Mein erster Bock

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Mein erster Bock

Mein Vater und ich bejagen ein Revier im Spessart, Odenwald, welches eine kleine Eigenjadg ist. Sie ist landschaftlich herrlich gelegen und mit viel Rehwild, Schwarzwild und Rotwild als Wechselwild gesegnet. So kam es das wir, mein Vater und ich, mal wieder "unten" waren um den vielen Sauen, die im Feld erheblichen Schaden anrichteten, an die Schwarte zu gehen. Natürlich war es genauso mein Wunsch einen passenden Abschussbock vor die Büchse zu bekommen, denn dieser wurde mir von meinem Vater freigegeben.
Wir saßen nun wieder die erste Nacht, leider ohne Erfolg zu haben, durch wobei ich am nächsten Morgen auf ca. 250 Meter einen Bock mit meinem Spektiv in Anblick bekam. Ich sprach den Bock als 3jährig an. Vom Gehörn her war er eher gering, denn er hatte nur knapp lauscherhohe Stangen mit einer kleinen Gabel an der rechten Stange und einer Gabel mit leichtem Ansatz zur sechser Stange an der linken. Also war es für mich ein durchaus passender Bock, dem ich die nächsten Ansitze widmen wollte. Jedoch kam der Bock bei den nächsten Ansitzen nicht mehr in Anblick. Weibliches Rehwild und ein paar vielversprechende Jählinge hatte ich noch in Anblick, doch leider blieb "mein Bock" verschwunden. Am letzten Tag machte ich noch einen Morgenansitz, wo ganz urplötzlich der Bock gegen 7:30 vor mir auf den mit Mais bestellten Wildacker austrat. Nach dem ansprechen ging alles sehr schnell: Mit der Büchse in Anschlag gehen, das Blatt anvisieren, einstechen und schon war der Schuss raus. Im Schuss sah ich den Bock mit einer deutlichen Flucht nach vorne preschen. Dann wurde ich heftig vom Jagdfieber geschüttelt und zwei Zigaretten später machte ich mich auf den Weg zum Anschuss. Der Bock war nicht in Sichtweite verendet, aber ich war mir meines Schusses sicher, da ich recht ruhig und sauber abgekommen war. Am Anschuss lag Lungenschweiss und nach ca. 2 Metern begann eine deutliche Schweißfährte in Richtung eines Rapsschlages das am Rande des Wildackers stand. Nach weiteren 10 Metern stand ich vor meinem ersten Bock. Ich erwischte mich dabei wie mir ein paar Tränen in die Augen stiegen, besonders weil ich meinen ersten Bock mit dem Drilling(8x57 IRS) meines längst verstorbenen Opas erlegen konnte. Nach einer kurzen Totenwacht verständigte ich meinen Vater, der in der Nacht zuvor das Glück hatte einen Überläuferkeiler zu erlegen, meinen Bock und mich zu bergen. Die Freude war groß und ich freu mich auch schon auf die nächste Tour hinunter in unser herrliches Revier, mit der fantastischen Landschaft und unserer urigen Jagdhütte.

Ich verbleibe mit Waidmannsheil

Prof. Hunter
 
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23 Apr 2001
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Julius alter Kamerad,
deine Geschichte ist echt gut!Die Geschichte meines ersten Bockes werde ich bei Gelegenheit auch mal hineinsetzen!Genau wie Dir ging es mir auch bei meinem ersten Bock!Aber hierzu später...
Wir sehen uns in den nächsten Tagen und Waidmannsheil und Gruß an die Eltern
 
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11 Jun 2001
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Morgen,
wie sich doch die Ereignisse gleichen.

