel, als ich zum ersten Mal laute Knackgeräusche aus dem rechten Maisschlag hören konnte. Den Bereich habe ich immer wieder mal abgeglast, habe aber nie etwas erspähen können. Obwohl der Kontrast sehr gut war erschwerte der Bodennebel mitunter die Sicht. Gegen 00:00 wurden die Knackgeräusche lauter und näherten sich anscheinend der Maisschlagkante. Sogleich wieder geglast konnte ich noch gut erkennen wie der ältere Bock flüchtig über die frisch gemähte Weide in Richtung Waldstück abzog. Das Knacken dauerte nun schon fast eine Stunde an, ich war unterdessen wieder hellwach und entsprechend aufgeregt. Es war jedoch immer noch nichts zu erkennen.
Gegen 01:00 änderte sich dies schlagartig. Der Bodennebel war fast gänzlich verschwunden als ich einen deutlichen, grossen schwarzen Punkt vor der Maisschlagkante erkannte. Um einer Verwechselung mit einem Maulwurfshaufen o.ä. zu entgehen glaste ich eine Weile in die andere Richtung. Nach ca. 5min wieder zurück auf der grossen schwarzen Punkt geschwenkt, er war nicht mehr dort. Für eine kurze Zeit war ich entäuscht, konnte aber glücklicherweise den schwarzen Punkt wiederfinden. Dieser war auf die Mitte der Weide gezogen und brach dort. Statur, Bewegung und Verhalten : eindeutig Schwarzwild. Ergänzend zu diesem Stück "wuselten" ca. 20m rechts sieben weitere schwarze, deutlich kleinere Punkte umher. Aha, die Frischlinge. Diese schienen zu spielen und kümmerten sich um die brechenden Bache nicht. Mein Puls hatte bereits die 200er-Marke überschritten.
Nun die Büchse langsam und leise in Anschlag gebracht, Leuchtpunkt eingeschaltet und die Bache anvisiert. Immer noch alleinstehend, also weiter rechts die Frischlinge in der Bewegung beobachtet. Die Entfernung betrug ca. 120m, die Frischlinge immer in kreisförmigen Bewegungen. Die Büchse gespannt und den Umkehrpunkt des "Kreislaufes" anvisiert. Tief atmen, ruhig bleiben und den Puls verwuchen unter Kontrolle zu bringen.
Ein Frischling drehte um und war relativ langsam, wie beim "Keilerschiessen" etwas vorhalten und den Abzug langsam durchziehen.
Die Kugel machte sich auf den Weg, ich war sofort vom Mündungsfeuer geblendet und konnte nichts erkennen. Ich vernahm aber sofort ein lautes Klagen. Sofort nachrepetiert und durch die Optik, unterdessen wieder sehend, den Anschuss beobachtet. Die Rotte war verschwunden, ein Frischling lag jedoch mit den Hinterläufen auf der Weide. Er klagte und versuchte Richtung Maisschlag zu ziehen. Das Klagen verstummte nach kurzer Zeit, es war jedoch noch Leben im Stück. Warten, Warten, ca. 2-3 min. Das das Stück immer noch versuchte in den Mais zu flüchten baumte ich ab ging das Stück an. Obwohl man ja länger Warten soll wollte ich schnellstmöglich den Fangschuss antragen.
Bereits aus ca. 50m konnte ich erkennen dass ich das Stück an der hinteren Wirbelsäule getroffen hatte. Der Mond war sehr hell, das ZF auf kleinste Vergrösserung gestellt und aus ca. 10m den Fangschuss mit de Büchse angetragen. Sofort war alles Leben aus dem Stück gewichen und ich hatte mein erstes Schwarzwild gestreckt.
Sicherlich kann jeder von Euch meine Aufregung nachvollziehen. Es war bereits 01:30, auf der Weide lag ein rötlich brauner Frischling. Das Bergen zum Auto war schnell getan, in die Wanne gehoben und zur Jagdhütte gefahren. Das dortige Versorgen ging, obwohl mein erstes Stück, sehr gut. Die Aufregung legte sich. Mit meinem, unterdessen eingetroffenen Jagdkollegen auf das Waidmannsheil angestossen.
Nach dem Aufbrechen zeigte sich auch klar die Trefferlage. Der erste Schuss traf den Frischling ca. eine Handbreit vor dem Schloss und trennte die Wirbelsäule. Der Fangschuss trat am rechten Teller ein und an der Drossel wieder aus. Sicherlich keine Meisterleistung, es ist jedoch auch nicht leicht auf 120m einen, sich bewegenden, Frischling direkt ins Leben zu treffen. Gewohnt durch das Keilerschiessen hielt ich zwar vor, da die Entfernung jedoch deutlich weiter war habe ich nicht weit genung vorgehalten. Im Rahmen der Waidgerechtigkeit fand ich meine Entscheidung, das Stück sehr früh anzugehen um den Fangschuss anzutragen, jedoch richtig.
Die Frischlingsbache, ca. 25-30kg, habe ich dann sofort nach dem Versorgen in die Kühlkammer verbracht. Die gestrige Trichinenuntersuchung zeigte keinen Befund.
Vom Wildbret ist eine Filethälfte an der Spitze durch Hämatome entwertet, den Rücken kann ich erst nach dem Zerwirken beurteilen.
Am Wochenende gibt es nun Schwarzwildleber und gegrillte Rippen und Nacken.
Auf jeden Fall ein sehr aufregendes Erlebnis. Ich glaube keiner, selbst der abgeklärteste Jäger, kann sich diesen Emotionen entziehen. Nun weiss ich dass Jagd kein Hobby sondern wirklich Leidenschaft ist. Ein Hobby entwickelt nicht solche Gefühle.
Mit freundlichen Grüssen
Jin_de_fu
P.S: Noch die Details :
Blaser R93 Professionel,Semiweight, kanneliert.
ZF Zeiss 3-12 x 56, Absehen 56 Leuchtpunkt.
30.06, Norma Vulcan, 11,66gr
Erster Treffer : Einschuss kalibergross, Ausschuss ca. 8cm Durchmesser
Fangschuss : Einschuss kalibergross, Ausschuss ca. 2cm Durchmesser.