Lippische Landes-Zeitung, 10.10.2011
Jäger schießt Häcksler-Fahrer ins Knie
Schlimmer Unfall bei der Maisernte: 29-Jähriger wird schwer verletzt
VON HEIDI STORK
Detmold-Dehlentrup. Bei der Maisernte ist es in Dehlentrup zu einem tragischen Jagdunfall gekommen. Ein Häcksler-Fahrer wurde durch einen sich lösenden Schuss aus einem Jagdgewehr getroffen und schwer verletzt.
Der 29-jährige Arndt Schafmeister liegt noch immer im Krankenhaus. Am vergangenen Mittwoch hat ein Schuss sein linkes Knie zertrümmert. In einer Notoperation musste das Projektil aus der gebrochenen Kniescheibe entfernt werden. Durch eine weitere Operation sollen in zwei bis drei Wochen die Fixierungsschrauben am Kniegelenk wieder entfernt werden. "An Laufen ist also noch lange nicht zu denken", erzählt der 29-jährige betrübt.
An den Unfallhergang erinnert sich Schafmeister gut. Während der Maisernte werden sehr häufig Jagden am Feldrand angesetzt, um die Bestände des Schwarzwildes auf einem angemessenen Niveau zu halten. So haben am Mittwoch fünf Jäger einen Maisschlag an der Brokhauser Straße in Dehlentrup umstellt, den Arndt Schafmeister mit seinem Maishäcklser ernten wollte. "Wir hatten das gut sieben Hektar große Feld schon zum größten Teil abgeerntet, nur etwa ein Hektar stand noch", erzählt Schafmeister.
Gegen 14 Uhr verließ der junge Mann die Erntemaschine, um auf das Folgefahrzeug zu warten. Zwei Jäger gesellten sich zu ihm, man kam ins Gespräch. "Plötzlich hörten wir ein Zischen und ich spürte einen Schlag im linken Knie", beschreibt er die Geschehnisse. Er blickte hinab und erkannte ein Loch in der Hose. Zunächst verstand er nicht was passiert war, doch dann fiel er, von einer Kugel getroffen, zu Boden.
"Ich glaube, der Schuss kam von der anderen Seite des Feldes", vermutet Schafmeister. Die beiden Jäger reagierten sofort, leisteten Erste Hilfe, verständigten den Notarzt und signalisierten den anderen Waidmännern was passiert war. Ein Rettungswagen brachte Arndt Schafmeister kurze Zeit später mit einer offenen Kniefraktur ins Klinikum Detmold, wo er bereits um 15 Uhr operiert wurde.
Unklar ist der genaue Unfallhergang. Spezialisten sollen nun prüfen, ob die Kugel möglicherweise von den Maispflanzen oder einem Stein abgelenkt wurde. Die Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft dauern an. Das Lohnunternehmen Schafmeister Agrarservice aus Lemgo zieht Konsequenzen aus dem Vorfall. "Ich habe allen Kunden gesagt, dass meine Leute sofort das Feld verlassen, sobald sie einen Jäger sehen. Diese Regelung gilt, bis es vernünftige Konzepte gibt, die ein sicheres Arbeiten möglich machen", konkretisiert Geschäftsführer Tobias Schafmeister die Auflage. Albrecht Brokmeier, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Lippe, will den Vorfall in den nächsten Sitzungen besprechen: "Denn oberstes Gebot ist und bleibt die Sicherheit aller Beteiligter", betonte Brokmeier.