Flinte restaurieren - Tru Oil härtet nicht aus/ klebt

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Nabend zusammen,

ich bin gerade dabei das Schaftholz meiner Bühag Doppelflinte aufzuarbeiten. Ich hab zunächst alles ausgeschäftet, die Dellen rausgedämpft, anschließend geschliffen, geschliffen, geschliffen und geschliffen. Dann Spiritus, abfackeln, schleifen, Spiritus, abfackeln, das ganze vier Mal hintereinander bis sich keine Fasern mehr aufstellen.

Dann habe ich dem Holz mit rotbraunem Schaftöl ein bisschen Farbe gegeben und das Öl 3 Tage und Nächte trocknen lassen. Jetzt geht es daran das Ganze zu versiegeln - und genau da liegt mein Problem.

Ich habe mit einem Zahnstocher einen Tropfen Tru-Oil aus der Flasche entnommen, rauf aufs Holz und mit dem Finger kreisförmig verrieben. Nach ~10s fängt der Kram an zu kleben. Ich höre dann sofort auf, da ich sonst Fingerabdrücke im Öl hinterlasse. Wenn ich die gesamte Holzoberfläche so bearbeitet habe stelle ich den Schaft bei ~20°C Raumtemperatur in einen trockenen Raum mit möglichst wenig Luftbewegung. Nach zwei Tagen ist der Mist nun immer noch leicht klebrig, sodass es sich mit 12000er Micromesh nicht polieren lässt, sondern immer noch die "Körnung" zuschmiert. :14:

Gibt es einen Trick den ich nicht beachtet habe? Alle bisherigen Tru-Oil-Schäfte die ich bisher in der Hand hatte waren mehr oder weniger glashart. Da schmierte nichts und das auch nach wenigen Stunden. Kann man das aushärten irgendwie beschleunigen/forcieren? Was ist vom Backofen zu halten? Oder der Nähe zur Heizung?

Ist hier im Forum jemand mit Tru-Oil-Erfahrung der dieses Problem kennt oder mir sagen kann was ich falsch gemacht habe?

Gibt es noch weitere Insidertips zur Verarbeitung von TruOil? Die Gitarrenbauerforen habe ich schon durchgelesen, genau wie das WuH-Forum. Bisher lese ich immer, dass das Zeug super aushärtet und einige bereits nach 20min die nächste Schicht aufbringen. Daran ist bei mir nicht zu denken...

Bitte keine alternativen Öle nennen. Das TruOil gibt einen so geilen holographischenen Effekt, das habe ich bisher bei keinem anderen Öl gesehen (Verzeiht meine Wortwahl, aber alles andere wäre untertrieben ;-) ).

Ich bin über jedem Tip dankbar!

Waidmannsheil

Fledertier
 
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anonym

Guest
Laß mich mal fragen:

hast Du schon mal vorher mit TruOil gearbeitet ?

Vermutlich ist das Dein erster neu aufgebauter Schaft , zumindest mit diesen genannten Arbeitsschritten inkl. TruOil , richtig ?
 
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Hallo Iltis,

Du liegst richtig, mit TruOil arbeite ich das erste mal. Bisher habe ich immer das übliche Prozedere durchgeführt, wie ich es beschreiben habe. Sprich nach dem Endschliff und der mehrfachen Behandlung mit Schaftöl war Schluss.

Da die Maserung aber immer nur im angefeuchteten Zustand diese Tiefe gezeigt hat und ich nun schon mehrfach gesehen habe, dass TruOil diesen Effekt "konservieren" kann, möchte ich gerne mit TruOil arbeiten.

Das das Finish der Flinte nicht perfekt wird ist mir klar. Mir geht es darum die Oberflächenbehandlung zu erlernen und meine Methode zu verbessern.

