Hämatome und ihre Entstehung ... um sachdienliche Erklärung wird gebeten !

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Ja klar, erstens ändert sich die Dichte und Zusammensetzung des Lungengewebes, und zweitens ist das Zwerchfell (und damit der "Grünschussbereich") mal vorne und mal hinten.
 
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Beim Rehwild kann man Hämatome gut beobachten. (Häufigkeit 50%). Der Blutdruck ändert sich rhythmisch mit dem Herzschlag. Da ist die Geschoßwirkung natürlich unterschiedlich. Beweisen konnte man dies durch den Beschuss mit einer nicht deformierbaren Stahlrundkugel ohne Sekundärgeschosse und einer Vz ab 400 m/s. Beim Reh konnte außerdem ein super schneller Anstieg der Pulsfrequenz vor dem Fluchtentschluss gemessen werden. Der Druck ist auch nicht im ganzen Körper gleich sondern sinkt, je weiter vom Herz befindlich.
 
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Sehr interessant ist auch was damals Lutz Möller zusammengetragen hatte. Da dessen Homepage ja nicht unendlich lange halten wird, füge ich seinen Text mal hier ein

Hier den link dazu

Wie stirbt Wild?​

Kugelschüsse verletzen tödlich durch:

  1. Blutverlust, der die Sauerstoffversorge des Gehirnes abschneidet, somit den Hirntod hervorruft.
  2. Lungenzerstörung durch heftige Geschoßeinwirkung (Splitter) unterbricht Sauerstoffverssorgung. Beispiele:Lungenschuß auf Schmalreh, Rapsricke. Schlechtes Beispiel: Mangelhafter Lungenschuß auf Elch
  3. Erstickung durch zusammengefallenen Lungen bei geöffneten Brustkorb, i. e. Kammer, solche die Atmung verhindert, damit den Sauerstoff vom Gehirnes abschneidet, somit langsam das Hirn tötet.
  4. ZNS Treffer schädigen Zentralnervensystem wesentlich, indem Stammhirn oder oberes Rückenmark zerstört werden, so daß folglich weder willkürliche Muskeln noch unwillkürliche (vegetative) Körperfunktionen gesteuert werden z. B. mittels Hirnschuß, Trägerschuß. Wird dadurch der Brustkorb wird nicht mehr zu atmen angeregt, folgt Erstickung.
  5. Nervenerschütterung kann ggf. auf Umwegen töten. Wenn durch die Erschütterung Atemmuskulatur steuerndes Nervengewebe (in der Halswirbelsäule) lahmgelegt und die folgende Atemlähmung lange genug dauert um zu ersticken kann ein Wirbelsäulenstreifschuß auf den Träger (Halskrellschuß) gegebenenfalls auch töten. Siehe auch weiter unter bei Nervenwirkungenen. Besonders bei Kopf- oder Trägerschüssen ist das beabsichtigt!
  6. Herzrythmußtörung. Man kann zu gewissen Zeiten der Herztätigkeit durch gezielten Schlag auf den Sonnenfleck mittels Nervenerschütterung einen Sonderherzschlag auslösen, der die Herzrhythmußteuerung stört, das Herz ungeregelt flimmern läßt. Kammerflimmern = Herzfrequenz > 500/Min = keine effektive Auswurfleistung. Ein flimmerndes Herz pumpt nicht mehr, also stirbt das Hirn den Sauerstoffmangeltod (wie Erstickung).

Wie schnell stirbt Wild?​

Hirschherz.jpg

Wird das Herz, oder dessen zu- oder abführenden Gefäße zerstört, oder entscheidend geöffnet, verblutet das Tier mit der Zeit, jedenfalls nicht sofort. Stücke laufen ggf. noch, so z. B. ein vierjähriger 148 kg Hirsch mit Herztrefferetwa 100 m Fluchtstrecke, siehe rechts.