Ich saß in einem schönen Revier in Nordhessen auf meinen ersten Bock an. Natürlich kamen mir in der beginnenden Dämmerung nur Ricken zur Ansicht. Doch plötzlich, was war das, da stand er: Ein Bock mit Sechergehörn !! Und los ging es mit dem Jagdfieber. Also erst einmal beruhigen, Augen vom Bock und auf den Kanzelboden schauen dabei tief durchatmen. OK jetzt wieder den Bock anschauen die Waffe (R 93, 30-06) hoch und mit 12-facher Vergrößerung ansprechen. Ja der ist richtig (Jagdfieber macht sich langsam wieder bemerkbar), denke 3-4 jährig. Also das Absehen aufs Blatt und ... Mist, das Jagdfieber ist wieder da, so ist ein sicherer Schuß unmöglich. Als wieder die Augen vom Bock und durchatmen. So jetzt oder nie denke ich und wiederum das 4-er Absehen aufs Blatt. Der Schuß bricht !! Was macht der Bock? Er springt ab und geht in rasender Flucht in die 20 Meter entfernet Dickung ab. Oh Gott durchfährt es mich, was hast du bloß gemacht, wo hast du bloß hingehalten. (Bei den Gedanken an dieses Erlebnis durchzuckt es mich jetzt noch beim Schreiben dieser Zeilen) Jetzt erst mal ruhig bleiben und eine Zigarette rauchen. Dann noch eine. Nach ca. 15 Minuten verlasse ich den Sitz und gehe zum Anschuß (ca. 140 Schritt). Nach kurzer Suche finde ich den erhofften Schweiß. -Gott sei Dank- Nur, wo ist der Bock? Jetzt bloß nichts falsch machen und die Schweißfährte ruinieren. Also das Handy raus und unseren Jagdaufseher angerufen. Nach kurzer Schilderung der Ereignisse beruhigt er mich kurz und macht sich mit seinem Hund auf den Weg. Ich renne wärend dieser Zeit einen kleinen Hexenring in den Boden. Nach 10 Minuten ist der ersehnte Jagdaufseher mit Hund und Schweißriemen endlich da. Nach kurzer Beurteilung des Anschusses steht fest: Weit kann er nicht sein. Und tatsächlich, nach 40 Meter Suche liegt der Bock vor mir. Kammerschuß!! Mir fällt ein ganzes Gebirge vom Herzen. Stolz lasse ich mir den mit reichlich Schweiß benetzten Bruch überreichen. Unserer Jagdaufseher beglückwünscht mich und ich beginne den Bock aufzubrechen. Nach dem Abtransport in unsere Jagdhütte wir er von allen Anwesenden erst einmal begutachtet (meine Altersschätzung schien in Ordnung zu sein) und dann gewogen. 22 kg !!! Keiner kann es glauben und alle bestätigen: Soviel Weidmannsheil kann nur ein Jungjäger haben.
Ich werde diesen Ansitz wohl nie vergessen.

Weidmannsheil,
Elch
 
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Waidmansheil Elch!

Ja, der 1. Bock wird einem immer Unvergesslich bleiben. Insbesondere diese hin und hergerissen werden > War das Richtig, musste das sein?--Hast´e toll gemacht< ist meines erachtens für unsere eigenes Gleichgewicht sehr wichtig, müssen wir doch den Tot eines Lebewesens erstmal vor uns selber(und dem Schöpfer) Verantworten.

Auch ich Denke immer wieder an meinen 1. Bock zurück, insbesonders die dabei empfundenen Gefühle, abert auch die ertfahrene Anertkennung duch die Mitjäger welche unsere Regungen sehr genau kennen und Verstehen.

Gruss
Bernhard
 

Jan

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Bei meinem ersten Bock war das alles ganz anders.
Einige Tage vor dem besagten Ereignis, waren mein Vater und ich in unserer kleinen Eigenjagd um unsere Leitern und Kanzel zu säubern. Es war so ca 12.30 Uhr als wir uns auf den Weg zu Feldholzinsel machten, die eigentlich jedes Jahr für einen Bock gut ist.
Wir schritten den ca. 350m langen Weg durch das Kartoffelfeld mit linksseitigem Getreideacker in ruhe ab, doch etwa 50m vor unserer Leiter, die wie ich finde eine der schönsten Reviereinrichtungen in unserem Revier ist, blieb mein Vater stehen und meinte zu mir ich solle mal schauen was da vorne steht. Es war ein Jährlingsbock, unzwar ein goldrichtiger Abschussbock!
Ich brauchte, genau, wie mein Vater nicht lange zuüberlegen, dass jener Bock perfekt für einen frisch gebackenen Jungjäger wie mich geeignet war.
Also galten folglich die nächsten Ansitze genau diesem Bock an der Feldholzinsel.

