Die Vergleiche mit selbstgeb(r)autem Stoff sind nicht vergleichbar.
Nitro-Pulver brennt um so schneller, je höher der Druck ist; das ist bei Schwarzpulver, Streichholzköpfen, etc. nicht so.
Bei Patronen für Bolzensetzgeräte und Randzündern ist das ebenfalls etwas anders.
Im DWJ war vor Jahren mal folgender Fall beschrieben:
Sportschütze schießt Pistole (9mm Para, glaub ich war's).
Klick
Nach (zu) kurzer Zeit Patrone rausrepetiert, in der Hand gehalten und kritisch betrachtet.
Nach einiger Zeit zündet die Patrone, das Geschoß wird rausgedrückt und des Schützen Hand kräftig verbrannt.
Die Nachfolgende Untersuchung der Überreste ergab folgendes:
Gefundene Chitin- und Flügelreste lassen nur den Schluß zu, daß während der Produktion ein Insekt in die Hülse geraten war und dessen Körperflüssigkeit das Treibladungspulver so stark phlegmatisiert hatte, daß die Patrone erst nach längerer Zeit zündete.
Ebenfalls interessant waren folgende Untersuchungen der DEVA:
Jäger kommt vom Winteransitz, hängt Lodenmantel an die Garderobe und hört nach einiger Zeit einen Knall.
Im Flur findet er ein Loch im Lodenmantel und eine explodierte Patrone.
Die Patrone hatte er zusammen mit einem Taschenöfchen in der Manteltasche.
Der Vorfall konnte (nach meiner Erinnerung) von der DEVA nachvollzogen werden.
Jäger kommt vom Ansitz, bricht am Auto seinen Drilling und "kippt" die Patronen in seine Hand.
Die Büchsenpatrone fällt auf den Split auf dem Waldweg und zündet.
Der Jäger wird von Hülsensplittern an den Beinen verletzt.
Zur Reproduktion wurde von der DEVA eine Holzkiste gebaut, in deren Deckel ein längeres Rohr für einen definierten Fall der Patrone eingebaut war.
Im Kistenboden schaute eine Nagelspitze raus.
Nach mehreren Fallversuchen zündete die Patrone. Hülsensplitter drangen in die Kistenwände ein.
Damals beim Bund:
Irgendein Depp wirft eine Manöverpatrone (für Ungediente: Platzpatrone, Hülsenboden aus Metall, Hülsenkörper und Geschoßnachbildung (mit Sollbruchstellen) aus Kunststoff gespritzt) ins Feuer.
Kurz danach ein pfeifendes Zischen und Aufschrei eines der Umstehenden.
Der Hülsenboden war mit hoher Geschwindigkeit aus der Patrone geflogen und hatte den Soldaten im Gesicht getroffen.
Außer dem Schrecken und einem roten Fleck mit Rußrand ist ihm glücklicherweise nichts passiert.
Auch das ist nicht ganz vergleichbar, da in diesen Patronen sehr offensives Pulver verwendet wird und die Kunststoffpatrone durch das Feuer natürlich weich wird.
Damals bei der Jungjägerausbildung:
Schrotschießen (Kipphase) im Winter. Einer schießt, 20 warten. Es ist A....kalt.
Meist wurde ein Feuerchen aus den Patronenschachteln und aufgelesenem Holz angemacht.
Schießausbilder kommt mit einer Patrone in der Hand: "Was passiert, wenn ich die ins Feuer werfe?"
Alles will in Deckung gehen.
Schießausbilder: "Ihr Deppen, was habe ich Euch erzählt? Nitropulver braucht hohen Gasdruck!"
Spricht's und wirft eine Schrotpatrone ins Feuer.
Nach kurzer Zeit Zischen - Stichflamme - Das war Alles.
Die Ausbildungsmethoden waren damals (1980) halt noch nicht ganz so "pädagogisch"
Außerdem hatte er seine Waffenausbildung noch an der Ostfront erhalten.
WaiHei