Insektenschwund...

mzg

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Da heute auf den Feldern sehr intensiv gearbeitet und gespritzt wird, und Mischbetriebe mit Wiesen zwischen den Äckern aussterben , braucht man nunmal heute breitere Säume dazwischen, als Ausgleich.

Ein brachliegender Saum, der evtl. einmal im Jahr gemulcht wird, kann aber weder eine Wiese noch eine Ruderalbrache simulieren.
 
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Ein brachliegender Saum, der evtl. einmal im Jahr gemulcht wird, kann aber weder eine Wiese noch eine Ruderalbrache simulieren.


100 % Zustimmung :thumbup: Wenn du meine Beiträge kennst, spreche ich mich immer wieder gegen das Mulchen aus.

Wenn Mahd, dann möglichst Ende August. Sense oder Balkenmäher benutzen. Beim Mulchen werden Kleintiere , auch Insekten und Spinnen, zerschlagen. Und Auch mal Bereiche stehen lassen.

An manchen Bereichen Mahdgut abräumen, um auszumagern. ( Simuliert auch die Megaherbivoren aus der Steppe, s.o. ) Mahdgut mind. Einen Tag liegen lassen, damit Insekten rauswandern können.
An einigen Stellen nicht mähen, weil Stauden und Altgras wichtig zum Überwintern von Insekten sind und als Deckung fürs Wild. Gibt es auch in der Steppe. Z.B. Dort, wo im ersten Jahr frische Kotstellen sind, und die Megaherbivoren nicht grasen. Dort geht die Vegetation unbeweidet als Stauden und Altgras über den Winter. Kennt man heute von Geilstellen auf Kuhweiden. Wo der Kuhhaufen liegt , entstehen zunächst unbeweidete Horste.
Auch mal nährstoffreiche Stellen mit Brennessel und anderen Nährstoffzeigern erhalten. Die sind auch wichtig für manche Insekten und andere Tiere. Das simuliert ebenfalls die Steppe, mit den Nährstoffgradienten s.o..

Das alles hat der Mensch jahrhundertelang unfreiwillig in der " Kultursteppe " aus Agraroffenland kleinräumig geschaffen.
 
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Das sehe ich in der Tat anders. Diese Wiesen sind weit von ihrem natürlichen Ertragspotential entfernt.

Natürlich sind solche Wiesen von ihrem Ertragspotential entfernt. Aber in der Natur gibt es nunmal Nährstoffgradienten. Erst der Mensch möchte auf " ganzer Fläche" das Maximum heraus holen, und düngt auf.
In der Steppe gibt es magere Bereiche. Durch die Magerkeit ist die Artenzahl an Kräutern extrem hoch ( hoher Artenertrag). An nährstoffhotspots schiesst das Grünzeug , aber wenig Arten . ( Zuwachsertragspotential extrem hoch , Artenertrag arm.) und es gibt Übergänge . Die Mischung macht es.

Ja, in der Steppe ist das Mosaik sicher nicht so abgegrenzt. Durch das kleinere Mosaik durch den Menschen nahm die Zahl mancher Niederwildarten sogar zu, im Vergleich zur Steppe, z. B. rebhühner. Da durch mehr Mosaik auf engem Raum mehr Nischen da waren.
 
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Moin

Noch ein anderes Argument für Weidehaltung wie ich finde , unabhängig von Nährstoffgradienten und Magerrasen.

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Natürlich kann ich jetzt keine Aussage zum ökologischen Wert der im Kuhfladen fressenden und sich vermehrenden Insekten sagen , da hätte ich etwas anderes lernen müssen , aber besser als nichts wie ich finde.
Achja , das Bild ist vom 12. Mai , und wenn ich mich recht entsinne , kann der Kuhfladen nur vom 22.04 bis zum 27.04
entstanden sein , danach waren die Kühe erstmal auf einer anderen Weide.

Achja , unsere Kühe wurden da auch noch gegen Endo- und Ektoparasiten behandelt , zumindest einige Insekten kommen damit klar.

Zur Beweidung , unabhängig davon, das wir mittlerweile ökologisch produzieren , Kühe gehören raus!
Die angeblich entstehenden Umweltschäden durch ineffiziente Fütterung kann ich nicht bewerten , wieder das falsche gelernt.
Was ich aber sehe sind die Kiebitze , die auf den Weideflächen noch die letzten seltenen Bruterfolge erzielen. Blieben die Kühe ganzjährig im Stall , würden die Flächen gemäht. Und zwar ca Mitte Mai , Ende Juni , Anfang August , Mitte/Ende September.
Schlecht für Kiebitz , Hase und Co.

