Gestern war die Drückjagd auf welche ich mich jedes Jahr freue, einfach schon aus dem Grund um all diejenigen wieder zu treffen, die man sonst übers Jahr nicht trifft.
Aufgrund von meiner Schulter OP letztes Jahr, war heuer endlich auch mein Doppelbüchsdrilling mit von der Partie. Etwas gegrübelt hatte ich am Vortag welche Büchse ich mitnehmen sollte: Doppelbüchse, Doppelbüchsdrilling oder doch die Familienbüchse? Die Entscheidung war dann aus dem Bauch heraus.
Dieses Jahr hatten mein Vater und ich neue Stände bekommen und wir waren unter den Ersten (09:00 Uhr) die angestellt wurden. Wettertechnisch hätte es nicht besser laufen können: gefrorener Boden, Minusgrade und trotzdem Sonne.
Devise war, leise auf den Stand zu kommen und aufmerksam sein. Die Bitte des Anstellers war es, Rehwild erst nach dem Anblasen (10:00 Uhr) zu beschießen, weil sonst die Sauen in den Einständen schon hocherden können und noch nicht alle Stände besetzt sind. Okay, kein Problem. Die Freigabe für die Jagd lautete: Rehwild (weiblich und Bockkitze), Sauen alles (keine führenden Stücke) und kein (!!!) Raubwild.
Als erstes kamen mir drei Rehe (Gaiß mit zwei Kitzen), die ich aufgrund der Ansage ziehen ließ. Hatte also Zeit mir die Schussmöglichkeiten anzusehen und mich gemütlich in der Sonne einzurichten. Nach rechts, links und hinten gingen jeweils gemulchte Krähenfüße (ca.35m) weg, sonst Buchenrauschen und ein Paar kleinere Fichtendickungen. Passt, alles machbar also.
Kurz nach 10 rauschte es plötzlich hinter mir. Gaaanz langsam umgedreht um zu sehen, was da los ist. An die 30 Sauen, angeführt von einer großen Bache schoben sich in die Jungbuchen ein, keine 15m hinter mir. Puh, da schnellt der Puls mal nach oben. Also angefangen nach Lücken zu suchen, aber entweder waren freistehende Sauen in keiner Lücke, oder wenn mal was in einer Lücke stand, waren Sie verschachtelt. Die Möglichkeit also zum Ansprechen genutzt: keine kleinen Frischlinge dabei, ein Paar Überläufer um die 60-70kg, Frischlinge mit 30-40kg und die dicke Leitbache. Die Letztere holte auch hörbar öfter Wind und hielt die Rotte beisammen. An die 10-20 Minuten ging das Spiel hinter mir so weiter.
Dann wurde es spannend. Langsam setzte sich die Bache in Bewegung und dirigierte Ihre Rotte weiter. Natürlich nicht über die gemulchte Schneise, sondern im hohen Gras auf ca. 60m. Stehend freihändig wird das auf den 1,5m nix, das wusste ich. Also runter auf den Pöppes und aufgelegt. Zielfernrohr auf 4-Fach hochgedreht, entsichert und eingestochen. Wenn, dann klappts jetzt dort auf dem vom Harvester gegrabenen Stück. Erste Sau drüber, zweite, dritte, dann kommt einer der Frischlinge. Als es grau im Zielfernrohr wurde abgedrückt. Ein Zeichnen konnte ich nicht erkennen, aber jetzt ging die Hölle los. Aus allen Ecken und Enden kamen die Sauen hervor. Ein Trupp aus 10 Frischlingen hielt direkt auf meinen Stand zu. 15m vor mir auf der gemulchten Schneise drehten Sie ab und der letzte Frischling bekam den linken Lauf des DBD aufs Blatt. Er lag im Knall.
Die Rotte lief weiter und kurz darauf knallte es bei meinem Vater (Nachbar) und bei den weiteren in der Schützenlinie. Läuft also, dachte ich mir. Eine Sau haben wir schon mal, die Anderen haben auch Erfolg gehabt, lediglich meine erstbeschossene Sau machte mir Bauchschmerzen. Das Treiben dauerte nun ewig, wie man es wohl kennt, wenn man ein Stück beschossen hat, das nicht in Sichtweite liegt.
Nachdem es dann endlich vorbei war, runter vom Sitz und hin zum Anschuss. Die Treiber hatten Ihn verbrochen, Schweiß war genügend da, tief abgestreift und dunkel. Hmm, das wird ne Nachsuche... .
Also die zweite Sau geborgen und mit meinem Vater gewartet. Jeder aus unserer Gruppe hatte Waidmannsheil, es lagen 5 Sauen.
Am Forsthof dann nach einem Hundeführer gefragt. Schnell fand sich dann einer mit einem wunderschönen, sehr kräftigen BGS. Vermutlich Kontrollsuche lautete die Aufgabe, denn am letzten Stand lag eine Sau mit Weich/ Keulenschuss. Ran an den Anschuss und los geht´s. Gleich von Anfang an sagte der Hundeführer, das ist kein Keulenschuss. Zu tief der Schweiß und keine Wildpretfetzen. Hund angesetzt und dann ging es rein in die Dickung. Erstmal fand sich nichts, deswegen nach 10min nochmal neu an den Anschuss gesetzt. Immer wollte der Hund nach rechts, aber dort lag ja vorher der zweite Frischling. Glaube immer dem Hund also hinterher. Auf einmal Bellen direkt neben uns und wir schauten doof aus der Wäsche.
Keine 5m neben der zweiten Sau, lag auch die Erste mit blitzsauberem Tiefblatt Schuss. Joa, 7 Leute sind locker 10 Mal an Ihr vorbeigelatscht und haben Sie nicht gefunden. In voller Flucht ist Sie in eine abgeschnittene Buche gedonnert und lag dann dort. Fluchtstrecke keine 20m.
Da schauten alle dann blöd, als wir nach einer Stunde (wir haben herzlich noch geratscht und gelacht) wieder am Forsthof ankamen, mit einer Sau im Gepäck. Wer den Keulenschuss fabriziert hat, konnte leider nicht ermittelt werden.
Also eine Doublette in unter 10 Sekunden, dank Doppelbüchsdrilling. Ich war seelig wegen des Ausgangs der Nachsuche, die Strecke topp und das Allerbeste:
Vater und Sohn haben beide Strecke gemacht. Ein gelungener Jagdtag ging zu Ende.
So und jeder der hier am Ende angelangt ist, dem wünsche ich einen frohen ersten Advent und allzeit sichere Kugeln.
Kipplauf_Fan
Für die Statistik.
9,3x74R mit 10g Sax (Bleifrei)