Der hydrovaskulare Schock, also der plötzliche Blutdruckabfall im Körper und besonders im Gehirn, setzt allerdings bereits vor dem Tod die Hirnfunktionen absteigend von den unwichtigen zu den wichtigen außer Kraft, indem die lebenswichtige Durchblutung versiegt. Besonders das Blut in den schwer zu durchpumpenden kleinen Gefäße stallt sofort. Weil die höheren Empfindungen zuerst nachlassen, ist solch Blutdruckabfallschock ebenfalls binnen kurzer Zeit, weit vor dem eigentlichen Hirntod, für das Opfer weitestgehend schmerzfrei. Die Schmerzdauer dürfte wenige Sekunden betragen.

Man darf sich in dieser Erkenntnis nicht von Körperbewegungen, wie zu schlegeln oder zu zucken, beirren lassen. Darin äußern sich unwillkürliche, niedere Lebensfunktionen die ohne bewußtes Empfinden erzeugt werden können (von Zwischen- und Stammhirn, und ggf. Rückenmark).

Von ZNS Treffern mittels Hirnschuß, Trägerschuß abgesehen, benötigt jedes Tier Zeit zu sterben. Vom Treffer über die Bewußt- und damit Willenlosigkeit bis zum Tod vergehen (bei guten Treffern) Sekunden bis (bei schlechten Treffern) Minuten, bei sehr schlechten Treffern, wie Weichschuß, Stunden.

Getroffene, beunruhigte Tiere können, wenn sie wollen, in der Zeit noch flüchten. Ob Sie denn wollen, bestimmen vorrangig die Entfernung zum Schützen und die Zielwahl und - je nach Schießfertigkeit - der sich ergebene Treffer. Daraus folgt je nach Geschwindigkeit des Tieres die Fluchtstrecke.

Blutverlust​

Jedes lebende Wirbeltier ist auf dauerhaften Kreislauf angewiesen. Kurzfristig am wichtigsten ist der Blutkreislaus zusammen mit der Atmung, mittelfristig auch die Leber, langfristig alles.
Herz-Lungen-Kreislauf
Die rechte Herzkammer pumpt zum Gaswechsel (C02 raus und O2 rein) Blut durch die Lungen. Die linkeHerzkammer pumpt Blut durch den Leib, auch das Hirn und die Augen. Die mit Druck beaufschlagten Adern (die Arterien) müssen bis einem erheblichen Druck bis zu 2 m Wassersäule, oder einem fünftel athmosphärischem Druck standhalten.

Wenn ein Wirbeltier viel Blut verliert, sinkt dadurch dessen Blutdruck. Dieser Druck ist aber erforderlich, um die Widerstände in den Adern zu überwinden, um alle zu versorgenden Teile zu erreichen. Den geringsten Speicher und die dünnsten Äderchen mit größtem Widerstand weist die Netzhaut in den Lichtern auf. Die jüngeren Hirnteile (Groß- und Zwischenhirn) benötigen viel Blut und weisen großen Widerstand auf.

Fallender Blutdruck äußert sich beim getroffenen Tier in einer bestimmten Reihenfolge von Ausfällen

  1. können schwer blutende Tiere nicht mehr äugen, weil die Netzhautdurchblutung ausgefallen ist. Flüchtende Tier werden blind, laufen gegen Hindernisse
  2. können schwer blutende Tier ihre jüngeren Hirnteile nicht mehr nutzen, weil die ausfallen. Die Kontrolle über das Gleichgewicht in der Schwerkraft geht verloren, die Tier könne sich nicht mehr aufrecht halten. Sie fallen.
  3. werden bei schwer blutenden Tieren alle weiteren Körperteile nach und nach ausfallen. Das Tier stirbt.
 