Die Beweidung beginnt Ende April mit ca 10-15 ha , aufgeteilt zu je ca vier ha , die wechselnd beweidet werden , ca. alle vier Tage eine andere Fläche.
Jedes Mal Gras mähen kommen einige Flächen hinzu , bis am Ende vom Herbst ca. 50 ha beweidet werden , das mit 80-100 Kühen.



Waidmannsheil

Meetschloot
 
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Es gibt mittlerweile wissenschaftliche Untersuchungen dazu, dass sich wohl " weniger Insekten" in einem Kuhfladen entwickeln, wenn Entwurmungsmittel drin sind, weil es die Entwicklung hemmt. ( Nicht "keine" Insekten ) (Tante google hilft). Auch in dem behandelten Kuhfladen entwickeln sich noch welche. Das sind auch meine Beobachtungen. Außerdem ist ja nach einiger Zeit das Entwurmungsmittel raus aus dem Körper.

Der Kuhfladen ist ein kleines System für sich. Es folgen verschiedene Besiedlungsstadien nacheinander. Erst kommen Insekten, die den frischen Mist durchbohren, wie diverse Fliegen. es folgen Mistkäfer usw. ich verlinke mal einen Ausschnitt aus einer Doku. Ganz am Ende im fast verrotteten Fladen finden sich Regenwürmer gerne drunter. (Brechen die Sauen dann auch gerne unter den Fladen .)


http://www.umweltbuero-lichtenberg.de/umweltbewusst/archiv/artenschutz/160-artenvielfalt-weide.html

Zitat: "...Sie stellte fest, dass Kuhfladen von Öko-Betrieben und Naturschutzflächen doppelt so viel Insekten enthalten wie konventionelle Kuhfladen"

Topagrar.com - Lesen Sie mehr auf: https://www.topagrar.com/archiv/Koestlicher-Kuhfladen-561770.html


Zitat: " Bisherige
Untersuchungen haben gezeigt, dass Antiparasitika die verschiedenen Dungarthropoden unterschiedlich stark schä-
digen und dass dies z. B. von der Wirkstoffkonzentration im Kot, von der Ontogenese und der Jahreszeit abhängig ist.
Der Einfluss auf Artenreichtum und Abundanz hängt auch von der Verfügbarkeit wirkstofffreien Dungs als Ausweich-habitat ab. Anthelminthika haben bislang unberechnete
Kosten für die Umwelt. Zu den Risikominimierungsmaß-
nahmen gehören: unnötige Behandlungen das ganze Jahr
über zu vermeiden, während der Vermehrungszeit der Insekten ökologisch sichere Wirkstoffe anzuwenden und Avermectin- und Pyrethroid-behandelte Tiere zeitweise aufzustallen.

http://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn058935.pdf


 
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Die Sendung hat leider etwas an der Oberfläche gekratzt. bspw. kamen die Additiva nicht zur Sprache. Hab aber auch erst 20 Minuten später eingeschaltet.



Die hätten da besser mal mich und den wernerzwo reingesetzt, dann wäre die Post abgegangen , :bye:und die Einschaltquoten hoch . :cheers:
 
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:thumbup::thumbup::thumbup:

Entschuldigt, dass ich nochmal meinen Senf dazu gebe. Ich finde das Ganze nunmal wahnsinnig spannend, und habe auch sonst keine weiteren Freuden in meinem Leben.

Beetlebanks:


- Hier haben Ameisenkolonien viele Jahre im Boden ihre Ruhe

- 70 % der Wildbienen bauen Nester am Boden. Auch diese haben hier ihre Ruhe , wenn ringsum fleißig geackert wird.

- Käferlarven, die ein bis mehrere Jahre im und am Boden für ihre Entwicklung brauchen, haben ebenfalls ihre Ruhe ( Maikäfer, Weichkäfer, Junikäfer usw. )

- Wiesenschnakenlarven haben ihre Ruhe im Boden.

- Bodenspinnen und Webspinnen des Offenlades haben ihre Ruhe. Sie können ungestört ihre Netze bauen und sich am Boden verkriechen.

- Spinnen und Insekten können ungestört im Boden und in den Grashorsten überwintern.

In Gebieten mit Intensivackerbau mangelt es heute "auch und gerade " an solchen ungestörten Bereichen. Früher waren es die Weg- und Feldsäume , sowie die Heuwiesen und Weideflächen fürs Vieh mit ungestörtem Boden. Heute dominiert in Intensivackerbaugebieten der mindestens einmal im Jahr bearbeitete Boden.
 
