Jagd und die Außenwirkung

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Landi109

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Zu meiner Person: Ich bin Jagdscheininhaber, über aber derzeit die Jagd nicht aktiv aus. Vor kurzem bin ich in ein neues Bundesland gezogen, habe hier noch keine Kontakte knüpfen können und derzeit meine Prioritäten in anderen Bereichen gesetzt.

Heute bin ich nun mit meiner Frau und unserem Hund spazieren gegangen. Wir wohnen sehr ländlich. Es war gegen 15 Uhr. Auf einem Feldweg stand ein Geländewagen neben einem Hochsitz. Wir haben uns nichts dabei gedacht und sind an diesem Fahrzeug vorbei gegangen. Der Hund war angeleint. Im Hochsitz sitzt ein Jäger, als wir in Sichtweite kommen schüttelt er schon den Kopf. Als wir in Hörweite waren Grüße ich freundlich mit Waidmanns Heil.
Er fragt ob wir hier spazieren gehen müssen, wir sehen ja, dass hier ein Fahrzeug steht und er auf dem Hochsitz ansitzt, außerdem hat er uns gewuncken (haben wir nicht gesehen). Er war nicht unhöflich, jedoch bestimmt und hat uns nicht gebeten den Feldweg nicht zu benutzen, sondern uns aufgefordert diesen nicht zu nutzen. Als Begründung nannte er, dass wir mit unserem Hund das Wild verscheuchen würden und er umsonst ansitzt.
Nungut, ich bin nicht auf lange Diskussionen aus und bin einen anderen Feldweg gegangen. Er hat trotzdem nichts geschossen. Es hat sich (dem Nummernschild nach zu urteilen) um einen Jagdgast von weiter weg gehandelt.

Ich muss sagen, dieser Vorfall hat mich geärgert. Es wundert mich nicht, dass die Jäger in der Gesellschaft teilweise verrufen sind. Mir ist es auch schon vorgekommen, dass ich bei der Ansitz auf Rotwild von Spaziergängern gestört wurde, die der Meinung waren eine Lautstarke Diskussion in der Dämmerung führen zu müssen. Sicherlich ist das ärgerlich. Aber haben wir als Jäger mehr rechte als unsere Mitbürger? Bzw. in meinem Fall als Anwohner? Mit welchen Recht kann ein Jäger (ohne das Gefahr besteht) einen Feldweg für Privatpersonen sperren?
Wäre ich nicht selbst Jäger gewesen, so wären spätestens jetzt die Jäger für mich gestorben. Dies war die schlechteste Öffentlichkeitsarbeit, die man als Jäger machen kann.
 

MOA

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Hallo!
Wo genau ist jetzt das Problem, wenn man einfach einen anderen Feldweg zum spazieren benützt? Soll Leute geben die machen das von sich aus, wenn sie sehen dass da wer am Hochsitz sitzt.
 
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Rückichtnahme ist anscheinend nicht jedem gegeben.
 
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Landi109

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Richtig, ich habe aber nicht gesehen, dass der Jäger auf dem Hochsitz sitz, sondern nur ein Auto auf einem Feldweg.

Kann er einfach von mir verlangen, den Feldweg nicht mehr zu nutzen? Ich finde es schon anmaßend. Davon abgesehen, dass es sich um einen asphaltierten größeren Feldweg handelt, der nicht an einer Dickung vorbei führt. Letztendlich ist es aus meiner Sicht jagdlich nicht erheblich gewesen, ob wir dort spazieren oder nicht. Aber was bewirken wir bei den Anwohnern mit solchen Anforderungen? Wenn er mich einfach höflich gefragt hätte, ob es mir keine Umstände bereiten würde einen anderen Feldweg zu nehmen: Kein Problem. Aber er hat diesen Feldweg "gesperrt" und seine Interessen über die der Anwohner gesetzt.
 
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Es wundert mich, dass Du Dich als Jäger über den Vorfall geärgert hast. Natürlich kann Dir niemand verbieten, mit Frau und Hund einen Feldweg entlang zu spazieren. Wie Du schreibst, hattet Ihr den Jäger auf dem Ansitz ja aber schon von weitem gesehen. Trotzdem seid Ihr weiter gegangen und habt den Jäger dann sogar noch laut angesprochen und in ein Gespräch verwickelt. Dass dies eine Störung für den Ansitz war, dürfte doch klar sein.

