Dorfleben

S

SA6463

Guest
ob du es jetzt glaubst oder nicht. die letzten alteingesessenen Bauern haben erst Ende der 1980 oder sogar erst Anfang der 90er den Stromanschluß bekommen. Vorher mussten sie mit Aggregaten arbeiten. Gut, das war auch selbst verschuldet weil halt der Vorgänger gemeint hat dass man so ein "neumodisches Glump" nicht braucht und die Elektrifizierung der Seitengräben abgeschlossen war. Damit kostete der Anschluss dann halt um einiges mehr und das war dann nicht gewollt.

Ebenfalls Fakt ist es dass es bis weit in die 1990er bei uns noch Landwirte gab die im Sommer am Plumsklo und im Winter im Stall ihre Notdurf verrichteten. Erst als die Kläranlagen überall verpflichtend wurden, wurde bei dem Einen oder Anderen eine Dusche und ein WC eingebaut, einer stellte einfach einen Sanitärcontainer vor das Haus und fertig. Ich glaube nicht dass der viel benutzt wird, jedenfalls ist im Winter keine Spur zu dem zu sehen. Die Kinder die in den späten 90ern aufwuchsen wurden halt, so wie wir in den 60ern, im Wäscheschaffl gewaschen oder die Mutter packte sie ein und fuhr mit ihnen zur Oma ins Dorf.

Eine Bäuerin gab es noch die hatte bis vor 7 oder 8 Jahren kein fliessendes Wasser im Haus. Erst als die Wirtschaft übergeben wurde haben die Jungen bei ihr das Wasser eingeleitet. Mit dem Erfolg dass die Leitung gleich im ersten Winter abgefroren ist. Na da hat sie aber geschimpft über das neumodische Zeug.
Ja, das kommt mir sehr bekannt vor!

Ich hatte ja in dem anderen Thread von dem Tiermessy kurz mal gesprochen - der hat seinen Hof niemals renoviert, obwohl er gefühlt "mitten" im Dorf gewohnt hat.

Alle um ihn herum hatten schon die allerneusten, modernen Erungenschaften, nur er nicht.

Der Kerl war zu der Zeit noch nicht einmal alt, oder so, das war ein ziemlich "junger" Bursche im Vergleich zum Alterschnitt des Dorfes zu der Zeit.

Aber der war halt sehr von seinen Eltern beeinflusst. Und die waren wohl Mennoniten und haben alle neumodischen Dinge abgelehnt. Außer natürlich einem Traktor, aber das war auch so eine Klamotte die von Rost und "Gutem Willen" zusammengehalten wurde.

Auf jedenfall, der Hof existiert heute nicht mehr, irgendwann muss ihm wohl mal eine seiner Petroleumlampen vom Tisch gefallen sein. Er ist wohl lebend aus dem Haus rausgekommen, wollte dann aber auch nicht mehr weiterleben - weil er mit dem Elternhaus eng verbunden war. Das war einige Zeit nachdem er das Tierhaltungsverbot über gebügelt bekommen hat. Aus gutem Grunde, die Tiere die er hatte waren verwahrlost, krank und zum großen Teil nicht zu retten gewesen.

Naja, nun steht da ein neues Gebäude. Allerdings gehört das Grundstück nun auch seinem alten Nachbarn, der dort für seine Eltern das Altenteil gebaut hat. Dadurch haben die einen kürzeren Weg zur Straße mit ihrem Auto. Das neue Haus bietet alle Annehmlichkeiten, die man heute so braucht.
 
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Unser Dad hat oft noch das alte Plumpsklo neben der Miststatt genutzt. Dort hatte er seine Ruhe und Wasser wurde auch noch gespart! (y)
Ende der 90er wurde dann die Miststatt aufgefüllt und das Klo wich einem Gewächshaus. Die Seitenmauer mit dem kleinen Fensterl steht heute noch :LOL:
 
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Annehmlichkeiten, die man so braucht...
Die morgentliche Dusche ist für mich immer noch Luxus!
Kann mich dran erinnern, wie ich mich nach der Waldarbeit in der Schüssel waschen musste...
Lichterfest war hier irgendwann Ende der fünfziger. Natürlich staatlich gefordert!
Strom im Haus ist prima, zumal einiges davon vom Dach kommt.
Kanalisation brauch ich nicht, geht mit der Grube perfekt.
Um das Wasser, also Pumpe, Kessel, Filter kümmer ich mich selber. Etwas Unabhängigkeit ist gut fürs Gehirn. Geheizt wird mit Kaminofen und Scheitholz. Das muss ich dann irgendwann im Alter leider kaufen. Alternativ würde ich auch mit Strom heizen.
Gruß-Spitz
 
