Momentan sind unsere (der Holden und meine) Kirrungen, drei an der Zahl, regelmäßig angenommen und so haben wir es vor 4 Tagen Abends auf Reh & Sau probiert, wobei die Holde noch ohne WBK und Nachtsicht versehen ist. Allerdings werden die Tage immer länger und damit die Nächte immer kürzer, was den Sauen weniger Zeit zum Fressen gibt und sie deshalb recht früh kommen.
Die Holde saß im Wald am Ende einer Rückegasse, weswegen ich ihr meine WBK überlassen hatte, ich in einem anderthalb Kilometer entfernten Sitz an einer Salzlecke, ebenfalls im Wald, Madame Foxel saß neben mir. Sicht hatte man lt. Lunalink in etwa bis dreiviertel zehn.
Bei mir war nichts los, nur dass der Hund schon seit über einer halben Stunde immer mal wieder nach links hinten Wind holte, ein sicheres Zeichen, dass da Wild war; zu hören war nichts und ohne WBK kein Einblick in die grüne Hölle. Als ich fast nichts mehr sah, entschloss ich mich zum Abbaumen, entlud die Waffe, packte zusammen, stand auf und nahm das Schußbrett hoch.
In dem Moment erscheint keine 10 Meter links eine Sau und trollt gemütlich übern Forstweg, ein Überläuferkeiler, der gepasst hätte. Die Kirrung ist auf zwei Uhr rechts, vielleicht zieht er hin?
Leise wieder die Büchse geladen und gewartet, aber ein entferntes Knacken von Holz deutet an, dass er auf dem Weg Richtung Feld und Raps ist, schade! In dem Moment meldet sich die Holde per Whatsapp: Sau!
Na alla, vielleicht hat sie Glück; ich baume ab und fahre zu ihr. Angekommen, erscheint sie auf dem Weg und berichtet, dass eine mittlere Sau 10 min lang an der Kirrung war, vermutlich ein junger Keiler, sie ihn aber nicht mehr in die Optik bekommen hätte; immerhin alles richtig gemacht: Lieber den Finger gerade als ein krankes Stück.
Vorgestern Abend sitzen wir wieder an, gleiche Stellen, wenn die Holde Dusel hat, kommt der Keiler wieder früh und es ist ja nun 5 min länger hell.
Kurz vor zehn höre ich leise einen Schuß, da wir alleine im Revier sind, kanns nur die Holde sein, schau mer mal.
Ich mache mich wieder fertig, baume ab und fahre hin, direkt zum Sitz und höre eine Geschichte, wie sie immer wieder mal passiert:
Eine Viertelstunde vor absoluter Dunkelheit hörte sie links vor sich Knackgeräusche, zehn Minuten später erscheint eine mittelgroße Sau, Keiler, wechselt zweimal an der Kirrung vorsichtig die Seite, immer sichernd, und nimmt dann die Kirrung an. Fressen tat er auf den Knien, wie ein Warzenschwein. In der WBK deutlich zu erkennen, bekommt sie diesmal den Umriss zusammen und läßt fliegen; die Sau geht deutlich hörbar weg, dann ein lauteres Krachen und sie müsste liegen. Die Holde wartet brav fünf Minuten und läuft dann vorsichtig Richtung Kirrung, wobei sie mit der WBK in Richtung der geflohenen Sau absucht und tatsächlich: In Schrotschussentfernung ein großer weißer Fleck, die Sau liegt und die Anspannung fällt von der Schützin ab. Ein paar Sekunden später geht der Fleck in Wanderschaft...
Ihr sei fast das Herz stehen geblieben, meinte sie, was jetzt? Sie vermutet einen schlechten Schuß, geht leise zurück zum Sitz und will der Sau Zeit zum Verenden geben, falls sie krank geschossen ist. Kurz darauf bin ich bei ihr und höre die Geschichte. Zusammen schleichen wir wieder auf der Rückegasse voran, diesmal habe ich die WBK, aber als ich dahin schaue, wo die Sau sein sollte, sehe ich nichts, so´n Mist! Wenn die Sau tatsächlich krank abgegangen ist, heißt das Nachsuche mit allem drum und dran, das fehlt uns jetzt noch. Zum Glück hätten wir den Hund dabei...
Aber zuerst mal zum Anschuß und sehen, was der hergibt. Wir sind keine zehn Meter davon entfernt, schaue ich nochmal durch die Kamera und siehe da, zwei Meter neben der Kirrung liegt eine Sau, mausetot! Sie lag so unglücklich hinter einem kleinen, absolut dichten Busch, dass sie vorher nicht zu entdecken war, Dusel gehabt!
Der Ü-Keiler war wohl etwas spitz gekniet, der Einschuß lag zwischen Schulter und Hals und trat mittig Kammer aus, die Sau war sofort verendet.
So wie oft, dürfte ein Brüderpaar unterwegs gewesen sein, und der Bruder hatte sich zurückgehalten, zu sehen ist momentan vegetationsmäßig eh fast nichts im Dickbusch.
Beim Schuß brach er weg und die Holde hielt ihn für den Beschossenen, wäre mir nicht anders gegangen.
Schlußendlich lag ein Keilerchen von 45 kg, das Bild zeigt die Ausschußseite.
Für die Ästheten:
Künstlerisch wertvolle Fotos sind nachts etwas schwierig...
Beim Aufbrechen fanden wir eine Menge Weißes, der Mais schlägt gut an...
Heute morgen war ich kirren, Brüderchen war schon wieder da...