Wie kommst Du zu der Frage? Hast Du schon einen typischen Anfängerfehler entdeckt? Verrätst Du mir den? Ich bin wie gesagt bestrebt zu lernen :)
Waidmannsheil

Fledertier
 
A

anonym

Guest
Ohne Arroganz immer der Tipp,

sich entweder an die Werksvorgaben auf dem Waschzettel strikt verlassen

oder

"dazu gehöre ich" ein paar Jaffakistenbrettchen besorgen für eigene praktische Experimente.

Immer sinnvoll, denn was in Foren so gesabbelt wird ist oft das Gegenteil von eigener Erfahrung.

Du möchtest ein "glasiges dickes Lackfinish" mit räumlicher Tiefe im Klarlack, richtig ?

Ich vergleiche es immer mit dem rot-transparenten Finish der Zuckerglasuräpfel auf dem Weihnachtsmarkt

So was ?
 
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Der erste erfolgreiche Versuch den Lackschaft meiner Büchse auf Öl umzuarbeiten fand mit TruOil statt, Empfehlung meines Büma.
Öl auf den Schaft und schön in Maserrichtung einmassieren. Fängt durch die beigegebenen Sikkative schnell an wie Honig zu werden immer schön mit Druck, der ja auch Wärme erzeugt einmassieren. Einweghandschuhe benutzen.

Auf die Art und Weise mit Zwischenschliff habe ich so einige Schichte aufgebracht, ist immer relativ schnell abgetrocknet.

Also keinerlei Probleme mit dem abtrocknen.


Nach einem halben Jahr habe ich alles wieder runtergemacht. Hochglanz ist nicht so mein Ding.
Also alles runter und diesmal mit Tungöl und Balsamterpentin selbst angerührte Mischung, seidenmatt ist mir lieber.
 
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Dein Problem wird von dem Schaftöl vor dem Tru oil kommen.

Es gibt 2 Wege zum Ölschaft, langsam mit Schaftol etc. oder schnell mit Tru oil.
Beide Wege lassen sich nicht gut kombinieren.

Der Tru oil Weg, Schaft ist geschliffen, er braucht nicht total glatt sein, ich mach den Endschliff mit 240er Schleifpapier, nun beizt man das Holz im gewünschten Farbton.
Wenn die Farbe passt, Schaft schön trocknen lassen und mit Tru oil einpinseln.
Halbe Stunde bis Stunde warten, bis das Zeug anfängt klebrig zu werden, dann schleunigst mit feiner Stahwolle polieren, solange bis nichts mehr klebt.
Das ganze 2-3 mal wiederholen, und man hat einen Ölschaft an einem Tag.

Weg 2 Schaföl, Schaft ist geschliffen, gebeizt, und trocken.
Nun wird das Schaftöl mit einem Lappen, oder per Hand ins Holz massiert, bis nichts mehr geht.
Schaft aufhängen trocknen lassen, am nächsten Tag kriegt er die nächste Ölung.
Das sollte man ein paar mal machen, und dann mit Stahlwolle polieren.
Sind die Poren vom Holz zu ist das Ganze erstmal fertig, falls nicht wiederholen bis es passt.


Ich denke mal bei deinem Versuch hat das Schaftöl die Poren zu gemacht, so das kein Tru oil mehr reinging.
 
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ich mach den Endschliff mit 240er Schleifpapier

Ernsthaft? Ich habe beim 1000er aufgehört.

Zwischenschliffe sind okay , der letzte Schliff kommt allerdings mit Schlämmkreide.

und ansonsten zu den tollen Empfehlungen. Stahlwolle ist ein Glaubenskrieg. Mir kommt es nicht an den Schaft.
Gekauftes Schaftöl ist wie poppen mit Kondom. Ein Notbehelf.
Poren werden für ein perfektes Ergebnis vor dem ölen mit Porenfüller verschlossen.

um Tiefenwirkung des Öls zuerreichen wird Schaftöl mit Balsamterpentin verdünnt, am Anfang 1:10. Abnehmender Anteil des Terpentins bis zum Schluß eine reiner Ölauftrag kommt.
Sinn ist mit dem verdünnten Öl eine Tiefengrund herzustellen.

