Den Hype um die Drückjagden in den - sagen wir mal den letzten 20 Jahren - finde ich allmählich auch deutlich überzogen.
Die Jagden wurden teilweise immer größer und verkamen zum "Jagdevent", nicht nur im öffentlichen Wald, sondern auch in vielen Privatrevieren.
Die Qualität einer Jagd erschöpft sich nicht darin, möglichst viele Schützen einzuladen, sondern v.a. in der Qualität der geeigneten Hunde, deren Führern und der richtigen Standauswahl. Darum baut sich der Rest auf.
Wenn alles passt, kann man auch ruhig mal mit 20 Mann jagen und eine zünftige Waldjagd mit Stöberhunden auf alles Wild machen (von mir aus gern auf Fuchs, Has und Schnepf).
Das soll nicht heißen, früher war alles besser, aber man muß auch den erheblichen Aufwand sehen, der eine 60 Schützen-Jagd bedeutet und doch nicht längst immer 25-30 Stück an Strecke bringt, was dann angemessen wäre.
Abgesehen vom Gebot der großräumigen, strategisch abgestellten Jagd bei Schalenwild, wäre wieder in vielen Revieren der Mut zur Lücke oder eben der Mut zu kleinflächigeren Jagden angebracht. Alternativ kann man auch zu einem gemeinsamen Ansitz einladen, über die normale Reviermannschaft hinaus.
Allerdings darf man beim Drücken nicht das Hasenjagd-Prinzip (Schützenketten entlang von Wegen vor einer Dickung) anwenden, das sich leider noch immer hält (ausschl. in privaten Revieren).
Und wenn sich jetzt auch Einige davon wieder provoziert fühlen, ein schönes Rehdrückerle mit kurzläufigen, sicher spurlauten Hunden ist etwas ganz Feines, kann fast in jedem Revier so ab 100 ha Waldanteil im kleineren Kreis durchgeführt werden.
Rehe gibts überall und der Abschuß an einem Tag um ein paar Stück vorangebracht, tut vielen Revieren gut und ist auch im Sinne des Wildes.
Weitere Vorteile sind die persönlichere Atmosphäre bei kleinen Jagden, man kenn sich oder lernt sich kennen. Der Rückgriff auf völlig unbekannte Teilnehmer ist entbehrlicher, gewisse Risiken sind viell. kleiner (s. Hundstod in Hessen kürzlich).
Der permanente Fokus auf Sauen verstellt vielen Jägern mittlerweile den Blick und lässt bewährte Praxis-Kenntnisse den Bach runter gehen.
Ebenso die einfach nur "moderne" einseitige Sicht auf die "Schweißhundearbeit" (auch dank Werbung Ausrüstungsbranche) lässt in vielen Revieren viele falsche Hunde anschaffen oder sie gar nicht umfassend führen. Wenn man aber jagen will, haben Pächter oder Mitgeher dafür keine geeigneten Hunde...
Und da ich ja gern als letzten Satz etwas "Herabwürdigendes" äußere
:
Die Jagd verkommt heute oft zum Theater-Stück, in dem sich Viele als Sondereinsatz-Kämpfer sehen...!
Für die Jagd grundlegende Kenntnisse um Natur und Wild gehen zunehmend verloren und das nicht nur bei Jungjägern.