Ich selbst akzeptiere und respektiere es, wenn Menschen mit ihrem Hund unter meinem Hochsitz vorbei spazieren. Ich spreche sie auch nicht an oder verbiete ihnen gar ihren Spaziergang. Ein höfliches Kopfnicken ist da normalerweise ausreichend. Allerdings habe ich denselben Respekt bisher auch immer von den Spaziergängern erfahren. So spazieren die Leute bei uns normalerweise erst gar nicht weiter in Richtung Ansitz, wenn sie das Auto des Jägers oder denselben auf dem Hochsitz sehen. Erst Recht habe ich noch nicht erlebt, dass ein Spaziergänger mich laut angesprochen hat, weil die Leute hier in der Provinz wissen, dass solche Störungen dem Ansitz nicht zuträglich sind. Als Spaziergänger verhalte ich mich selbst übrigens genauso.

Jäger opfern ihre Zeit und ihr Geld für eine wichtige Aufgabe des Gemeinwohls. Bewusste Störungen sollten daher im Sinne eines friedlichen Miteinanders vermieden werden. Der Jäger hat sich bestimmt auch über Euch geärgert. Meines Erachtens nicht ganz zu Unrecht.

Das ist aber nur meine persönliche Meinung.
 
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Die spannende Frage ist doch eher die:

Was würde eine derart "verscheuchte" Nordic-Walking-Omi, oder eine Hund- und Kinderwagen-Mami anschliessend über die Jäger denken?

Aber ich war nicht dabei & kann es nicht genau beurteilen, denn der Ton macht bei sowas ja die Musik.
 
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Landi109

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Das Anliegen des Jägers ist völlig Korrekt. Wir haben nicht gesehen, dass ein Jäger in dem Hochsitz ansitz (aus der Ferne). Lediglich das Fahrzeug. Der Hochsitz ist übrigens sehr niedrig (ca. 2.5m), da er auf einem Grad/an einem Abhang steht. Den Jäger sprach ich an, da er offensichtlich mit uns den Kontakt suchte (Kopfschütteln, Blickkontakt).
Mir missfällt die Art und Weise wie er sein Anliegen uns gegenüber vorgebracht hat. Mich wundert es auf jeden Fall nicht, wenn es Personen gibt, die nicht (mehr) sehr gut auf Jäger zu sprechen sind.

Gut, ich hätte sicherlich von einem Geländewagen auf einem Feldweg gleich auf einem Jäger im Hochsitz schließen müssen. Aber das kann man nicht von jedem Erwarten.
Hätte ich in dem Hochsitz gesessen, hätte ich wahrscheinlich A gar nichts gesagt (da aus meiner Sicht jagdlich irrelevant) oder B freundlich darauf hingewiesen, dass ich die Jagd ausübe und GEFRAGT ob es möglich ist, einen anderen Feldweg zu nutzen.

@Special Agent: Wirst schon recht haben. Er hat sich wahrscheinlich genauso geärgert wie wir uns.
 
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Landi109

O. K., dann sind wir uns einig. Ist dumm gelaufen und der Jäger hat sich scheinbar im Ton vergriffen. Beide Seiten sollten sowas vermeiden und die Interessen des anderen respektieren. Dann macht Spazierengehen und Jagen auch Spaß und keiner muss sich ärgern.
 
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Landi109

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Aber was bleibt?
rheingold schrieb:
Was würde eine derart "verscheuchte" Nordic-Walking-Omi, oder eine Hund- und Kinderwagen-Mami anschliessend über die Jäger denken?
Für jemanden, der Verständnis für die Jagd hat besteht kein Problem. Für alle anderen bleibt ein bitterer Beigeschmack. Daher sollten wir als Jäger, gerade weil wir eine "wichtige Aufgabe für das Gemeinwohl" ausüben darauf achten, wie wir auf unsere Mitmenschen wirken.
 