Zwischen den Ölungen mehr als einen Tag verstreichen lassen.

Abschlußtrocknen mindestens 14 Tage vor dem abschließenden Wachsauftrag.
 
A

anonym

Guest
Fledertier schrieb:
Dann habe ich dem Holz mit rotbraunem Schaftöl ein bisschen Farbe gegeben und das Öl 3 Tage und Nächte trocknen lassen. Jetzt geht es daran das Ganze zu versiegeln - und genau da liegt mein Problem.

Ich habe mit einem Zahnstocher einen Tropfen Tru-Oil aus der Flasche entnommen, rauf aufs Holz und mit dem Finger kreisförmig verrieben. Nach ~10s fängt der Kram an zu kleben. Ich höre dann sofort auf, da ich sonst Fingerabdrücke im Öl hinterlasse. Wenn ich die gesamte Holzoberfläche so bearbeitet habe stelle ich den Schaft bei ~20°C Raumtemperatur in einen trockenen Raum mit möglichst wenig Luftbewegung. Nach zwei Tagen ist der Mist nun immer noch leicht klebrig, ...

Welches Schaftöl war es denn?
Ich vermute mal das verträgt sich nicht. Manche enthalten Silikon, bin da kein Profi, aber das könnte IMHO schon der Grund sein.. :roll:
Es gibt ein eigenes Mittelchen von Birchwood Casey, nennt sich Walnut Stain. Das hast wohl nicht genommen um die Farbe zu kriegen? :14:
Das gäbe es auch im Kit:
http://sport.birchwoodcasey.com/Finishi ... 3b1036016d

Meine Meinung:
Alles wieder runter und mit Mittelchen von der gleichen Firma arbeiten. :wink:
Oder den unfreiwilligen Test laufen lassen und auf das Tru-Oil verzichten. Möglich wär in dem Zuge auch Schaftwachs zu verwenden.
 
A

anonym

Guest
Experimentierfreude nie am Realobjekt, warum machen Anstreicher und Lackierer auch erst Proben trotz ewiger Erfahrungen mit den Produkten ?

Die diversen (ganz unterschiedlichen) Wege zu dem Lieblingsfinish und die ganzen Produkte dazu, auch die nicht Endverbrauchern zugänglich sind: Informationsfülle für ein Buch oder Seminare

Durch ständiges Testen habe ich ohne Anspruch auf Vollständigkeit aus reiner Neugier vermutlich jedes Waffenpflegeprodukt der letzen Jahrzehnte durchprobiert, inkl. Industriecoatings und div. Bümarezepte und Mixturen , die in alten Büchern standen oder von denen ich "nur" Proben von Selbstgemixten auf freundschaftlicher Basis abgestaubt hatte.

Bestmögliches Smart Repair auch an Waffenschäften mit den unterschiedlichsten Aufträgen und teils jahrzehntealten Ölschäften ( mechanisch/strukturell jedoch neuwertig) , ohne denen gleich ein komplett neues Finish verpassen zu müssen. Ziel bei Sammlerstücken aller Art auch technischem Gerät, Möbeln , Dekorationen > möglichst schonen das Originalfinish erhalten , ohne das Ausbesserungen optisch auffallen

Beste Preise erzielen Stücke in bestmöglichem Originalzustand , denen man keine Restaurierungen ansieht. Das interessiert jedoch nicht den Treckerflintenfan und auch nicht den, der seine Waffe nur benutzt. Das würde hier die meisten nur langweilen, zu Maulereien führen und daher gehe ich auch nicht weiter darauf ein.


Kurzfassung für diesen Fall

Die handelsüblichen Schaftöle sind dazu abgestimmt, einen bereits vorhandenen Ölschaft chemisch reinigen (!) und dann nährend zu pflegen und dabei die vorhandene Farbe zu erhalten bzw. kleine Kratzer durch die vorhandene Farbschicht auf das hellere Holz kosmetisch auszubessern

Anwendung: nach dem Waffeneinsatz/Jagd , reinigen und trocknen der Waffe die Metallteile innen und aussen leicht konservierend einölen und alle Holzteile ebenfalls leicht abwischen.