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Blöd ist nur wenn irgendwas nicht funktioniert. Der Schornsteinfeger hat was am Ofen zu meckern obwohl der seit Jahren einwandfrei funktioniert. Die Behörde hat was mit der Klärgrube zu meckern weil die Wartungsfirma (Pflicht) irgendwas falsch gemacht hat. Klärgrubenabfuhr klappt auch nicht, nur bezahlen muss ich trotzdem. Das Gesundheitsamt jammert wegen der Trinkwasserprobe (Pflicht), ich rotiere und mache...letzten Endes war die Probe vertauscht 600€ weg. Dann kommt noch der Heizöltanktüv...Gastanktüv...undsoweiterundsoweiter.
Bekommst nicht mal mehr 'ne Wurmkur für die Hühner... Da hat man auch manchmal keinen Bock mehr! Füße hoch und Harz4 ist einfacher.
 
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@zigarillo
Konsequentes Landleben ist von der Gesellschaft nicht erwünscht und wird grundsätzlich auch nicht verstanden.
Was ich hier für ein Bohei erlebt habe, als irgendein Amt meinen Wasserverbrauch wissen wollte!
Die haben monatelang sachlich nicht wahr haben wollen, dass ich keinen Wasserzähler habe.
Das Gesundheitsamt lässt uns in Ruhe. Ich denke, dass die andere Prioritäten für ihre drei Angestellten haben. Trinkwasserprobe mach ich so alle 5 Jahre in Eigenverantwortung.
Heizöl oder Gas hab ich nicht. Schorni lässt uns auch in Ruhe. An so einen Scheitholzofen als einzige Heizmöglichkeit kann er auch nicht so ohne weiteres ran.
Gruß-Spitz
 
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Blöd ist nur wenn irgendwas nicht funktioniert. Der Schornsteinfeger hat was am Ofen zu meckern obwohl der seit Jahren einwandfrei funktioniert. Die Behörde hat was mit der Klärgrube zu meckern weil die Wartungsfirma (Pflicht) irgendwas falsch gemacht hat. Klärgrubenabfuhr klappt auch nicht, nur bezahlen muss ich trotzdem. Das Gesundheitsamt jammert wegen der Trinkwasserprobe (Pflicht), ich rotiere und mache...letzten Endes war die Probe vertauscht 600€ weg. Dann kommt noch der Heizöltanktüv...Gastanktüv...undsoweiterundsoweiter.
Bekommst nicht mal mehr 'ne Wurmkur für die Hühner... Da hat man auch manchmal keinen Bock mehr! Füße hoch und Harz4 ist einfacher.
Das kann im Außenbereich schon nerven. Bei uns wird auch gerade der Gastank samt Hausanschluß moniert. Und ständig Theater mit der Hauswasserenteisung. Glasfaser haben wir in Eigenregie gelegt. Dennoch pro Anschluß 2500€ bezahlt.
 
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Der eine Landwirt der erst in den 70ern den Strom bekommen (weil so gewollt) hat wohnte bis vor ca 10 Jahren in einem Haus das Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut wurde. Seither zwar ein paar Umbauten (Tischherd rein statt Rauchkuchl, Fenster vergrössert etc) aber WC und Dusche wurden halt einfach als unnötig betrachtet. Erst die Schwiegertocher setzte sich durch als es mit den 2 kleinen Kindern dann doch zu anstrengend war. Die wohnen übrigens dauerhaft auf knapp 1100 m Seehöhe.
 
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Habe meistens dörflich gewohnt und habe sicherlich auch 1 Jahr meines Lebens in Hotels verbracht. konnte mir nie vorstellen, in einer Stadt zu leben. vor 7 Jahren bot sich die Gelegenheit eine Parterre-Wohnung mit 110 qm in einem Gründerzeithaus, mit 3 Wohnungen, zu erwerben. Ich habe es nicht bereut. Kreisstadt ca. 15.000 Einwohner, keine Durchgangsstraße, ruhiges Wohnviertel. 5 km bis ins Revier. Bahnhof, 3 Autobahnauffahrten, Freibad, Hallenbad, sämtliche Einkaufsmöglichkeiten, Handwerksbäcker, Schlachter, Ärzte, Schulen, Krankenhaus, Schießstand, Sportanlagen, Reithalle. 10 Minuten zu Fuß bis zum Marktplatz. Ich bin zufrieden.
 

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