So spannend und gleichzeitg erholsam hätte ich mir die Jagd nie vorstellen können, jedes Knacken, jedes Rascheln im Gebüsch könnte der ersehnte Bock sein. Und gleich beim ersten Ansitz kam er in Anblick, etwa 15m vormir war er durch das Gestrüpp ausgetreten und äste fröhlich munter an der Feldkante, dabei zeigte er mir jedoch stets seinen Allerwertesten, was mich zu dem Zeitpunkt nicht sehr erfreute, der junge Bock stellte sich nämlich nicht einmal breit sondern zog fröhlich weiteräsend von mir weg, bis er hinter einem großen Fichtenzweig verschwand. Tja das wars dann wohl, abwarten und Teetrinken bis zum nächsten Ansitz, der auch wenig später folgte! Auch beim zweiten mal bekam man den jungen Kerl in Anblick, diesemal sogar nur 5 bis 10m vor mir. Jedoch sollte ich auch diesemal nicht zum Schuss kommen, da er sich nur soweit heraus wagte, dass man gerade mal sein Haupt erkennen konnte, dann ließ er sich nieder, wiederkäute genüßlich seine Äsung und betrachtete fröhlich die Landschaft, bis er dann nach 15 Minuten auf der Schale kehrt machte und sich wieder in seine Deckung aufmachte.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich dann langsam wirklich das Gefühl, dieser Bock machte sich über mich lustig.
Doch an Aufgeben war nicht zu denken, ich dachte mir einfach, irgendwann würde ich auch mal am längeren Hebel sitzen.
Also auf zum dritten Ansitz! Dieses mal verhielt ich mich so aufmerksam wie nie zuvor und plötzlich konnte ich den jungen Kerl, links von mir, zwischen den Bäumen erspähen. Als er beim langsamen Ziehen für kurze Zeit sein Haupt frei gab, konnte ich ihn dann als richtig ansprechen! Folglich entsicherte ich die 30-06 und ging schon mal in den Voranschlag, dass Einstechen wollte ich mir diesesmal sparen, da ich wirklich keine Lust mehr hatte, die ganze Prozedur des Entstechens auch noch ein drittesmal wegen diesem Bock durchzuführen!
Als er dann beim letzten, ihn noch verdeckenden Baum angekommen war, verharrte er nur kurz um dann im zügigen Trab, so kam es mir zumindest vor, den etwa 10m langen Weg bis zur Getreidekannte zurückzulegen. Doch schon in diesem Moment hatte ich mich bereits an seinem Blatt mit 4-facher Vergrößerung festgesaugt und drückte den Schuss mit dem trockenstehenden Flintenabzug raus. Die Zeit bis es endlich knallte kam mir vor wie eine Ewigkeit, da ich zuvor immer nur mit Stecher geschossen hatte.
Jedenfalls haute es den Bock, sozusagen aus den Latschen, er drehte sich einmal um die eigene Achse und brach dann an Ort und Stelle zusammen.
Vor Freude und Erleichterung, dass alles so gut gelaufen war, konnte ich mir dann auch ein kleines aber lautes "Ja!" nicht verkneifen.
Nachdem Abbaumen überreichte mir mein stolzer Vater, der sich bestimmt genau so freute wie ich, den ersten Schützenbruch und danach mussten wir diesen ersten Jagderfolg natürlich auch noch mit einem Foto für die Ewigkeit festhalten.

Ich habe meine Entscheidung Jäger geworden zu sein immer als wahrre Bereicherung für mein Leben gesehen und hoffe, dass wir alle auch in ferner Zukunft noch immer Jagen dürfen und können.

Waidmannsheil auf allen Wegen
Jan
 

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