Bei den Metallteile ein paar Tröpfchen waffentaugliches Öl ( hier jetzt Ballistol weil frei von Spiritus , Terpentin, Petroleum oder anderen Erzeugnissen der Petrochemie und basisch vom PH Wert ) auf einen weichen sauberen Lappen und für das Holz auf einen anderen sauberen weichen Lappen ein paar Tröpfchen von diesem handelsüblichen Schaftöl. wenige Tröpfchen = nicht zuschütten , naß wischen oder ertränken damit

Der oft geschätzte WET LOOK ist so nicht zu erreichen

Wieviel Aufwand getrieben wird, hängt von den persönlichen Qualitätsansprüchen ab, und da gibt es gewaltige Unterschiede abhängig von der Qualität des Waffenanspruches.

Alle ladenübliche Waffenpflegeprodukte inl. Laufreinigern , Waffenölen und Schaftölen müssen idiotensicher auch bei den einfältigsten Kunden sein und sofort einen sichtbaren Effekt haben. Mehr nicht. Dauerhaftigkeit oder Perfektion geht anders :26:
 
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Stahlwolle soll, ich habs nie ausprobiert den Nachteil haben, daß kleinste Stahlpartikel im Holz zurückbleiben, die anschließend im Laufe der Zeit korrodieren und kleine schwraze Pünktchen im Holz erzeugen.
 
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Moin!

Hier hat sich ja einiges getan :) Vielen Dank fürs die Tips und Ratschläge bisher!

Die Wechselwirkung mit dem anderen Öl hatte ich mir auch schon ausbaldovert, aber auf einem Stück unbehandelten Holz konnte ich den gleichen Effekt feststellen. Heute morgen habe ich mir allerdings die vierte Schicht gegutachtet und war überrascht. Die Oberfläche war glatt wie ein Babypopo und glashart. Entgegen meinem sonstigen Wesen war ich wohl nicht geduldig genug. Die Schicht die ich heute morgen aufgebracht habe war heut abend ebenfalls trocken. Aus irgendeinem Grund funktioniert es jetzt :)

Dazu tritt jetzt auch immer mehr dieser "holographische" Effekt auf. Die Riegelung (wie beim Riegel-Ahorn z.B.) quer zur eigentlichen Maserung tritt immer mehr hervor. Das geniale daran ist, dass die Riegelung aus einer Blickrichtung zu sehen ist und aus der anderen nicht. Dazu noch die von Iltis beschriebene Tiefe im Holz - Ich glaube das kann was werden :)

Ich werde jetzt auf jeden Fall erstmal mehr Schichten aufbringen und dann wenn es ordentlich aussieht mal Bilder hier einstellen.

Waidmannsheil

Fledertier
 
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Dazu tritt jetzt auch immer mehr dieser "holographische" Effekt auf. Die Riegelung (wie beim Riegel-Ahorn z.B.) quer zur eigentlichen Maserung tritt immer mehr hervor. Das geniale daran ist, dass die Riegelung aus einer Blickrichtung zu sehen ist und aus der anderen nicht. Dazu noch die von Iltis beschriebene Tiefe im Holz - Ich glaube das kann was werden

Die Amis sagen Fiddleheads, ich habe mich immer gefragt wie man das deutsch benennt.
Im übrigen hat das allerdings nix mit dem Öl zu tun, sondern mit der verbesserten Oberflächenbehandlung vor dem ölen.
 
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Dazu fällt mir noch ein,dass ich einmal sah,wie einer der besten
Flintenbauer über einen Schaft mit Sikkativ ging.Künstlerqualität
von Schminke.Lurcher
 
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Dazu fällt mir noch ein,dass ich einmal sah,wie einer der besten
Flintenbauer über einen Schaft mit Sikkativ ging.Künstlerqualität
von Schminke.Lurcher
 

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