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Da bin ich ganz bei Dir. Und Nordic- Walking- Omis, Kinderwagen- Mamis, Spaziergänger und sonstige Leute sollten ihrerseits Rücksicht auf die Jäger nehmen. Sonst bleibt bei denen ein bitterer Beigeschmack mit schlechter Außenwirkung. :26:
 
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Special Agent schrieb:
Jäger opfern ihre Zeit und ihr Geld für eine wichtige Aufgabe des Gemeinwohls.

Glaubst du wirklich, das nimmt dir jemand ab, der mit Jagd keine Berührungspunkte hat?

Wenn der betreffende Jäger statt aus Freude an der Jagd diese Opfer an Zeit und Geld gebracht hat, hätte er doch froh sein sollen, dass ihn Spaziergänger des weiteren Ausharrens entheben. :18:

Im Ernst: so einen verlogenen Mist kann ich nicht ab. Warum könnt ihr nicht einfach zugeben, dass Jagd riesig Freude macht und deshalb dafür gezahlt wird und Zeit dafür freigeschaufelt wird?

Teddy
 
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@checkinthedark

Sollte ich so verstanden worden sein, dass Jagd keine Freude macht, möchte ich das in aller Deutlichkeit klarstellen: Natürlich würden wir Jäger keine zeitlichen und finanziellen Opfer erbringen, wenn wir daran keine Freude hätten. Warum eine wichtige Aufgabe des Gemeinwohls aber keinen Spaß machen sollte oder darf, kann ich nicht nachvollziehen. Ich sehe auch nichts Verlogenes daran, eine wichtige Aufgabe mit Spaß auszüben. Sofern Du etwas Sinnvolles und Wichtiges für die Allgemeinheit tust, wirst Du Dich wohl auch nicht dazu quälen müssen, oder?
 
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Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
Waidmanns Heil @Landi109 (Jägergruß.. kennst wahrscheinlich auch nicht?)
Landi109 schrieb:
....

Im Hochsitz sitzt ein Jäger, als wir in Sichtweite kommen schüttelt er schon den Kopf. Als wir in Hörweite waren Grüße ich freundlich mit Waidmanns Heil.
......
also ich drehe um und nehme einen anderen Weg, wenn ich an einen offensichtlich besetzten Hochsitz komme.
Da sitzt ja jemand nicht aus Langeweile oben (denke ich mir halt mal so, als Jagderlaubnisscheininhaber) :21:

Das sollte somit einem, grad wenn er von sich selbst behauptet er wäre Jäger ( :14: ), schon eine Selbstverständlichkeit sein.


Ich erfreue mich nach 65Km Anfahrt ins Revierr auch stets, wenn mir Reiter, Spaziergänger, Hund mit Mann, Mann oder Frau ohne Hund usw. den Ansitz "versauen"...

Aber mich würdest Du auf meinem Hochsitz wahrscheinlich gar nicht wahr nehmen.

So etwas sitzt man aus... Dein Verhalten und diesen Thread finde ich jedoch nicht so prickelnd.
 
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Special Agent schrieb:
@checkinthedark

Sollte ich so verstanden worden sein, dass Jagd keine Freude macht, möchte ich das in aller Deutlichkeit klarstellen: Natürlich würden wir Jäger keine zeitlichen und finanziellen Opfer erbringen, wenn wir daran keine Freude hätten. Warum eine wichtige Aufgabe des Gemeinwohls aber keinen Spaß machen sollte oder darf, kann ich nicht nachvollziehen. Ich sehe auch nichts Verlogenes daran, eine wichtige Aufgabe mit Spaß auszüben. Sofern Du etwas Sinnvolles und Wichtiges für die Allgemeinheit tust, wirst Du Dich wohl auch nicht dazu quälen müssen, oder?

Die Wertung "verlogen" bezog sich darauf, dass du allein mit dem von mir Zitieren in Bezug auf jagdferne Dritte argumentiert hast, auf nicht anderes. Man kann denen gegenüber Jagd so darstellen, es ist aber weder hilfreich noch glaubhaft. Niemand bezahlt dafür, sich quälen zu müssen, wenn es ihm nicht doch irgendwie Spass machen würde.

Teddy
 

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