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Moin

Was das Problem ist , zumindest das gefühlte , wenn man auch einfach als Landwirt irgendetwas anlegt was „Natur“ ermöglicht , einfach weil man es möchte , schön findet und denkt , für dieses kleine Biotop verzichte ich dann mal auf ein paar Euros ; dann spielt im Hinterkopf wieder der Gedanke mit , vielleicht lasse ich das lieber , nicht dass das aktenkundig wird und mich in zehn Jahren bei irgendwas hindert.
Das geht hier natürlich auch um die Prämienzahlungen. Wenn ein Landschaftselement auf einem Stück Land ist , Teich , Kuhle , großer Baum , Hegebusch. Dann ist spätestens nach den Satellitenbildern die gemacht werden eingezeichnet , da ist das und das. Wenn man dieses Element nun entfernen möchte , beispielsweise , die Kuhle hinter dem Stall muss wegen Anbau dicht , dann gibt das gleich wieder Schwierigkeiten , Aufwand und Verpflichtungen auf gleichwertigen Ersatz plus noch etwas mehr.

Also lasse ich als Landwirt sowas lieber , nicht das irgendein offizieller oder inoffizieller Kontrolleur ein Biotop , ein geschütztes Lebewesen oder so findet , das offiziell wird und mir dann mein Willen was schönes zu erschaffen vor die Füße fällt.

Sei es weil ich im Bauen eingeschränkt bin oder die Fläche nicht mehr voll nutzen kann etc.


Das alles führt natürlich auch zu Erscheinungen , das einige Ecken gar nicht erst verwildern dürfen, da sich sonst ja etwas schützenswertes ansiedeln könnte. Also lieber mulchen oder mähen.
Natürlich kann man jetzt sagen , die bösen Landwirte , kein Wunder das Naturschutz nicht klappt wenn die so agieren. Man sollte aber auch bedenken dass die dahin gezwungen werden , ohne GAP Prämien machen nur wenige Gewinn , diese gibts aber natürlich nur mit Auflagen.


Waidmannsheil

Meetschloot
 
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Und das ist doch genau der Punkt:

Artenvielfalt
im Offenland lässt sich nur erreichen, wenn Politik, Landwirtschaft und Jägerschaft eng zusammenarbeiten“

Anders wird m.E. nach kein Schuh draus. Ich sehe diese "beetlebanks" (wieso haben wir keine eigenen deutschen Begriff dafür?) als eine Neu-Installation der früher durch Flurbereinigung eliminierten Heckenstreifen (auch wenn es sich derzeit noch "nur" um einen Grasstreifen handelt. Über kurz oder lang wird sich die Natur diesen Grasstreifen holen wollen und es werden eben nicht nur Gräser darauf wachsen... Die Frage ist, was geschieht dann mit diesen tollen beetlebanks? ....



 
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Moin,

Es gibt einen deutschen Begriff für diese Beetlebank,

nämlich "unbefestigter Feldweg" , " Feldsaum" , "Heckensaum", "Weide mit wenig Kuhbestand zur Weidezeit" , " spät gemähte Heuwiese" ;) .Und diese Namen sind schon jahrhunderte alt. Jemand hat sie in England nur neu benannt. Aber nichts anderes sind im Prinzip "Beetlebanks" .

Alle paar Jahre oder jedes Jahr kann man diese "Beetlebanks " in Abschnitten schonend und spät mähen. Wichtig sind halt genügend lange Abschnitte im lokal vorhandenen Gesamtlandschaftsbild, die über ungemäht über den Winter gehen, als Deckung fürs Wild und als Unterschlupf für Spinnen und Insekten. In den Altgrashorsten überwintern viele Arten nämlich, als Insekt, Larve, Puppe oder Ei. :cheers:
 
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Ganz großer Bockmist ist dann natürlich eine solche Aktion wie diese hier, die dann auch noch mit 65.000 Euro aus dem Förderpott der EU mitfinanziert wird:

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis...rtensien-fuer-Lengerich-Park-nimmt-Gestalt-an

Da ist zwar von einer Steigerung der Attraktivität einer Wiese in der Nachbarschaft des künftigen Hortensienparks die Rede, aber gehen wir mal davon aus, dass nur wenige wirklich alte Sorten Hortensien im Park selbst gepflanzt werden, die Bienen, Schwebfliegen, Hummeln und Tagfaltern zugute kommen.

Verpflichtend wäre für solche vom Steuerzahler geförderten Projekte, dass 100 Prozent der Anpflanzung nützlich für die Insekten sind und nicht nur ein geringer Teil davon, der Hauptanteil aber aus Hortensienbüschen mit gefüllten Blüten besteht.
 

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