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Auch wenn die äußeren Kriterien (Vz, Ez und Geschossverhalten) gleich sind, gibt es noch einige Kriterien beim beschossenen Wild, die wohl nie völlig gleich sein werden:

Auch bei scheinbar gleicher Trefferlage können die Gefäßverletzungen die zum Blutaustritt führen an Zahl und Größe durchaus verschieden sein: Von einer Sickerblutung aus kleinsten Kapillaren bis zur Massenblutung bei Verletzung größerer Gefäße. Aber auch diese können sich mal z.B. durch Intimaeinrollung spontan verschließen. Die weitere Verteilung der Blutung hängt von der „Dichte“ des Gewebes ab: Vom rel. festen Gewebe in einem Muskelkompartment bis zum lockeren Bindegewebe bzw. Faszien zwischen den Muskeln.

Der den Blutaustritt fördernde Blutdruck kann um den Zeitpunkt des Schusses herum verschieden sein: Von erhöht durch Stress (Drückjagd) über entspannt bis zum sog. „Schock“ durch Vagusreiz durch den Schuss.

Die Dauer und Kraft der die Blutung fördernde Herztätigkeit kann von sofortigem Ausfall beim Herztreffer bis zum Versagen durch Sauerstoffmangel erst nach einiger Zeit führen.

Die Verteilung der Blutung zwischen des Faszien hängt von der Dauer der Muskelbewegungen ab: Vom sofortigem Zusammenbrechen über Schlegeln bis zu einer Flucht.

Vielleicht fällt mir noch mehr ein…..
(y)
Genau meine Erfahrung!
Bumum bei zelebralem Treffer --> wenig bis keine Einblutungen ins Gewebe. Aber bereits längeres Schlegeln reicht aus, um handgroße Hämatome zu produzieren.
Gruß-Spitz
 
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(y)
Genau meine Erfahrung!
Bumum bei zelebralem Treffer --> wenig bis keine Einblutungen ins Gewebe. Aber bereits längeres Schlegeln reicht aus, um handgroße Hämatome zu produzieren.
Gruß-Spitz
Das verstehe ich nicht ganz: Du meinst, dass es Hämatome nur durch Schlegeln gibt - entfernt von der direkten Schusseinwirkung?
(Oops habe eben nachgeschaut: Lt. Duden schreibt man "schlägeln" - von "schlagen")
 
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Ich glaube es ist auch eine Frage, wohin das Blut entweichen kann / wie das Stück verendet. Die gröbsten Einblutungen hatte ich bisher bei Stücken, die an Ort und Stelle umgefallen sind und dann auf der Seite, auf der sie zum Liegen kamen. Völlig egal ob Einschuss- oder Ausschussseite.

Stücke die noch liefen, pumpten das Blut idR in die Lunge. Das kommt einem dann zwar beim Aufbrechen im Schwall entgegen, sitzt aber nicht im Gewebe.
 
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Einblutungen zwischen die Muskeln im Bereich des Bindegewebes sind doch kein Hämatom.
Hämatome muss man rausschneiden. Das Fleisch ist nicht verwertbar. Einblutungen ins Bindegewebe kratzt man mit dem Messer weg.
Hämatome treten unmittelbar durch das Geschossaufprall auf. Das Fleisch wird sulzig.
 
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So sehen wir Jäger das. Die Medizin definiert ein Hämatom aber als eine Ansammlung von Blut, das aus den Blutgefäßen in das extravasale Körpergewebe oder einen präformierten Hohlraum ausgetreten ist.
 
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Die medizinische Diagnose bezieht sich auf den intakten Körper, oder?
 
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Eben, der bekannte Blaue Fleck ist nix anderes als ein Hämatom. Einblutungen durch ein geplatzter Gefäß, bspw durch Schlag
Aber jagdlich eine andere Nummer. Da hat der Schlag 3000 Joule oder so und es geschieht mehr mit dem Muskel.
 
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Um dann eine sichere Diagnose zu stellen wären Tierversuche notwendig. Das ist rein rechtlich ein kritisches Terrain.
 

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