Update:
Ich habe gestern ausgiebig mit meinem Großonkel - Südafrikas bekanntestem Militärhistoriker - telefoniert. Die Mannlicher in 9,3x62 gehörte nie seinem Großvater, sondern wurde von seinem Vater in 1935 als Neuwaffe erworben. Sein Opa hat sie jedoch oft von seinem Sohn geliehen.
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Zitat meines Großonkels (aus dem Englischen übersetzt):
Mein Großvater benutzte normalerweise den Mannlicher Stutzen meines Vaters, auch auf der geschilderten Jagdsafari nach Mozambique. Mein Vater kaufte diese neue Büchse 1935 in Kapstadt (der Preis, soweit ich mich erinnere, war nur £ 35! - heute ca £2600).
Damals war das meistgeführte Jagdgewehr in Südafrika die Lee Enfield .303 SMLE mit Militärpatronen, die für die Jagd allerdings nicht ideal waren. Aber was meinen Opa für immer so richtig sauer auf die .303 SMLE machte, war, dass er eines Tages einen fast sicheren Todesschuss verpasste, weil er in Eile mit dem suboptimalen Fluchtvisier der Büchse nicht zurechtkam. Fortan erklärte Opa allen SMLEs den Krieg und führte ausschließlich Papas Mannlicher, für die man natürlich auch geeignete RWS- und Kynoch-Jagdpatronen bekommen konnte (ich habe noch einige der alten Patronen übrig). Mein Vater führte seine Mannlicher überall, hauptsächlich im heutigen Namibia und in Angola.
Mein Vater nahm - verbotenerweise (man mag es kaum glauben!) - sogar die Mannlicher mit, als er 1940 als Chirurg auf Seiten der Alliierten in den zweiten Weltkrieg Krieg nach Abessinien abkommandiert wurde. Er meinte, Ostafrika sei jagdlich sehr interessant und vielleicht würde er zwischen den Kämpfen die Gelegenheit haben dort ein wenig zu jagen. Diese Begründung klingt unglaublich, aber sein Kopf funktionierte nicht wie der aller anderen - und unserer Familie wird ja eine gewisse Dickköpfigkeit nachgesagt.
Es ergab sich damals zwar keine Gelegenheit in Abessinien zu jagen, aber als sein Konvoi eines Tages von einer italienischen FIAT CR42 angriffen wurde, nahm er schnell die Mannlicher heraus und feuerte fünf Schüsse auf das Flugzeug ab. Nachdem es abstürzte, ging Papa zum Brigadehauptquartier um seinen „Abschuss“ zu melden und für sich zu beanspruchen. Ein Informationsoffizier der Infanterie behauptete jedoch, dass das Flugzeug mit einer Bren beschossen wurde. Papa erwiderte: “Nein! Euer .303-Infanteriegeschoß ist nicht für die Jagd geeignet. Das mit Stoff ummantelte Flugzeug fällt mehr oder weniger in die gleiche Kategorie wie ein Löwe - d.h. dünnhäutiges, gefährliches Wild - und dafür ist ein Teilmantelgeschoß viel besser geeignet! Außerdem bin ich ein erfahrener Flintenschütze und habe das Ziel mit ausreichendem Vorhalt beschossen!“ Nachdem der Verbindungsoffizier ihn für verrückt erklärt und weggescheucht hatte, hegte Papa bis zu seinem Tod einen Groll gegen die Armee, die ihn (aus seiner Sicht) um einen rechtmäßigen Flugzeugabschuss betrogen hatte!
(Aus Abessinien brachte mein Vater auch eine .425 Westley Richards mit, die ich noch habe, aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.)
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Der Mannlicher-Stutzen aus 1935:
